„Huglfing klingt“ diesmal dreifach – und holt Klassikstars mitten ins Dorf
Was eine dörfliche Gemeinschaft zusammen mit einer „zuagroasten“ Meisterpianistin auf die Bühne respektive in den historischen Pfarrstadl bringen kann, hat „Huglfing klingt“ schon zweimal bewiesen. Die großartige Resonanz, glückliche Künstler und Besucher, die warmherzige Gastfreundschaft, all das hat Mut gemacht – und Lust auf mehr.
Huglfing – Erstmals gibt es am 15. und 16. Juni nun einen besonderen Dreiklang. Die Initiatorin, Pianistin Liese Klahn, und die Gemeinde Huglfing mit Bürgermeister Markus Huber als Veranstalter laden mit drei Konzerten in drei verschiedenen Konzeptionen zum „sommerlichen Kammermusikfest“, bei dem nicht nur Ohren-, sondern auch Gaumenschmaus geboten wird.
Treu bleibt man sich in dem Wunsch, Musik und Gespräch zueinander zu bringen. Gemeint ist damit aber beileibe nicht nur, dass wieder der eloquente Bernhard Neuhoff vom BR als Moderator für die Sonntags-Matinee gewonnen werden konnte. Eingeladen wird explizit zum geselligen Miteinander von Besuchern und Künstlern im Pfarrgarten und beim „Alten Wirt“ zwischen den Konzerten. Neudeutsch andernorts gerne als „come together“ apostrophiert, gibt es in Huglfing dank vieler helfender Hände der Pfarrgemeinde und der Landfrauen eine ganz unkomplizierte Gastlichkeit.

Schubert trifft auf Alpenklänge
Im Zentrum der Konzerte steht die Vokalmusik. Zum Auftakt am Samstag um 17.30 Uhr im historischen Pfarrstadl zeigt das junge Münchner Ensemble „Vokalzirkel“, was es alles an herrlichen Preziosen für Männerstimmen aus der Feder von Franz Schubert gibt. Leicht und heiter, tragisch und komisch kommen diese viel zu selten zu hörenden Schubert-Petitessen daher. Dabei begegnen sie – als Huglfinger Novum – erstmals dem Schwung alpenländischer Volksmusik. Denn der Kammermusik-Auftakt will nicht der puren Klassik huldigen, sondern Brücken schlagen zur Volksmusik, zu ihren Ursprüngen, die auch ein Schubert in Wien natürlich kannte, liebte und die sich bis heute immer noch und immer wieder in viele Herzen mogeln. Die taiwanesische Pianistin Wei Lee am historischen Hammerflügel unterstützt den Gesang, Studierende der Volksmusik der Hochschule für Musik und Theater München an Zither, Hackbrett und Harfe lüften dann bei Polka, Landler und Schottischem so manches Rätsel um ungeahnte instrumentale Verwandtschaftsgrade. Die Leitenbichler Musikanten sorgen im zweiten Teil der Veranstaltung dafür, dass zur anschließenden Brotzeit eine feine Musi nicht fehlen darf.

Einen Farbwechsel gibt es am Sonntagvormittag. Hier erwartet die Zuhörer ein intimes Portrait der Frauengestalten bei Franz Schubert und Robert Schumann. Natürlich kann man die Sopranistin Christiane Karg, die 2017 an der New Yorker MET debütierte, auch im Mekka des Liedgesangs, bei der Schubertiade in Schwarzenberg oder im Sommer bei den großen Festivals in Evian und Aix-en-Provence erleben, nach Linz ins Brucknerhaus oder in den Wiener Musikverein pilgern. Deutlich einfacher hat man es aber, wenn man am Sonntag um 11 Uhr die Matinee in Huglfing besucht. Der künstlerischen Freundschaft zwischen Christiane Karg und ihrer Begleiterin, der Hammerflügel-Expertin Liese Klahn ist es zu danken, dass dann in ihrem Freud und Leid die großen Frauenfiguren von Chamisso, Goethe, Schiller entstehen, die Gedichte der Maria Stuart in der Sprache Schumanns erklingen.
Lesen Sie auch: Schulen brauchen dringend Hilfe – weil sie die Digitalisierung überfordert
Meine news
Spenden gehen ans Kinderhospiz
Nach mittäglicher Stärkung steht der Abschluss des Kammermusik-Festes ganz im Zeichen geistlicher Vokalmusik. Wiederum ist es der künstlerische Nachwuchs, dem in der St. Johann-Kapelle in Huglfing eine Plattform gegeben wird. In jetzt erweiterter Besetzung interpretiert der „Vokalzirkel“ Chormusik aus vier Jahrhunderten. Alle Sänger haben sich bereits solistisch als auch in renommierten europäischen Profichören präsentiert. Das Engagement des Ensembles wurde von der bayerischen Regierung mit einem Innovationsstipendium und von der Konzertgesellschaft München mit einem Förderpreis belohnt. Eingerahmt durch Motetten von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach führt der klingende Lobpreis nicht nur in die deutsche Romantik von Mendelssohn und Brahms, sondern lässt auch meditative Farben von Messiaen, Pärt und Poulenc leuchten.
Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, ebenso die Platzwahl. Erbetene Spenden unterstützen das neu entstehende Kinderhospiz in Polling. Eine Platzreservierung durch Voranmeldung auf der Homepage wird dringend empfohlen. Ausführliche Informationen unter www.huglfing-klingt.de