Bauen durch Inflation einfach zu teuer geworden: Geplatzte Träume in Antdorf

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Legte vor rund 70 Bürgern und Bürgerinnen seinen jährlichen Rechenschaftsbericht ab: Bürgermeister Klaus Kostalek bei der Antdorfer Bürgerversammlung. © Franziska Seliger

Warum der Breitbandausbau in Antdorf stockt? Wann die neuen Baugebiete und die Erweiterung des Gewerbegebiets realisiert werden? Und warum lang gehegte Pläne wie die Umgestaltung des Ortskerns zumindest vorerst gestorben sind? Das waren wesentliche Themen bei der Antdorfer Bürgerversammlung am Sonntagabend.

Zahlen und Fakten: Damit eröffnete Bürgermeister Klaus Kostalek die Bürgerversammlung am Sonntagabend. „Wir wachsen, wachsen und wachsen“, sagte er in seinem Rechenschaftsbericht vor rund 70 Anwesenden im Schützenheim. Die Gemeinde verzeichne nicht nur einen steten Zuzug an Neubürgern. Auch die Zahl der Gewerbebetriebe steige kontinuierlich. Zugleich klettere der Altersdurchschnitt immer weiter. Durch die steigende Anzahl an Gewerbebetrieben „nehmen wir immer mehr Gewerbesteuer ein“ – eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, die der Gemeindechef sogleich relativierte, indem er aufzeigte, was der Kommune von den Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommensteuer nach Abzug aller Abgaben – etwa der Kreisumlage – tatsächlich bleibt. Das sei nämlich nicht viel. so Kostalek. Angesichts steigender Steuerkraft würden auch die Schlüsselzuweisungen, die die Gemeinde bekommt, sinken. Er gehe davon aus, dass Antdorf schon in Kürze gar keine Schlüsselzuweisungen mehr bekommt.

Baugebiet an Penzberger Straße: Start am 11. Juni

Was anstehende Bauvorhaben der Kommune betrifft, so informierte Kostalek darüber, dass die Erschließung des neuen Baugebiets an der Penzberger Straße am 11. Juni beginnen werde. Dafür werde die Straße für den Verkehr gesperrt. Für die sieben Bauplätze, die die Kommune hier zu vergeben habe, gebe es 15 Bewerber, sagte er. Wer von ihnen den Zuschlag erhält, soll voraussichtlich Ende Juli feststehen. Für das geplante zweite Baugebiet im Südwesten des Ortes sei das Verfahren „am Laufen“. Wann hier die ersten Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser gebaut werden können, vermochte der Bürgermeister nicht zu sagen. Konkret ist laut Kostalek dagegen, dass die Erweiterung des Gewerbegebiets mit den Erschließungsarbeiten kürzlich begonnen hat. Diese sollen noch heuer abgeschlossen werden.

Breitband: „Da kommt die nächsten zwei Jahre keiner“

Während der Bau der Freiflächen-Photovoltaikanlage im Ortsteil Breunetsried mittlerweile fertiggestellt ist, lässt der Breitbandausbau durch die Telekom auf sich warten. „Wer glaubt, dass das schnell kommt, den muss ich enttäuschen“, sagte der Bürgermeister. „Da kommt die nächsten zwei Jahre keiner.“ Nach Rücksprache mit der Telekom habe er erfahren, dass es derzeit kein Tiefbauunternehmen für die Arbeiten gebe. Auch die Firma, die in Iffeldorf und Seeshaupt tätig war, sei nicht mehr vor Ort. Hier würden die Arbeiten ruhen. Dass der Glasfaserausbau auf sich warten lässt, sorgte bei Bürgern für Unmut. Angesichts des vielen Negativen, was er von der Arbeitsweise der Firmen so gehört habe, müsse man aber vielleicht „gar nicht so scharf drauf sein, dass die kommen“, so Kostalek.

Kinderhort mit Wohnungen für Geflüchtete

Der Bürgermeister erläuterte auch die Überlegungen der Kommune, unweit des Sportplatzes einen Kinderhort zu bauen, in dessen Obergeschoss sieben Wohnungen für Geflüchtete entstehen sollen. Die derzeitige Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet sei lediglich eine Notunterkunft, in der die Menschen nur für wenige Wochen blieben. Eine Integration lohne sich hier nicht. „Das ist keine saubere Lösung.“ Darüber hinaus habe das Landratsamt der Kommune „nahegelegt“, eine Unterkunft zu bauen. Doch alle möglichen freien Flächen im Dorf würde der Gemeinderat gerne für andere Projekte frei halten; etwa für altersgerechtes Wohnen, von dem Antdorf schon seit Längerem träumt. Da ein Hort-Neubau sowieso eingeschossig geplant wäre, ließe sich gut noch eine Etage mit Wohnungen draufsetzen, erklärte er. Das Areal etwas außerhalb des Ortes wäre dafür gut geeignet. Doch ob der Neubau von mehreren Gebäuden für Hort sowie Kindergarten tatsächlich realisiert werden kann, ist noch unklar, betonte Kostalek. Wie berichtet, hängt es unter anderem davon ab, ob der Freistaat sich an den Kosten beteiligen wird, wenn Antdorf Wohnungen für Geflüchtete schafft.

Zukunftsprojekte nicht realisierbar

Schon lange wünscht sich das Dorf einen neuen, größeren Kindergarten, erinnerte Kostalek – nicht das einzige Wunschprojekt der Gemeinde. Auch von einem neuen Feuerwehrhaus, der Sanierung des Lutz-Anwesens im Ortskern oder eben einem Neubau für altersgerechtes Wohnen träumt man schon seit Langem – und wird auch noch länger weiterträumen müssen, wie Kostalek sagte, wobei er durchaus etwas frustriert klang. Denn vor einigen Jahren, als sich die Kommune derartige Vorhaben noch hätte leisten können, hätten Bürokratie und Vorschriften eine zügige Umsetzung vereitelt. Jetzt sei das Bauen durch die Inflation so teuer, dass an eine Umsetzung vorerst nicht zu denken sei.

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