Alte Schule Gelting: Willkommen in der guten Stube
Viel länger als geplant hat der Umbau der alten Schule in Gelting gedauert. Jetzt sind die ersten Wohnungen bezogen und der Theaterverein richtet gerade seine neue Heimat ein. Ein Besuch.
Gelting – Akkuschrauber surren, Bretter werden hin- und hergetragen, es riecht nach Holz. Die Männer, die hier im Erdgeschoss des alten Schulgebäudes von Gelting (Gemeinde Pliening) arbeiten, bauen keine oberbayerische Bauernstube, sondern die gute Stube des Theatervereins Pleaninga Theaterbagasch. Markus Burgmair (70), Johnny Holzner und Wolfgang Schneider (beide 65) verbringen seit Wochen und Monaten viele Stunden ihrer Zeit hier und bauen den neuen Vereinsraum der Theaterbagasch. Mit Theke und Küche nebendran. „So haben wir wenigstens was zu tun und sind weg von der Straße“, sagt Burgmair mit einem Lächeln. Unter der Regie des gelernten Schreinermeisters und Ehrenvorstands der Theaterbagasch entsteht was Wundervolles hinter den alten Mauern. An diesem Tag hilft, wie oft in seiner Freizeit, auch Anton Holzner, Elektromeister und Vorsitzender der Theaterbagasch.

Die Mauern sind im Zuge der Kernsanierung, die in den vergangenen Jahren stattfand (und viel länger gedauert hat, als von der Gemeinde Pliening geplant), teilweise erhalten geblieben. An einigen Stellen sind die roten Ziegelsteine nicht verputzt, sondern offen. Schön sieht das aus, findet Plienings Bürgermeister Roland Frick. In mühevoller Kleinarbeit haben Mitglieder des Theatervereins, Männer wie Frauen, die alten Mauerteile sauber gemacht und den großen restlichen Teil der Wände gestrichen. Nach den gemeinsamen Arbeiten an der Holzdecke und dem Holzboden stellt das Rentner-Trio Burgmair, Holzner und Schneider jetzt Holztische und -bänke auf, kehrt den Boden und arbeitet an der Theaterbühne im Raum.

Ein Engagement, das Frick sehr schätzt. Der Theaterverein sei auf die Gemeinde zugekommen und habe angefragt, ob er sein neues Zuhause (das so neu gar nicht ist, schon vor der Sanierung war die Theaterbagasch in der alten Schule untergebracht) selbst herrichten dürfe. Gesagt, getan. Im Gegenzug habe die Gemeinde das Material wie Holz und Farben bezahlt. „Eine klassische Win-win-Situation“, sagen Burgmair und Frick unisono. Weil sich die Gemeinde die Firma für den Innenausbau gespart hat – und der Theaterverein den großen Raum (der neben der „Bunten Bühne“ hauptsächlich als Probenraum genutzt werden wird) selbst gestalten kann.

Im Treppenhaus des linken Gebäudeteils, der erhalten geblieben ist, führt die alte Schulholztreppe nach oben. Die bleibt, sie wird lediglich noch aufgehübscht. Bürgermeister Roland Frick blickt zufrieden hinauf, auch hier ist ein Teil der alten Mauern zu sehen: „Das war unser Ziel mit der Sanierung: Altes mit Neuem verbinden.“ Das ist fürwahr bestens gelungen. Die Besucherinnen und Besucher der „Bunten Bühne“, die die Theaterbagasch nach Fertigstellung des großen Vereinsraums wieder veranstalten wird, dürfen sich auf eine gemütliche alt-neue Stube freuen. Und die rund 135 Mitglieder der Theaterbagasch sowieso.

Meine news
Vor etwa acht Jahren hat der Gemeinderat Pliening entschieden, dass die alte Schule in Gelting zum Teil kernsaniert und zum Teil neu gebaut und etwas erweitert wird. Im neuen, rechten Teil sind sechs Wohnungen sowie vier Räume für Obdachlose untergebracht. Beide Gebäudeteile sind voneinander getrennt.

Getrost kann man beim linken, alten Teil von einem „Kultur- und Heimathaus“ sprechen. Unten die Theaterbagasch, im Obergeschoss wird, nachdem dort die Restarbeiten erledigt sind, der Heimatverein Pliening einziehen. In einen ebenfalls großen Raum mit viel Platz für beispielsweise die Ausstellung von historischen Gegenständen. Damit auch jeder dorthin gelangt, gibt es einen Aufzug. Laufe alles nach Plan, so Frick, könnte im Herbst für die Bevölkerung ein Tag der offenen Tür im neuen alten Teil des ehemaligen Schulhauses von Gelting veranstaltet werden.
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Bis dahin haben die drei Rentner Markus Burgmair, Johnny Holzner und Wolfgang Schneider und ihre Helferinnen und Helfer von der Theaterbagasch noch einiges zu tun. Was sie gerne machen, nicht nur, weil sie dann „weg sind von der Straße“. Sondern, weil sie die künftige Heimat für ihren Verein selbst gestalten.


