Usmanow zahlte für Rottacher Villa 77 000 Euro Miete pro Woche
Die Villa, in der Alischer Usmanow zeitweise wohnte, gehört der Tegernsee (IOM) Limited. Die Forderungen ihrer Gläubiger zu erfüllen, stellt den Insolvenzverwalter vor ein Problem.
Rottach-Egern – Rechtsanwalt Ulrich Cramer aus Holzkirchen steht vor einem Problem. Als Insolvenzverwalter soll er Gläubigern zur Erfüllung ihrer Forderungen gegenüber der Tegernsee (IOM) Limited verhelfen. Die Firma ist Eigentümerin der Villa in der Rottacher Fischerstraße, die mit Alischer Usmanow in Verbindung gebracht wird. Doch seit der Oligarch vor knapp zwei Jahren mit Putins Überfall der Ukraine auf der EU-Sanktionsliste landete, steht die Villa leer. Usmanow suchte schnell das Weite. Zurück blieben nicht nur Millionenwerte, wie Cramer offenbart.
Firma war auch Arbeitgeber
Denn die Tegernsee (IOM) Limited war dem Rechtsanwalt zufolge auch Arbeitgeber. Bis zu geschätzt zwölf Mitarbeiter hätten seit etwa 2015 den Geschäftsbetrieb und die Bewirtschaftung der Immobilie aufrechterhalten. Etliche von ihnen wohnten gegenüber in einem Reihenhaus. Von dort aus sei die Villa bei Anwesenheit von Gästen rund um die Uhr mit Kameras überwacht worden. Nicht nur, wenn Usmanow dort residierte, denn die Villa beherbergte auch andere hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft. Usmanow war zwar zu keinem Zeitpunkt Miteigentümer der Villa, doch der Tycoon mietete das Anwesen am Seeufer für die Zeit seiner Aufenthalte. Cramer nennt auch den Mietpreis: „77 000 Euro pro Woche.“ Nachdem sich der „Wahl-Tegernseer“ oftmals wochenlang hier aufgehalten haben soll, müsste die Tegernsee (IOM) Limited auf der Isle of Man über ein nennenswertes Vermögen verfügen. Tatsächlich verfügt die Tegernsee (IOM) Limited über Bankguthaben, der Zugriff hierauf gestaltet sich laut Cramer „wegen der zahlreichen Beschlagnahmen und der auf die Insolvenzschuldnerin angewandten EU-Sanktionen“ aber schwierig.
Bei Razzia aus Villa Wertsachen mitgenommen
Der Insolvenzverwalter beklagt auch, dass bei der Razzia im September 2022 alles mitgenommen worden sei, obwohl die Tegernsee (IOM) Ltd. nicht sanktioniert ist: Schmuck, Vasen und teure Spirituosen. Den Wert beziffert Cramer auf geschätzt über eine Million Euro. Rechtswidrig sei auch der medienwirksame Abtransport der sechs Luxuskarossen im Oktober vergangenen Jahres erfolgt. Denn laut Cramer gehörten die ursprünglich wertvollen Fahrzeuge einer Münchner Firma und damit weder Usmanow, noch der Tegernsee (IOM) Ltd.. Doch der Zahn der Zeit habe während des Stillstands von eineinhalb Jahren auch an den Nobelkarossen genagt. „Die Fahrzeuge befanden sich zum Zeitpunkt der Razzia teils in einem schlechten Zustand und waren nicht fahrbereit.“ Die Fahrzeuge dürften Cramer zufolge „nur noch einen geringen Teil des ursprünglichen Marktwerts aufweisen“.
Arbeitnehmer warten noch immer auf ihr Geld
Mit den aufgrund Ausübung des Vermieterpfandrechts erzielten Erlösen wollte Cramer die Insolvenzgläubiger befriedigen, „also nicht die Gesellschafter oder den vermeintlichen ‚Oligarchen’, sondern unter anderem die einfachen Arbeitnehmer der Insolvenzschuldnerin, die seit mehreren Monaten kein Geld bekommen haben, ferner verschiedene Firmen aus dem Tegernseer Tal, deren Rechnungen ebenfalls seit Monaten offen sind, sowie Krankenkassen und den bayerischen Fiskus“. Die Forderungen der Gläubiger beziffert Cramer auf „mehrere Hunderttausend Euro“. Daher hat der Anwalt nach eigenen Angaben „Rechtsmittel gegen die Sicherstellung der Fahrzeuge eingelegt“. Denn er sieht seine Rechte als Insolvenzverwalter und die der Insolvenzgläubiger verletzt.
„Die staatliche Maßnahme ist nach meiner Auffassung angesichts ihrer Auswirkungen auf die betroffenen Gläubiger auch unter sozialen Gesichtspunkten unangemessen und ungerecht, weil ich das grundsätzlich vorhandene, aber nunmehr beschlagnahmte Vermögen nicht für die Gläubiger verwerten und verteilen kann.“