Nach knapp drei Wochen Haft ist Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wieder auf freiem Fuß. Das Pariser Berufungsgericht ordnete am Montag die Haftentlassung des 70-Jährigen unter Auflagen an.
Kontakt- und Reiseverbot für Ex-Präsidenten
Es verbot ihm insbesondere, Justizminister Gerald Darmanin zu kontaktieren und das Land zu verlassen. Eine elektronische Fußfessel oder Hausarrest verfügten sie nicht. Der konservative Ex-Staatschef kündigte nach seiner Freilassung an, seine "Unschuld beweisen" zu wollen.
Sarkozy verließ die Pariser Haftanstalt Santé am Montag in einem Auto mit getönten Scheiben, von einer Polizeieskorte auf Motorrädern begleitet. Im Unterschied zur Szene bei seiner Fahrt ins Gefängnis im Oktober zeigte er sich nicht bei seiner Ankunft vor seinem Pariser Wohnhaus im Viertel Villa Montmorency.
Er will seine Unschuld beweisen
Der Ex-Präsident bedankte sich aber am Abend im Onlinedienst X bei seinen Unterstützern. "Ihre Tausenden Briefe haben mich berührt und mir die Kraft gegeben, diese Prüfung zu ertragen", schrieb er. Er werde sich nun auf den Berufungsprozess vorbereiten, in dem er seine "Unschuld beweisen" wolle. Das Berufungsverfahren soll im März stattfinden. Bis dahin gilt für ihn erneut die Unschuldsvermutung.
Illegale Wahlkampffinanzierung aus Libyen?
Sarkozy war Ende September in der Affäre um illegale Wahlkampffinanzierung aus Libyen wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass enge Mitarbeiter für ihn mit der libyschen Staatsführung verhandelten, um Geld für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 zu erhalten. Wegen der Schwere der Tat hatten die Richter eine sofortige Vollstreckung des Urteils angeordnet.
Sarkozy war bei der Gerichtsverhandlung am Montag aus dem Gefängnis per Video zugeschaltet und beschrieb dabei die Haft als "sehr hart und anstrengend". Es war das erste Mal, dass sich der inhaftierte Ex-Präsident öffentlich zu seiner Haft äußerte.
Sarkozy dankt dem Gefängnispersonal
Er danke dem Gefängnispersonal, "dass es diesen Albtraum erträglich gemacht hat", so der prominente Häftling, der sich in dunkelblauem Anzug mit Hemd und Pullover zeigte. Seine Frau, das frühere Model Carla Bruni, und seine beiden ältesten Söhne Pierre und Jean waren im Gerichtsaal anwesend. Sarkozys jüngster Sohn Louis, der in der südfranzösischen Stadt Menton Bürgermeister werden will, veröffentlichte ein Kinderfoto von sich und seinem Vater mit den Worten "Es lebe die Freiheit".
Der Ex-Präsident beteuerte in der Gerichtsverhandlung erneut seine Unschuld: "Ich hatte niemals die verrückte Idee, Herrn Gaddafi um irgendeine finanzielle Unterstützung zu bitten", sagte er mit Blick auf den früheren libyschen Machthaber.
Sarkozys Inhaftierung am 21. Oktober hatte landesweit und international für Aufsehen gesorgt. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein früherer Staatschef eines EU-Landes hinter Gitter kam.