Von mythischen Anekdoten zu realer Begeisterung: Freising eröffnet die Landesausstellung
Mit kleinen Enthüllungen und mythischen Anekdoten ist am Montag die Landesausstellung in Freising eröffnet worden. Dabei hätte es sie fast nicht gegeben.
Freising – Es herrschten lange Gesichter vor mehr als 13 Jahren. Im November 2010 erfuhr die Stadt Freising, dass sie mit ihrer Kandidatur für die Landesausstellung zum Jubiläum des Reinheitsgebots gescheitert war. Die Werkschau „Bier in Bayern“ ging 2016 ins niederbayerische Aldersbach. Pech gehabt.
Hunderte von fröhlichen Gesichtern im Mai 2024 in der Aula des Domgymnasiums. Dort fand am Montagnachmittag im Beisein von Ministerpräsident Markus Söder, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx sowie Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume die Einweihungsfeier statt für die diesjährige, insgesamt 39. Landesausstellung mit dem Titel „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“. Eigentlich war die Werkschau, die auf rund 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Freisinger Diözesanmuseum 1300 Jahre weit in die bayerische Geschichte zurückgeht, in diesem Jahr gar nicht so geplant. Doch mehrere Faktoren fügten sich zugunsten von Freising. Glück gehabt.

Richard Loibl, Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte, das die Landesschauen konzipiert hat, berichtete, dass die Landesausstellung 2024 ursprünglich nach Landsberg hätte wandern sollen. Doch bauliche Verzögerungen dort brachten Freising ins Spiel. „Wir haben das dann in unheilbarer Rekordzeit mit unseren Partnern festgezurrt“, berichtete Loibl von superkonstruktiven Gesprächen mit der Kirche und der Leitung des Diözesanmuseums.
Die Ausstellung ist für Söder „großes Kino“
Doch es gibt noch eine zweite Geschichte, wie es zur Landesausstellung in der Domstadt kam, und die erzählte der Kardinal. „Vor vier Jahren hatte ich die Idee, den Ministerpräsidenten in einem persönlichen Brief auf die Möglichkeiten hier in Freising hinzuweisen.“ Söder bestätigte kurz darauf, dass er sich gut an die Korrespondenz erinnere – nicht nur, weil der Brief viel ausgelöst habe, sondern weil das zwischen ihm und Marx „nicht Liebe auf den ersten Blick war“.
Ein Staats- und ein Kirchenoberhaupt sind auch die Protagonisten der Landesschau, die wahlweise „das Zeug zum Hollywood-Blockbuster hat“ (O-Ton Blume) oder, wie Söder meint, „großes Kino“ ist. Denn: „Bayern ist immer großes Kino.“ Auf der einen Seite Herzog Tassilo III., die „erste bayerische Kultfigur“ (noch mal Blume), der beinahe König geworden wäre. Auf der anderen Seite der Kirchenmissionar Korbinian, eine „Fantasy-Gestalt“, wie der Ministerpräsident findet. „Denn Bajuwaren zu belehren, ist bis heute eine schwere Aufgabe.“
Stellvertretend für den Korbiniansbären macht der 2006 erschossene „Problembär“ Bruno Freising seine Aufwartung. Prunkstück der Ausstellung ist aber der nach seinem Stifter benannte Tassilo-Kelch. Das vergoldete, reich verzierte Gefäß wurde bombensicher in Panzerglas und unter Polizeibegleitung vom Kloster Kremsmünster in Oberösterreich nach Freising gebracht. „Das ist eine Sensation, dass wir dieses Exponat nach Bayern bringen konnten, wo er hingehört“, frohlockte Kunstminister Blume. „Denn der Kelch verlässt nur alle hundert Jahre Österreich.“
Meine news
Schlechtes Omen auf der Autobahn
Auch dazu, wie dieser Coup gelang, gibt es einen filmreifen Mythos, den Loibl berichtete – nach entsprechend spannender musikalischer Untermalung durch das prima aufspielende Schulorchester des Domgymnasiums. Gemeinsam mit DIMU-Leiter Christoph Kürzeder sei er beim Abt von Kremsmünster vorstellig geworden, um ihn dazu zu bewegen, den Kelch für die Ausstellung herauszurücken.
Die Gespräche liefen gut, die beiden Museumschefs traten optimistisch die Heimreise an, ehe die österreichische Polizei auf die Euphoriebremse trat. Loibl gestand: „Wir haben einen saftigen Strafzettel erhalten und gedacht: Das ist ein schlechtes Omen.“ Am Ende aber willigte der Abt ein, und 1300 Jahr auf das Bärenwunder des Korbinian folgte das Kelchwunder. Happy End für Freising.
Gut zu wissen: Wer wissen will, warum der Kelch Bayern überhaupt verlassen hat, und warum Beinahe-König Tassilo ein desaströses Ende fand, kann die Landesausstellung ab sofort bis 3. November täglich von 9 bis 18 Uhr im Diözesanmuseum besuchen.