Drohnen-Wirrwarr in Deutschland – dabei gibt es einfache und billige Lösung

  • Im Video oben: Mit Drohnen-Operationen verfolgt Russland drei Ziele - und will von etwas ablenken

Illegale Drohnenflüge brachten bereits Hunderte von Fluggästen um ihre Reise. Der Grund: Die für die Sicherheit des Luftverkehrs zuständige Bundespolizei ist nicht dazu ausgerüstet und befugt, die Flugkörper abzuschießen. Was im Falle von Drohnen, die möglicherweise von Putins Russland oder ihren Agenten gesteuert wurden, nicht möglich ist, gehört am Flughafen Frankfurt seit langem zum Alltag: Drohen aggressive Vogelschwärme den Flugverkehr zum Erliegen zu bringen, dürfen zur Jagd ausgebildete Fraport-Mitarbeiter zur Schrotflinte greifen. Das bestätigte eine Fraport-Sprecherin gegenüber FOCUS online. Nun fordern Experten, die Bundeswehr und Bundespolizei zum Anti-Drohnen-Einsatz zu befähigen. Und zwar auf eine ziemlich simple und kostengünstige Weise.

Mit Schrotflinten gegen Russlands Drohnen

Derweil kocht in der Koalition der Streit um die Drohnenabwehr. Nachdem Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) auch die Bundeswehr zur Drohnenabwehr ins Spiel gebracht hat, wittert der Koalitionspartner SPD in Person der Bundesjustizministerin Stefanie Hubig einen verfassungswidrigen Einsatz der Bundeswehr im Innern. Die Debatte aber zielt am Problem vorbei: Es sei eine klassische "Scheindebatte", sagt Patrick Sensburg vom Reservistenverband der Bundeswehr zu FOCUS online.

Denn die weitaus meisten Drohnenvorfälle betreffen handelsübliche Drohnen aus dem Elektronik-Markt und die könnten, je nach militärischem oder zivilem Einsatzort, von Bundeswehr oder Bundespolizei mit Hilfe von Schrotflinten vom Himmel geholt werden, sagt Sensburg. Die Beschaffung von Schrotflinten zur Drohnenbekämpfung fordere sein Verband seit langem. Die Kleindrohnen über zivilen Flughäfen seien auch kein Fall für die Bundeswehr, sondern für die Bundespolizei, so Sensburg. Tatsächlich sind die bisher entdeckten Drohnen überwiegend Kleindrohnen und nur selten große militärische Spionagedrohnen.

Zielgenau bis zu 100 Metern

In der Ukraine macht man seit Jahren beste Erfahrungen mit der guten alten Schrotflinte und das bei einem günstigen Anschaffungspreis von ein paar hundert Euro. In der Ukraine sollen sogar Abwehrdrohnen wiederum mit Schrotflinten ausgestattet werden, wie t-online berichtet. Bis zu einer Entfernung von 100 Metern lassen sich damit handelsübliche Drohnen abschießen. Die französische Armee schützt die internationale Luftwaffenbasis in Jordanien gegen terroristische Drohnenangriffe mit: Schrotflinten.

Anti-Drohnen-Plakat am  Frankfurter Flughafen
Anti-Drohnen-Plakat am Frankfurter Flughafen Fraport

Die meisten illegalen Flüge der letzten Monate fanden wohl mit kamera-bestückten Klein-Drohnen statt, die laut "Bild" zu Hunderten über Flughäfen, kritischer Infrastruktur, Rüstungsfabriken aber auch Militärarealen gesichtet werden. Verteidigungsexperten vermuten, dass die Drohnen von durch Russland beauftragten Handlangern zu Ausspähungszwecken gelenkt werden, so etwa über den Köpfen der Ausbilder ukrainischer Soldaten an deutschen Systemen.

Die Bundespolizei müsste schießen, darf aber nicht

In den meisten Fällen ernten die Drohnenpiloten ein Kopfschütteln der Betroffenen am Boden und verschwinden unerkannt. Berichte, wonach Soldaten eines Wachbataillons jemals gegen eine Drohne zur Waffe griffen, gibt es nicht.

Aber auch kritische, zivile Infrastruktur ist betroffen. Rund um Flughäfen und Bahnanlagen fährt die Bundespolizei Streife. Dürfte sie Drohnen abschießen?

Manuel Ostermann, bei der Deutschen Polizeigewerkschaft zuständig für die Bundespolizei sagt, der Einsatz von Schrotflinten sei zwar generell dort praktikabel, wo es nicht anders möglich sei. Der Einsatz von technischen Möglichkeiten sei jedoch zu bevorzugen.

In den USA werden feindliche Drohnen entführt 

Ostermann fordert ein mehrstufiges Sicherheitskonzept, wie es in anderen Ländern längst im Einsatz ist. So müssten in einer ersten Phase mit Hilfe eines KI-getriebenen Detektionssystems anfliegende Drohnen identifiziert werden. Dank ihrer Funk-ID können die Minidrohnen bis zu ihrem Drohnenpiloten zurückverfolgt werden, der dann im besten Fall gestellt werden kann. Drohnen könnten damit auch in der Steuerung übernommen und abgeleitet werden. Mit Hilfe solcher Systeme schützen die USA beispielsweise das Weiße Haus oder das Pentagon. Mit Hilfe eigener Drohnen können die angreifenden Objekte sogar abgeleitet und sichergestellt werden. Erst wenn all das nicht greift, bleibt den Verteidigern immer noch ein Abschuss.

Die Bundespolizei erklärte auf Anfrage zu dem Thema Detektion von Drohnen, man setze zum Schutz von Bundesliegenschaften und zur Gefahrenabwehr in der Luftsicherheit "Techniken und Systeme zur Abwehr von unbekannten, schädlichen Drohnen ein." Zu konkreten Einsatzmitteln, Taktiken und Einsatzabläufen könne man zum Schutz der Maßnahmen keine Angaben machen.

Bis zur flächendeckenden Einführung von  technischen Drohnen-Abwehrsysteme dürfte noch viel Zeit verstreichen, zumal die Bundesregierung zwar das Beschaffungswesen der Bundeswehr vereinfacht hat, nicht jedoch das der Bundespolizei. Als schnelle Maßnahme gegen die Drohnenschwärme bleibt es also vorerst bei der Schrotflinte.

Französische Soldaten bewachen die Airbase in Jordanien gegen terroristische Drohnen-Angriffe Französische Armee