Forscher starten eine Rettungsmission für Klima-Daten, die Trump vernichten will
In den vergangenen Wochen hat die Welt Informationen verloren, ohne die Menschen sterben könnten. Schon bald sollen US-Behörden auf Weisung von Präsident Donald Trump Plattformen völlig abschalten, die wichtige Umwelt- und Klimadaten bereitstellen, sagt der Sprecher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, zu MDR Investigativ: „Einige Daten sind bereits nicht mehr zugänglich oder sollen im Mai vom Netz genommen werden. “
Das betreffe unter anderem Informationen zu Meeresküsten der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (National Oceanic and Atmospheric Administration, kurz NOAA), mit denen die Behörden Tornados und Hurrikane vorhersagen sowie Schiffe und Flugzeuge ihre Routen abhängig vom Wetter berechnen. Fehlen diese Informationen, leidet die Genauigkeit der Vorhersagen oder sie treffen später ein. Das gefährdet Menschenleben.
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Schlechtere Vorhersagen gefährden Menschenleben
Das Problem: Die Länder der Erde teilen sich weltweit die Datenerhebung auf. Steigt ein Partner aus, bleibt eine Lücke im Messnetz, die kein anderer Partner füllen kann. An diesen Stellen betreibt niemand sonst Sensoren.
„Für unsere Forschung sind diese Informationen kritisch, da es nicht immer europäische Alternativen gibt“, erklärt Katrin Böhning-Gaese, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) gegenüber der Tagesschau. Flug- und Schiffsreisende verlassen sich auf sie, um ihre Ziele sicher zu erreichen. Das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH), das kürzlich vor den Folgen durch die Kürzungen warnte, bestätigte gegenüber FOCUS online, dass auch deutsche Reeder die Daten brauchen. Gleiches gilt für Containerschiffe, die den weltweiten Handel und die Produktion aufrechterhalten.
Hintergrund der Abschaltungen ist, dass Donald Trump und seine Regierung den menschengemachten Klimawandel leugnen. Behörden wie NOAA unterstellen sie, eine „Klimawandel-Alarm-Industrie“ zu betreiben. Ein nicht namentlich genannter Forscher sagt der Tagesschau, die Trump-Regierung gehe in ihrer zweiten Amtszeit schneller und besser organisiert gegen die Wissenschaft vor, vor allem gegen die Bereiche Umwelt, Klima und Gesundheit.
Deutsche Forscher sichern Terabyte an Daten
Deutsche Forscher bemühen sich um Schadensbegrenzung. Mitarbeitende der Helmholtz-Zentren für Umweltforschung (UFZ), Ozeanforschung (GEOMAR), Geoforschung (GFZ), Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie des Deutschen Klimarechenzentrums kopieren Hunderte Terabyte an Daten, bevor diese gelöscht werden.
„Wir retten vor allem die Daten, bei denen US-Kollegen uns konkret um Hilfe gebeten haben“, sagt AWI-Sprecher Koch. Unbegrenzt Informationen sichern können die Institute aber nicht: Die Rechenkapazitäten sind begrenzt. Die Institute arbeiten auch zusammen, um diese Grenzen möglichst weit auszureizen.
Die bislang einmalige Situation wirft die Frage auf, wie Forschende ihre Netzwerke künftig aufstellen. Angesichts zunehmender internationaler Spannungen wollen deutsche Forscher verlässlichere Netzwerke schaffen.