6500 Schaulustige feierten gestern in Tegernsee Fasching und jubelten dem 32-gliedrigen Gaudiwurm zu. Nur der TÜV bereitete Ärger.
Tegernsee – Nachdem die Polizei erst noch einen versprengten Pkw mit Pfaffenhofener Kennzeichen aus der gesperrten Max-Josef-Straße abschleppen ließ, konnten dort und in der Bahnhofsstraße die Gefährte Aufstellung nehmen und die Party losgehen. Zwischen den Wagen und Buden, an denen man sich mit Bier und Schnaps und deftigen Speisen versorgen konnte, drängelten sich schon ab 11 Uhr die Zuschauer und nahmen die 32 Teilnehmer-Gruppen und ihre Fahrzeige in Augenschein.
Spitznahmen für Ampel-Politiker
Die Neureuther Trachtler aus Gmund hatten sich auf ihren Asterix- und Obelix-Wagen inklusive eines echten, sich seit 5 Uhr über offenem Feuer drehenden Wildschweins, die Konterfeis von Riccarda „Isstnix“ Lang, Annalena „Konnix“ Baerbock, Robert „Machtnix“ Habeck“ und Bundeskanzler Olaf „Woasnix“ Scholz geklebt und sich damit als einzige Gruppe der Bundespolitik gewidmet. Die meisten anderen hatten sich lokalpolitisches Thema auf die Fahne geschrieben: Egal ob die gruseligen Orks von „Saurons Rüssel-Alm“, die die „Eroberung von Bauer in der Au-enland“ ankreideten oder die „Mautstelle Tegernsee“, die das Freizeitverhalten der Ausflügler monierten. Kostproben: „Die Tagestouris störn uns sehr, drum muas ganz schnei a Mautstei her“, „Mit Flip Flops auf die Bodenschneid – Da hat die Bergwacht gwies a Freis“, „BGL, FFB und EBE, den Parkplätzen tut alles weh“. Der Fischerkönig Christoph von Preysing in seiner von lebensgroßen Hummern umtanzten Champagner-Badewanne war nur ein Beispiel für die Kritik am zunehmend elitäreren Tourismus. Da reihte sich auch die 19-teilige pinke Achterbahn „Kohlers Coaster“ mit „Niezu Sushi“, „Roof Flop“, „Mitzu (B)Onzen!“, „Leiwante Küche“, „Aufbrezl Stuben“ und „Kurbis Kolik“ inklusive entsprechende Choreographie zum Achterbahn-Lied der Spider Murphy Gang ein.
„Wiesseer Wirtschaftswaisen“ verschenken Gutscheine
Um nicht wegen des Wirtschaften-Mangels in Bad Wiessee und den Abrisses des Gasthof Post durch den Kakao gezogen zu werden, ergriff die SPD-Fraktion des Wiesseer Gemeinderats mit Bürgermeister Robert Kühn, alias „Resi von der Post“ gleich selbst die Initiative: Als „Wiesseer Wirtschaftswaisen“ verschenkten sie Gutscheine im Bierfuizlformat für „1 Mass Bestes Tegernseer Leitungswasser“, einzulösen zur Wiedereröffnung des Gasthofs zur Post.
Die Tegernseer bauten einen Schießstand auf, von dem Bürgermeister Johannes Hagn den Schießbefehl „Feuer frei!“ für den ersten fuchsfreien Luftkurort Bayerns gab und monierten in einer langen Polonaise aus Grundschülern, das sie eher ihr Abitur machen würden als einen neuen Schulhof bekämen. Aus Kreuth kamen in pinken, kleinen, tragbaren Einzelboxen („Tegernseer Barbie World“) Attraktionen wie „Bergsteiger Barke“, „Waldfest“ oder „Skifahrn“ daher. Die Scharlinger, die ereits an ihren traditionell riesigen und sehr lustigen Wagen bereits den Rottacher Rathausturm zur Versteigerung gebaut hatten, mussten diesen zurückbauen und nahmen erstmals als Zuschauer teil. Insgesamt zehn Wagen – unter anderem auch der verlässlich spektakuläre aus Rottach, hatten die TÜV-Zulassung nicht erhalten. Die Verantwortlichen monierten, dass die Änderungen für die Wagenaufbauten viel zu kurzfristig kommuniziert worden seien, als dass man noch hätte reagieren können.
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Dennoch ließen sie sich den Spaß am Fasching nicht nehmen und feierten am Steinmetzplatz mit. Von dort bis runter zur Seestraße, an der Brauerei vorbei bis vor zum Rathaus drängten sich die Zuschauer – Hippies, Nonnen, Schlümpfe, tierische Vertreter Kontinente, Mönche, Mexikaner und Cowboys –, Faschingslieder wie die „Bonzenkarre“ von Lokalmatador und Oimara Beni Hafner singend. Besonders spannend wurde es am Rathausplatz, wo der Zug einen U-Turn machen musste und sich die vier Meter hohen Gefährte beispielsweise der Seegeister mit ihrem Zirkus begegneten. Auch das funktionierte tadellos. Insgesamt ein reibungsloses Faschingsfeiern, begleitet von drei Spielmannszügen.