Die Herrin der Wichtel aus Langenbach

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Langenbach

KommentareDrucken

Keiner ist wie der andere: Renate Linows Wichtel besetzen derzeit ihr Wohnzimmer in Langenbach. Im Juni werden sie für einen guten Zweck verkauft. © Lex

150 Wichtel zieren das Wohnzimmer von Renate Linow aus Langenbach – und jeder ist wortwörtlich anders gestrickt. Bald werden sie für den guten Zweck verkauft.

Langenbach – In Langenbach wichtelt es gerade gewaltig. Viele Dutzende kleine Geschöpfe haben sich vor allem auf halber Höhe des Fuchsbergs versammelt. Im Wohnzimmer von Renate Linow warten sie derzeit auf ihren Einsatz: an die 150 Wichtelmännchen. „Keines ist wie das andere“, betont die Wichtelmama.

Stricken war schon immer ihre Passion

Linow ist in Langenbach bekannt für Projekte, die man kaum für möglich hält. Ein großer Teil ihres Lebens war und ist Stricken. Ihr Mann verstarb in jungen Jahren, sie blieb mit zwei Kindern und einem Haus zurück, auf dem noch eine Menge Schulden lagen. Linow strickte, designte und produzierte Kleider für große Modehäuser, auch in München, bezahlte das Haus mit dem erzielten Verdienst ab und zog die Kinder groß. „Ich bin dankbar, dass mir das alles gelungen ist und ich gesund geblieben bin. Darum mache ich immer wieder solche Aktionen.“ Zu der Wichtelaktion kam sie durch einen Zufall. Als sie mit ihrer Enkelin Teller für ihr bekanntes Bratäpfelessen suchte, kam sie an einem Stand vorbei, an dem Wichtelmännchen angeboten wurden. Und ihr fiel ein, dass eine Freundin Wichtel sammelt. Kurz entschlossen kaufte sie ein paar der lustigen Gesellen als Geschenk für ihre Freundin. Diese bekam die Kobolde zwar nicht – der Funke für die eigene Wichtelproduktion war aber übergesprungen.

Bärtige „Alte Säcke“: Die Wichtel müssen zusammengenäht und dann „eingekleidet“ werden.
Bärtige „Alte Säcke“: Die Wichtel müssen zusammengenäht und dann „eingekleidet“ werden. © Lex

„An die 50 habe ich schon verschenkt“, erzählt sie. Linow strickte weiter, an die 20 bärtigen Kobolde mit Spitzhauben. Die nächste „Generation“ bestehe aus den neun weiß-blauen Wichteln mit Quastenmützen und einem Schurz mit dem Logo eines Spaßvereins. Dann begann sie, ihr Wolllager aufzuräumen, fand jede Menge Material und dachte sich weitere Wichtel aus. Das heißt in der Praxis, sie brachte ihre gedanklichen Vorstellungen über Lochkarten für ihre Strickmaschine in die Wirklichkeit. Lochkarten, die sie selbst herstellt und die für jeden Wichtel anders gestanzt werden; denn keiner der kleinen Gesellen ist wie der andere. Es gibt inzwischen Wichtel, mit denen gekegelt werden kann, mit einem Softball, und sogar ein „geistlicher“ Wichtel sitzt herum. Ein Geschenk für einen Pfarrer, der lange Jahre in Langenbach tätig war. Und über den verschenkt sie auch Tragetäschchen für Gotteslobbücher. Die Wichtel-Kernmannschaft, gut 130 bärtige Gesellen, besetzen derzeit das Wohnzimmer der Meisterstrickerin, bis sie für einen guten Zweck verkauft werden.

Am 15. Juni werden alle Wichtel verkauft

Eines steht für Renate Linow neben aller Arbeit und allen Kosten nämlich fest: Die Wichtel sind Geschenke, die zwar verkauft werden, deren Erlös jedoch in soziale Zwecke fließt. Etwa 30 der lustigen Gesellen „sponsern“ das Sophienhospiz in Erding, das Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung aufnimmt, bei denen nach ärztlicher Einschätzung eine begrenzte Lebenserwartung ohne Aussicht auf Heilung besteht. Dorthin wird auch das Kegelspiel gehen. Gut 100 Wichtel sind an die Gemeinde Langenbach verschenkt. Alle Wichtel werden am Tag der Eröffnung des neuen Freizeitparks am 15. Juni zugunsten der Nachbarschaftshilfe Langenbach/Oberhummel und des Sophienhospiz Erding verkauft. Alle anderen Kunstwerke gehen an private Freunde.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Freising-Newsletter.)

Rund dreieinhalb Stunden braucht es, bis so ein Wichtel fertig dasteht. Die „wenigste Arbeit“ sei dabei das Stricken. Aber die Wichtel müssen zusammengenäht werden, sie brauchen Nasen (aus Strumpfhosen), die üppigen Barthaare müssen eingeknüpft werden, sie brauchen Mützen, zum Teil mit Bommel – und vieles mehr. Wichtig ist Linow dabei: „Alle sind waschbar, Maschinenwäsche. Nur das Trocknen dauert etwas lang. Aber es passiert nichts“ Und fast ein wenig traurig merkt sie an: „Das Füllmaterial“, wie es in Kissen verwendet wird, „ist recht teuer“. Übrigens: Die Wichtel sind längst nicht die erste und einzige Großproduktion: 1200 Mäuschen für einen Tierschutzverein, 1800 Masken in der Corona-Zeit, 220 Engelchen für den Arbeitskreis 55plus, eine „Kompanie“ Zwetschgenmandl oder Blumenköpfe aus Hustenbonbons – die Ideen gehen der Renate Linow nicht aus.

Auch interessant

Kommentare