Insolventer deutscher Autozulieferer hat keine Zukunft mehr – alle Arbeitsplätze fallen weg
Ein insolventer Autozulieferer aus Baden-Württemberg kann nicht mehr gerettet werden. Der Geschäftsbetrieb wird eingestellt, die Mitarbeiter nach und nach freigestellt.
St. Georgen – Schlechte Nachrichten aus dem Schwarzwald: Der Präzisionshersteller FES 360 smart manufacturing GmbH aus St. Georgen (Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg) muss endgültig schließen. Wie Insolvenzverwalter Dr. Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze & Braun mitteilte, wird der Geschäftsbetrieb des Unternehmens perspektivisch eingestellt. Alle 80 Arbeitsplätze fallen damit weg.
„Die Prüfung der wirtschaftlichen Situation hat ergeben, dass eine zeitnah umsetzbare und konkrete Sanierungsperspektive leider nicht gegeben ist“, erklärt Pehl. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs mit dem Ziel, eine solche Perspektive zu entwickeln, wäre mit weiteren Verlusten für die Gläubiger verbunden gewesen. „So gerne ich diesen Schritt vermieden hätte, als Insolvenzverwalter muss ich eine solche Situation in jedem Fall vermeiden.“
FES 360 kann Personalkosten nicht mehr in voller Höhe selbst tragen und erwirtschaften
Das Amtsgericht Villingen-Schwenningen hatte am 1. Juli 2025 das Insolvenzverfahren eröffnet und Dirk Pehl zum Insolvenzverwalter bestellt. Mit der Verfahrenseröffnung endete auch der Insolvenzgeldzeitraum, in dem die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden über das Insolvenzgeld abgesichert waren. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Personalkosten wieder in voller Höhe selbst tragen und erwirtschaften muss – was die wirtschaftliche Situation nicht dauerhaft zulässt.

Stattdessen startet die Insolvenzverwaltung in Abstimmung mit den Kunden eine kontrollierte Ausproduktion, bei der letzte Aufträge angenommen und abgearbeitet werden, während der Geschäftsbetrieb sukzessive heruntergefahren wird. Je nach Auftragslage werden die 80 Mitarbeiter in diesem Zeitraum nach und nach freigestellt. Die Insolvenzverwaltung will dabei alles in ihren Möglichkeiten stehende tun, um die Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung zu unterstützen. Wann genau der letzte Arbeitstag bei FES sein wird, ist noch Gegenstand der weiteren Planungen.
Der Grund für die Schieflage des Unternehmens ist die anhaltende Konjunkturschwäche in der Automobilindustrie, der Hauptabnehmerin von FES-Produkten. Diese führte zu erheblich sinkenden Umsätzen und in der Folge zu Verlusten, die das Unternehmen kurzfristig nicht ausgleichen konnte. Bereits Anfang Mai hatte FES deshalb Insolvenzantrag gestellt.
Unternehmen wurde 1974 gegründet
Die heutige FES 360 smart manufacturing GmbH wurde bereits 1974 gegründet und ist auf die Herstellung, Bearbeitung und den Vertrieb von Präzisionserzeugnissen aus Metall und Kunststoff spezialisiert. Das Produktportfolio umfasst Tachonadeln sowie Zeiger für Uhren und Messgeräte, Kunststoff-Spritzgussteile, Stanz- und Biegeteile, Feinstanzteile, Automaten-, Dreh- und Frästeile sowie Bauteile und Baugruppen für die feinmechanische und elektrotechnische Industrie.
Mit der Schließung von FES geht ein weiteres traditionsreiches Unternehmen aus Baden-Württemberg verloren – ein Beispiel für die anhaltenden Schwierigkeiten in der deutschen Industrie, die besonders Zulieferer der kriselnden Automobilbranche hart treffen. Erst Anfang Juni wurde bekannt, dass ein weiterer Autozulieferer aus Baden-Württemberg insolvent ist.