Freie Arztwahl nicht möglich? Menschen mit Handycap haben es in Penzberg manchmal schwer
Wie steht es um die Barrierefreiheit in Penzberg? Der VdK-Kreisverband hat sich kürzlich genauer angeschaut, wie gut Menschen mit körperlichen Einschränkungen am Leben in der Stadt teilnehmen können. Dabei wurde deutlich, dass sich die Barrierefreiheit in den vergangenen Jahren zwar verbessert hat. Es gibt aber auch noch einiges in Penzberg zu tun.
Bereits im Jahr 2018 hatte der VdK-Kreisverband Oberland eine Begehung im Penzberger Stadtgebiet durchgeführt, um zu prüfen, wie gut Menschen mit körperlichen Einschränkungen ihren Alltag in der Stadt meistern können. Dabei kamen einige Defizite unter anderem bei Zugängen in öffentliche Gebäude zum Vorschein (wir berichteten). Vor kurzem wiederholte der VdK die Begehung. Die Ergebnisse präsentierten Peter Maier und Reinhold Nöth vom VdK-Kreisverband in der jüngsten Sitzung des Seniorenbeirats.
Maier erläuterte in der Sitzung, dass sein Verband mit dieser Begehung das Ziel verfolge, die Barrierefreiheit in der Stadt nach und nach zu verbessern. Dabei betonte er, dass es sich bei der Barrierefreiheit um eine „Pflichtaufgabe“ einer Kommune handle. „Die Teilhabe schreibt das vor.“
Im Vergleich zur Begehung vor sechs Jahren sei aber festzustellen, dass sich bereits einiges für Menschen mit Handicap oder für Senioren verbessert habe. Beispielsweise gebe es in der Tiefgarage der Rathauspassage mittlerweile einen barrierefreien Parkplatz. „Der wird auch gut genutzt“, sagte Maier. Auch der Zugang zur Tiefgarage sei durch die Optimierung der Rampe „barriereärmer“ geworden. Was sich die beiden Vertreter des VdK im Umfeld des Rathauses noch wünschen würden, wäre ein Behindertenparkplatz auf dem Stadtplatz, da es Autofahrer gebe, die ungern eine Tiefgarage nutzten. Diesem Wunsch erteilte Stadtbaumeister Justus Klement, der an der Seniorenbeiratssitzung teilnahm, aber eine Absage. Denn würde man hier das Parken auch nur eines Autos erlauben, „kommen die anderen hinterher“.
Barrierefreie Toilette am Bahnhof „dringend erforderlich“
Auch am Bahnhof regte Maier die Schaffung eines Behindertenparkplatzes möglichst nahe an den Gleisen an. „Dringend erforderlich“ wäre am Bahnhof außerdem eine barrierefreie Toilette.
Überhaupt seien barrierefreie Toiletten „Mangelware“ in Penzberg. Nicht nur am Bahnhof sollte eine gebaut werden. Auch auf der Berghalde oder am Friedhof wäre ein solch speziellen stilles Örtchen notwendig. Wie Stadtbaumeister Klement sagte, werde in der Philippstraße „demnächst“ ein Behindertenparkplatz angelegt. Seniorenbeirätin Ursula Schreier merkte zudem an, dass es im Pfarrzentrum Christkönig seit Kurzem einen barrierefreien Zugang zu den Toiletten im Kellergeschoss gebe. Lediglich die Beschilderung fehle noch.
Auch was barrierefreie Bushaltestellen betrifft „gibt es noch viel Luft nach oben“, bemängelte Maier. Seniorenbeirat Ludwig Schmuck entgegnete, es gebe eine solche Haltestelle mittlerweile unter anderem am Hagebaumarkt. „Und es sind noch weitere geplant.“ Wo, sagte Schmuck nicht. Er betonte außerdem, dass sehr viele Geschäfte in der Bahnhofstraße barrierefrei zu erreichen seien.
Lob für die Stadthallen-Sanierung
Was die Stadthalle betrifft, so sei bei deren Sanierung bezüglich der Barrierefreiheit „einiges gut umgesetzt worden“, lobte Maier. Unter anderem gebe es Wegweiser zu den barrierefreien Zugängen, einen Aufzug für Rollstuhlfahrer oder mehrere Behindertenparkplätze. Was noch wünschenswert wäre, wäre eine Höranlage, die Menschen mit einer Schwerhörigkeit bei Veranstaltungen das Verstehen im Saal erleichtern würde. Weiterer Kritikpunkt auf diesem Areal: Das vorhandene Geländer entlang des Schwadergrabens ist zu kurz. Dadurch stelle der Bach eine Unfallgefahr für Rollstuhlfahrer oder Babys in Kinderwagen dar, so Maier.
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„Hohe Barrierefreiheit“ hinsichtlich der Zugänglichkeit bescheinigte Maier den Gebäuden von Krankenhaus und Gymnasium. Die Zugänge in die Mittelschule seien dagegen zum Teil nicht barrierefrei. „Da ist Luft nach oben.“ Beim Campendonk-Museum sei zwar die Situation bei den Toiletten gut. Das Kopfsteinpflaster vor dem Gebäude aber sei für Menschen im Rollstuhl oder mit Problemen beim Gehen „eine Tortur“. Und wie Stadtbaumeister Justus Klement sagte, könne man über Behindertenstellplätze am Museum nachdenken.
Zugang zu Ärzten oft schwierig
Ein wesentlicher Kritikpunkt des VdK-Berichts: Viele Ärzte, Fachärzte oder Zahnärzte seien nicht barrierefrei zu erreichen. „Da ist eine freie Arztwahl natürlich nicht möglich“, betonte Maier. Zudem gebe es im Stadtgebiet immer wieder „Stolperstellen“ etwa durch kleine Treppenstufen oder höhere Pflastersteine. Diese sollten farblich deutlich markiert werden, um die Sturzgefahr zu reduzieren.
Seniorenbeiratsvorsitzender Siegfried Höfler bilanzierte: „Die Stadt hat teilweise schon viel umgesetzt.“ Um die im VdK-Bericht aufgezeigten Schwachstellen zu beheben, will das Gremium in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag über die Bildung einer Arbeitsgruppe beraten.
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