Zornige Abfuhr für Schönheitsfarm Gruber
Die Schönheitsfarm Gruber in Rottach-Egern bedarf einer Sanierung und Erweiterung. Die Gemeinde fordert einen Bebauungsplan, der festlegt, was möglich ist. Das führt zur Konfrontation.
Rottach-Egern – Es war ein Bauantrag mit Knalleffekt. Dass die Führung der Schönheitsfarm Gruber dem Kurs der Gemeinde bei der Planung ihres Erweiterungsbaus noch immer nicht folgen will, hatte bei der Sitzung des Rottacher Ortsplanungsausschusses ein Strafgewitter zur Folge. Der Antrag wurde erneut abgeschmettert. Die Entscheidung liegt jetzt beim Landratsamt als Genehmigungsbehörde.
Konfrontation statt Kooperation
Es hakt schon länger zwischen der Gemeinde und der Firma Gruber. Doch vor der Sommerpause schien nach zähen Gesprächen eine Einigung in Sicht. Zwar hatten die Betreiber der Schönheitsfarm im Juni mit einem Bauantrag für Sanierung und Erweiterung eine schmerzhafte Abfuhr im Ortsplanungsausschuss kassiert, doch kurz darauf beschloss der Gemeinderat, einen Bebauungsplan aufzulegen, mit dem sich die Wünsche des Unternehmens realisieren lassen (wir berichteten). Erklärtes Ziel war es, die Zukunft des 1955 gegründeten Traditionsunternehmens am Berta-Morena-Weg auf Dauer zu sichern. Sehr deutlich machte der Gemeinderat aber auch, dass er auf einer Gesamtplanung für das Gelände in einem geordneten Verfahren besteht und nicht länger bereit ist, einzelne Bauwünsche durchzuwinken.
Bauantrag mit Anwaltsschreiben
Die Zeichen schienen auf Kooperation zu stehen. Doch es kam nicht dazu. Eine von der Gemeinde Ende Juli versandte Vereinbarung zur Kostenübernahme kam nie zurück. Stattdessen traf ein neuer, kaum veränderter Bauantrag im Rathaus ein, beigefügt ein mehrseitiges Anwaltsschreiben. Der juristische Vertreter des Unternehmens ließ wissen, dass die Planung fürs neue Schönheitszentrum trotz diverser Abweichungen von Festsetzungen den rechtlichen Vorgaben entspreche und mit einer Genehmigung durchs Landratsamt zu rechnen sei.
„Keine Gefälligkeitsplanung“
Bürgermeister Christian Köck (CSU) sah sich „an einem Punkt, an dem ich die Welt nicht mehr verstehe“. Offenbar verstehe das Unternehmen die Gemeinde nicht als Partner, sondern als Gegner. Dabei fühle die sich dem Erbe von Gertraud Gruber verpflichtet und sei absolut guten Willens, dem Unternehmen den Weg in die Zukunft zu ebnen. Aber es müsse im Sinne der Gleichbehandlung seine künftige Entwicklung mit einem Bebauungsplan ordnen, so wie vergleichbare Hotels und Betriebe auch: „Wir können uns nicht dem Vorwurf einer Gefälligkeitsplanung aussetzen.“
Er wisse, dass die Führung der Schönheitsfarm die Vermietung schon im Januar beenden und mit dem Bau beginnen wolle, erklärte Köck. Wenn jetzt ein zeitlicher Verzug entstehe, sei das nicht die Schuld der Gemeinde: „Das sind unternehmerische Fehler.“
Sanierung dringend nötig
Die prangerte auch Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) an. Dies sichtlich angefasst und zornig. Die Emotion, erklärte sie, rühre von ihrer tiefen Verbundenheit mit der Firma Gruber und ihrer Gründerin. Zuletzt sei sie im Februar dort Gast gewesen, berichtete sie. Als solcher müsse sie sagen: „Ja, es braucht eine Sanierung und Erweiterung.“ Ältere Frauen wie sie gingen vielleicht trotzdem gerne hin, für jüngere oder neue Gäste sei es ein Problem. Als Gemeinderätin stelle sie hingegen fest, dass das Unternehmen Gruber offenbar doch keine Dringlichkeit sehe, die Baupläne umzusetzen. Schon vor drei Jahren, erinnerte Schultes-Jaskolla, habe die Gemeinde einen Bebauungsplan für das Gebiet beginnen wollen. Doch Gruber habe das Verfahren schnell abgebrochen. Und nun seien nach dem zweiten Anlauf wieder zweieinhalb Monate ungenutzt verstrichen. Statt einen mehrseitigen Anwaltsbrief zu schicken, wäre es „sehr viel gescheiter“ gewesen, Kontakt zum Planer der Gemeinde zu knüpfen, ließ sie den Anwalt des Unternehmens wissen, der in der Zuhörerreihe saß.
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Verantwortliche sollen sich erklären
Der Bürgermeister, so Schultes-Jaskolla, möge die Verantwortlichen bei Gruber zu einer Sitzung einladen. Es gelte zu klären, warum die Firma einer wohlwollenden Gemeinde die Zusammenarbeit verweigere und auch, ob sie sich über die Risiken im Klaren sei. Möglicherweise verfolge das Unternehmen Pläne, die der Gemeinde nicht bekannt seien. Über die Beweggründe des Unternehmens spekulierte auch Thomas Tomaschek (Grüne). Vielleicht wolle die Gruber-Stiftung Grundstücke verkaufen und fürchte, dass ein Bebauungsplan deren Wert mindere. Das Verhalten sei jedenfalls ungeheuerlich und befremdlich. Die Gruber-Stiftung, so Tomaschek, schneide sich ins eigene Fleisch: „Frau Gruber würde sich im Grab umdrehen.“