Alt und alleine: Ihr sehnlichster Wunsch ist ein Fernseher, „damit wenigstens jemand redet“
Rita M. ist nach dem Tod ihres Mannes einsam. Ihre schmale Rente reicht zwar für das nötigste. Ihre einzige Unterhaltung kann sie sich aber nicht mehr leisten.
Geretsried – „Eigentlich habe ich alles, was ich brauche“, betont Rita M. (Name geändert) im Gespräch mit unserer Zeitung. „Nur seit mein Mann vor anderthalb Jahren gestorben ist, gibt es außer dem Fernseher keinen mehr zum Unterhalten.“ Ihre Lieblingssendungen sind die Gerichtsshows mit Alexander Hold und Barbara Salesch. Nun hat ihr altes Gerät den Geist aufgegeben, für die Anschaffung eines neuen fehlen ihr die Mittel.
Viele Jahre hat die Frau, die in diesem Frühjahr 75 Jahre alt wird, in der Altenpflege gearbeitet, später in einem Backshop. „Meine Berufsjahre habe ich alle erfüllt“, erzählt sie nicht ohne Stolz. Nach einer schweren Nierenoperation fand sie keine Arbeit mehr, war dann aber schon zum Rentenbezug berechtigt. Viel ist es nicht, was die verwitwete Frau bekommt, es reicht gerade so für das Nötigste.
Mit den Kindern keinen Kontakt, Freunde hatte das Paar nie: Witwe lebt in Einsamkeit
Die Rentnerin ist 2006 mit ihrem Ehemann von Hessen nach Bayern gezogen, um näher bei der gemeinsamen Tochter zu wohnen. Einige Jahre wohnten sie gemeinsam in Wolfratshausen. Nach der Trennung von ihrem Mann fand Rita M. ein kleines Appartement in Geretsried. Bis zu seinem Tod stand sie in regelmäßigem Kontakt mit ihrem Gatten, der sie auch im Alltag und bei Erledigungen unterstützte. Da er aber gegenüber anderen Menschen sehr kontaktscheu war und keine Gesellschaft mochte, ist die Witwe nun sehr einsam. Freunde und Bekannte hatte sie nie. Auch zur Tochter besteht kein Kontakt mehr, ihr Sohn meldet sich seit Jahren nicht mehr bei ihr.
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Rita M. bekommt eine kleine Rente - für das nötigste reicht es
„Nur meine Enkelin ruft mich ab und zu an, sie hat aber selbst wenig Zeit“, bedauert Rita M. Ihr einziger regelmäßiger Kontakt sind die Fachkräfte des Pflegedienstes, die zweimal in der Woche kommen und sie zum Einkaufen oder zum Arzt fahren, da sie selbst nicht mehr mobil genug ist. „Zweimal bin ich schon in der Wohnung gestürzt und einmal bin ich aus dem Bus gefallen, seitdem gehe ich nicht mehr alleine aus dem Haus.“
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Gerne würde sie ihr Einzimmerappartement gegen eine etwas größere Wohnung tauschen, die behindertengerecht ist. „Bei mir ist es zu eng, den Rollator zu benutzen.“ Ihr Antrag auf Wohnungswechsel liegt bei ihrem Vermieter, einer Baugenossenschaft, seit zwei Jahren auf dem Tisch, die Aussichten sind aber gering. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, meint die 74-Jährige. Die Zeit vertreibt sie sich mit Diamantstickerei, eine Handarbeit, bei der kleine Kristalle oder Perlen auf Vorlagen gesetzt werden und bunte Bilder ergeben. „Mir macht das Spaß und die Zeit geht auch rum. Ich freue mich, wenn ich eins verschenke und jemand sich darüber freut, wie gerade eben zum Jahreswechsel meine Pflegekraft.“
Natalia Doronkin