So schnell wie die Dampflok 1935: Neuer Fahrplan berücksichtigt Langsamfahrstellen

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Idyllisch fährt dieser Regionalzug der BRB bei Peißenberg nahe der Schrebergärten - und für Sightseeing bleibt künftig viel Zeit: Von der Marktgemeinde bis nach Weilheim wird die Fahrtzeit auf 13 Minuten verlängert. © Bruno Schäfer

Die Kochelseebahn wird ab 15. Dezember zum Impulsgeber für Fahrplanänderungen, die sich teils bis nach Weilheim auswirken. Auch zwischen Weilheim und Schongau wird die Fahrzeit verlängert.

Anlass für Änderungen ist eine zwischen Tutzing und Bichl etablierte Kaskade von Langsamfahrstellen (im Bahnsprech LA), darunter sogar eine höchst kuriose: An den Osterseen verordnet ist eine wärmeabhängige Schleichfahrt, denn die dort auf Stahlschwellen verlegten Gleise neigen dazu, bei Hitze kleinere Freudenhupfer zu entwickeln. Bahntechnisch ist von einer „Thermo-LA“ die Rede. Zum Ausbügeln der Zeitfresser gibt es ab Mitte Dezember gleich mehrere Ansätze.

Erstens werden auf der Kocheler Strecke manche Abfahrten etwas vorverlegt, morgens auch schon mal um sechs oder sieben Minuten. Zweitens verlieren viele Halbstundenzüge neuerlich ihre Halte in Iffeldorf; doch wenigstens die schulrelevanten Lagen um 7 und 13 Uhr bedienen den Ort. Ärgerlich ist, dass auf dem Südabschnitt zwei verkehrsstarke Halbstundenzüge komplett entfallen: Kochel bisher Ankunft um 16.38 Uhr und Kochel bisher Abfahrt um 6.14 Uhr: Diese beiden Züge gibt’s nur noch bis und ab Penzberg.

Bahn-Experte Moy zu Fahrplan-Änderungen: „Bloß Kurieren an Symptomen“

Die dritte Maßnahme zum Abfedern der zeitraubenden Kochelbummler betrifft die Kopplung mit den Weilheimer Zugteilen. Konkret: Die Halbstunden-Verstärker in die Kreisstadt bekommen in Tutzing künftig die Warte-Karte gezeigt und stehen fahrplanmäßig mehrere Minuten herum. Somit müssen München-Fahrer in Weilheim schon zur Minute 15 am Zug sein, und die Ankunft der Kurzzüge liegt in der Kreisstadt vier Minuten später. Damit ändert sich auch die Reihenfolge der Zugteile: Im Münchner Hauptbahnhof steht der Weilheimer Teil künftig am Prellbock, Richtung Kochel heißt es dann vorn einsteigen.

„Will man das anspruchsvolle Fahrplankonzept nicht aufgeben, dann macht das schon Sinn“, kommentiert Bahn-Experte Norbert Moy die verdrehte Reihenfolge, die dem Kocheler Teil in Tutzing ein paar Minuten dazu schenkt. Freilich sieht der Weilheimer unterm Strich „bloß ein Kurieren an Symptomen“. Viel wichtiger wäre es, das Gleis von Tutzing nach Kochel rasch auf Vordermann zu bringen. Selbst dann aber seien die Begegnungszeiten der Züge im eingleisigen Werdenfelsnetz extrem knapp. „Für echte Fahrplanstabilität bräuchten wir eigentlich zwischen Weilheim und Tutzing ein zweites Gleis.“

Ammerseebahn soll zum Fahrplanwechsel wieder fahren

Immerhin soll die Ammerseebahn pünktlich zum Fahrplanwechsel wiederhergestellt sein. Die Ammergaubahn Murnau-Oberammergau soll hingegen erst am 21. Dezember wieder in den Passionsort rollen. Der eigentlich angekündigte Durchlauf mancher Triebzüge von München nach Innsbruck wird laut Moy noch nicht umgesetzt – diesmal mit dem Schwarzen Peter bei den ÖBB, da diese noch immer die neue Triebwagen-Software auf Zulassungsreife testen.

Der Oberbayern-Vorsitzender des Fahrgastverbands „Pro Bahn“ rechnet auch in der kommenden Fahrplanperiode mit einigem Durcheinander. „Ich habe den Eindruck, sobald Baukapazitäten frei sind, werden von der DB inzwischen auch sehr spontan Sanierungsmaßnahmen angesetzt.“

Weilheim-Peißenberg in 13 Minuten: Das schafften schon die Dampfloks 1935

Während die Ammerseebahn minutengenau zu ihrem alten Fahrplan zurückkehrt, vollzieht die Pfaffenwinkelbahn eine Verlängerung ihrer Fahrzeit, sodass die Langsamfahrstellen weitgehend schon in der Kalkulation „eingepreist“ werden. Zumeist wird die Fahrzeit zwischen Weilheim und Schongau von 35 auf 40 Minuten gestreckt. Dies bedeutet an vielen Stellen auch, dass die Abfahrt leicht vorverlegt wird. In Schongau geht es meist schon zwei Minuten früher los Richtung Osten. Auch in Weilheim müssen sich die Fahrgäste künftig sputen, denn die Pfaffenwinkel-Züge sollen schon zur Minute 16 losfahren, statt wie bisher zur Minute 19. Inwieweit dann kürzer auf verspätete München-Züge gewartet wird, bleibt abzuwarten.

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Eine Umsteigeverbindung wird hingegen gleich schon fahrplanmäßig „gekillt“: Der Zug Schongau ab 7.30 Uhr, der bisher in Weilheim den Anschluss zum Regionalexpress vermittelt und somit die Fahrgäste bis 8.48 an den Münchner Hauptbahnhof bringt, ist künftig so spät in Weilheim, dass nur noch der langsamere Regionalzug erreicht wird. Die Ankunft am Münchner Hauptbahnhof liegt dadurch erst um 9.12 Uhr, also volle 24 Minuten später. Info am Rande: Die künftig zwischen Weilheim und Peißenberg veranschlagten 13 Minuten Fahrzeit schafften bereits die dampfbetriebenen Lokalbahnzüge von 1935.

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