Ehemalige Wachbaracken bewahren: Die Stadt Moosburg muss wollen

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Keimzelle der Moosburger Neustadt: Von den Wachbaracken des einstmaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A sind nur noch drei übrig. Darüber, ob sie bewahrt werden sollen, herrscht Uneinigkeit. © Bauer

Die Stadt Moosburg ringt mit der Entscheidung über das Schicksal der drei verbliebenen Wachbaracken. Ein kürzlich gehaltener Expertenvortrag offenbart die historische Bedeutung und den baulichen Zustand der Gebäude. Die Zeit drängt, doch die Meinungen gehen weit auseinander.

Moosburg – Drei längliche Gebäude an der Schlesierstraße sind so etwas wie die Keimzelle der Moosburger Neustadt. An das Kriegsgefangenenlager Stalag VII A erinnern die drei einstigen Wachbaracken, die seit Jahren emotional diskutiert werden. Ein Teil der Moosburger möchte das letzte noch bestehende Denkmal des Lagers erhalten mit den drei Gebäuden, während andere Personen die Dringlichkeit der Gegenwart sehen. Bürgermeister Josef Dollinger (FW) betont weiterhin, dass man einen Teil der Fläche für die dringend notwendige Erweiterung der benachbarten Schulen benötigt.

Architekt Christian Kayser vom Münchner Büro Kayser + Böttges hatte die Aufgabe, die Geschichte und den Zustand der Wachbaracken zu untersuchen. In einem lebendigen und emotionalen Vortrag lernte er selbst alteingesessenen Stalag-Historikern und den Stadträten Neues. Kayser zeigte deutlich auf, dass die Baracken nicht gleich seien. Das Gebäude mit der Nummer 8 habe verschiedene Verbesserungen für die kommandierenden Offiziere aufgewiesen. Der Architekt zeigte auf, dass eine Muster-Dienstanweisung für Kriegsgefangenenlager aus dem Jahr 1939 Grundlage der Moosburger Gebäude („Ein Rohbau ohne besondere Raffinessen“) war. Diese Grundplanung entstand noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Besonderheiten bei den Stalag-Baracken waren ein Bauwerk für eine Kegelbahn sowie ein Hundehaus.

Der Bau vom Gefangenenlager
Rüsten für den Krieg: Im Jahr 1939 ordnete das NS-Regime den Bau von Gefangenenlagern an. So entstand unter anderem in Moosburg das Stalag VII A, aus dem sich später die Neustadt entwickelt hat. © Repro: Bauer

Christian Kayser zeigte auf, dass die drei Gebäude auch in den Jahrzehnten nach dem Krieg eine herausragende Bedeutung für die Stadt hatten. Erst fanden Heimatvertriebene nach dem Krieg in den Baracken eine Heimat, dann kamen Gastarbeiter und zuletzt Asylbewerber und Obdachlose hier unter. „Es wurde immer sozial schwächeres Klientel untergebracht“, sagte Kayser. Dies sei auch eine Folge des baulichen Zustands.

„Denkmaltechnisch wäre es wünschenswert, alle drei Baracken zu erhalten“, sagte Kayser. Damit sprach er mehreren Stadträten aus dem Herzen. Gerhard Beubl (SPD) verwies zudem darauf, dass die Stadt für einen Teilabriss der Gebäude auch keine Genehmigung des Landratsamts erhalten werde. Johannes Becher (Grüne) dankte dem Referenten: „Ich habe vor allem viel gelernt. Man sieht nur dann etwas, wenn einem die Augen geöffnet werden. Das ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung.“

Die Stadträte sind sich in wesentlichen Punkten einig. Die Stadt hat nicht ansatzweise das Geld, um den Umbau in ein Infozentrum zu finanzieren. Zudem braucht es zeitnah ein Konzept für die künftige Nutzung. Das bestätigte auch Kayser: „Es dürfte nicht schwierig sein, Fördergelder zu erhalten. Es braucht aber ein dauerhaftes, tragfähiges Konzept.“ Daran knüpfte Tina Naumovic, Vorsitzende des Stalag-Vereins, an: „Es gibt Hilfe in Bayern, Deutschland oder Europa. Aber die Stadt muss wollen.“

Nur: Bürgermeister Josef Dollinger will nicht. Er ließ sich von der euphorisierten Stimmung nicht anstecken. Er erinnerte daran, dass sich bisher niemand für Stalag-Förderungen zuständig gefühlt habe, er nur nette Worte höre, aber keine Förderbescheide sehe. Außerdem sei das Problem mit der dringend benötigten Erweiterung der benachbarten Schulen noch lange nicht gelöst.

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