Feinstaub gilt als einer der unsichtbaren Haupttreiber von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schon niedrige Belastungen können das Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herzinfarkt erhöhen. Das Problem: Partikel gelangen auch in unsere Innenräume und wirken dort Tag und Nacht auf Lunge und Gefäße.
Für Menschen, die an vielbefahrenen Straßen leben, ist die Belastung besonders hoch. Und genau hier setzt eine aktuelle Studie an, die die Wirkung von HEPA-Luftfiltern im häuslichen Umfeld untersucht hat.
Nils Behrens ist Chief Brand Officer bei Sunday Natural, Host des Podcasts "Healthwise" und Dozent an der Hochschule Fresenius. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Die Studie: Methodik und Ergebnisse
In einer randomisierten Crossover-Studie wurden mehr als 150 Erwachsene untersucht, die in unmittelbarer Nähe zu Autobahnen wohnen. Jeder Teilnehmer verbrachte mehrere Wochen mit einem aktiven HEPA-Filter sowie mehrere Wochen mit einem „Schein-Filter“, der keine Reinigung vornahm.
Das Ergebnis ist bemerkenswert: Bei Personen mit einem systolischen Blutdruck von 120 mmHg oder höher senkte der echte Filter den Wert im Durchschnitt um knapp 3 mmHg. Im Vergleich dazu stieg er in der Kontrollphase leicht an. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Bei Menschen mit normalem Blutdruck hingegen blieb die Wirkung aus. Auch der diastolische Blutdruck änderte sich nicht relevant.
Warum kleine Unterschiede zählen
Auf den ersten Blick wirken drei Millimeter Quecksilbersäule unscheinbar. Doch in der Medizin gilt: Schon kleine Absenkungen im Blutdruck können langfristig Großes bewirken. Studien zeigen, dass eine Reduktion von 2 mmHg das Risiko für Schlaganfälle um etwa zehn Prozent senken kann.
Damit wird deutlich: Ein Luftreiniger kann zwar keine Wunder vollbringen, aber als Baustein der Prävention und im Sinne von Longevity eine sinnvolle Ergänzung sein. Langlebigkeit entsteht nicht durch eine einzelne Maßnahme, sondern durch die Summe vieler kleiner Stellschrauben.
Verbindung zu Longevity
Longevity bedeutet, die biologische Uhr zu verlangsamen und Krankheitsrisiken so gering wie möglich zu halten. Blutdruckkontrolle spielt dabei eine zentrale Rolle – denn Hypertonie gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und beschleunigtes Altern.
Ein HEPA-Filter kann also nicht nur die Luftqualität verbessern, sondern indirekt dazu beitragen, das Herz zu entlasten, Gefäße zu schützen und die Lebensqualität langfristig zu sichern.
Kritische Punkte
- Studienpopulation: Es wurden überwiegend gesunde Erwachsene ohne Blutdruckmedikation untersucht. Ob sich die Ergebnisse auf ältere oder bereits behandelte Patienten übertragen lassen, ist offen.
- Zeitfaktor: Die Untersuchung lief über mehrere Monate. Langfristige Effekte über Jahre hinweg sind noch nicht belegt.
- Lebensstil: Luftfilter sind eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Bewegung, Ernährung und Stressmanagement.
Empfehlungen für den Alltag
- HEPA-Filter gezielt nutzen – vor allem in Schlafzimmern und Wohnbereichen. Wichtig ist ein Gerät mit echter HEPA-Klassifizierung.
- Regelmäßig Blutdruck messen – so lässt sich nachvollziehen, ob sich Veränderungen zeigen.
- Lebensstil anpassen – Bewegung, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Nichtrauchen bleiben entscheidend.
- Umgebung bedenken – wer in einer Großstadt oder in der Nähe stark befahrener Straßen wohnt, profitiert besonders.
Fazit
Die Studie macht deutlich: Luft ist mehr als nur Atemstoff. Sie wirkt unmittelbar auf Herz und Gefäße – und damit auch auf die biologische Alterung. Ein HEPA-Luftreiniger kann zwar keinen radikalen Wandel bewirken, doch er zeigt, dass selbst kleine technische Maßnahmen einen messbaren Beitrag zur Langlebigkeit leisten können.
Wer seine persönliche Longevity-Strategie aufbaut, sollte deshalb auch die Qualität der Luft in den eigenen vier Wänden berücksichtigen. Denn gesunde Jahre beginnen nicht nur auf dem Teller oder im Fitnessstudio, sondern oft schon mit dem, was wir ununterbrochen einatmen.