Immer wieder gibt es Gerüchte um die Gesundheit des US-Präsidenten Donald Trump. Zuletzt versuchte er selbst, mit diesen Gerüchten aufzuräumen. An Bord seiner Regierungsmaschine Air Force One erklärte er Ende Oktober 2025 gegenüber Journalisten, sich erst vor Kurzem einer Magnetresonanztomographie (MRT) unterzogen zu haben. "Ich habe ein MRT gemacht. Es war perfekt", prahlte der Präsident auf dem Weg nach Japan.
Auch die geistige Fitness des 79-Jährigen steht häufiger im Mittelpunkt – dabei stellt sich Trump gerne als seinen Gegnern deutlich überlegen dar. Auf der Japan-Reise stellte er die Intelligenz der demokratischen Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez und Jasmine Crocket in Frage. Beide hätten einen geringen Intelligenzquotienten (IQ): "Lassen Sie sie die Tests bestehen, für die ich mich entschieden habe, als ich im Walter Reed war", sagte er. Damit meint er das "Walter Reed National Military Medical Center", in dem er untersucht wurde.
"Lassen Sie Alexandria Ocasio-Cortez gegen Trump antreten. Lassen Sie Jasmine gegen Trump antreten", fordert er seine politischen Gegnerinnen heraus.
Geistige Gesundheit statt Intelligenz: Was Trump wirklich getestet hat
Was Trump hier missverstanden hat (oder ignoriert) ist, dass es sich bei dem von ihm angesprochenen Test keinesfalls um einen Intelligenztest handelt. Aus seinem offiziellen Gesundheitsreport und Statements seines behandelnden Arztes im Walter Reed geht hervor, dass Trump den sogenannten Montreal-Cognitive-Assessment oder kurz MoCA-Test absolviert hat.
Dieser wurde entwickelt, um schnell leichte kognitive Einbußen bei Patienten festzustellen. Er kommt zum Beispiel zum Einsatz bei Patienten mit Verdacht auf oder Diagnosen von
- verschiedenen Formen der Demenz, darunter auch Alzheimer,
- neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Huntington, Multiple Sklerose oder ALS,
- Tumoren und Metastasierung im Gehirn,
- Kopftraumata, etwa nach schweren Unfällen oder Stürzen,
- psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie,
- Substanzmissbrauch
Beim MoCa-Test handelt es sich also keineswegs um einen Intelligenztest. Vielmehr ist es ein Screening-Tool, das erste Anzeichen auf kognitiven Verfall aufdecken soll.
Wichtiges Tool in der Früherkennung:
So deckt der Test beispielsweise ab, ob die Person orientiert und aufmerksam ist oder wie es um die Gedächtnisleistung und Wortgewandheit steht. Eine Aufgabe lautet zum Beispiel:
"Zeichnen Sie eine Uhr mit allen Zahlen. Die Zeiger sollen auf zehn nach elf stehen“.
Volle Punktzahl erhält, wer
- eine kreisförmige Uhr mit geringen Verzerrungen malt
- alle Stundenziffern in der korrekten Reihenfolge und am korrekten Ort einzeichnet.
- wer zwei Zeiger zeichnet, die die korrekte Zeit anzeigen. Der Stundenzeiger muss eindeutig kürzer sein als der Minutenzeiger, die Zeiger müssen in der Nähe der Uhrmitte zentriert sein.
Darüber hinaus müssten Testpersonen Tiere identifizieren und sich Wortreihen merken.
Ein Ergebnis von 26 oder mehr Punkten wird als normal betrachtet. Nach Angaben seines Arztes Sean Barbabella hat Trump bei dem Test im April eine perfekte Punktzahl von 30 erreicht.
Eine Leistung, die Trump seinen Gegnerinnen offenbar nicht zutraut: "Die ersten paar Fragen sind einfach – ein Tiger, ein Elefant, eine Giraffe, wissen Sie", sagte Trump gegenüber den Journalisten. "Wenn man bei fünf oder sechs Fragen angelangt ist, und dann bei zehn, 20 und 25, können sie nicht annähernd eine dieser Fragen beantworten."
Schnell-Version für Zuhause: Testen Sie ihre kognitive Leistung
Der MoCa-Test sollte von medizinisch geschultem Personal durchgeführt und ausgewertet werden. Es gibt allerdings einen Online-Selbsttest für zuhause, der auf dem MoCa-Test basiert. Er weist zuverlässig auf erste Anzeichen von kognitiven Einbußen hin.
Der MoCa-XpressO dauert nur etwa fünf Minuten. Sie können ihn am Computer über oder per Smartphone- und Tablett-App durchführen. Dafür brauchen Sie zunächst ein Konto auf der Webseite.
- Rufen Sie den Test über die Webseite oder per App auf.
- Führen Sie den Test in Ruhe ohne Störung durch.
- Im Test werden Sie unter anderem gebeten sich Bilder in einer selbst gewählten Reihenfolge zu merken.
- Sie erhalten einen "Score" zwischen 1 und 100 für ihre Leistungsfähigkeit, sowie eine Handlungsempfehlung.
Wenn Sie den Test regelmäßig durchführen, können Sie im Leistungsbericht beobachten, wie sich ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den vergangenen Jahren verändert hat. Die Ergebnisse werden im Konto gespeichert.
Studien zufolge zeigte XpressO eine hohe Fähigkeit, zwischen erkrankten und nicht erkrankten Personen zu unterscheiden, sowie eine hohe Sensitivität und Spezifität bei der Vorhersage der kognitiven Leistung im Vergleich zum digitalen MoCa-Test.
Die Webseite ist auf Englisch, der Test ist aber in acht Sprachen verfügbar. Darunter
- Deutsch
- Englisch
- Französisch
- Arabisch
"Person. Frau. Mann. Kamera. Fernseher" – Trump prahlt schon 2020
Trump war schon 2020 mit seinen Aussagen zum MoCa-Test aufgefallen. Damals prahlte er in einem Interview mit "FoxNews" mit seinem Ergebnis. Damals habe er sich eine Wortfolge, so wie "Person, Frau, Mann, Kamera, Fernseher" merken müssen. In verschiedenen Zeitabständen und ohne Vorwarnung habe er die Folge wiederholen müssen.
Trump bezieht sich dabei auf einen Teil des MoCa-Tests, der das Erinnerungsvermögen auf die Probe stellt.
"Person. Frau. Mann. Kamera. Fernseher", wiederholte er immer wieder in dem dafür berühmt gewordenen Interview. Als er sich 20 bis 25 Minuten später immer noch an die Begriffe erinnern konnte, hätte man ihm gesagt: "Das ist beeindruckend. Wie haben Sie das gemacht?"
"Es ist tatsächlich nicht einfach, aber für mich ist es einfach", erklärte er seinen mutmaßlichen Erfolg im Interview. Er sei einfach "kognitiv da".