Da „Boda Max“: Mehr als Haare waschen und schneiden

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„Ich war der Hahn im Korb“: Max Faltlhauser erzählte beim Montagsratsch im Heimatmuseum Markt Schwaben unter anderem über seine Ausbildungszeit als Friseur. © Johannes Dziemballa

Beim Montagsratsch im Heimatmuseum Markt Schwaben hat der einstige „Boda“ Max Faltlhauser in launiger Art und Weise von seiner Arbeit als Friseur und von seinen Jugendstreichen erzählt.

Auch wenn er von Berufs wegen mit warmem Wasser zu tun hatte, fürs Haarewaschen: Ein „Boda“ (Bader) arbeitete einst nicht als Schwimmlehrer oder Bademeister. Vielmehr war er zuständig für die Haarpflege seiner Kundschaft, ein Friseur, meist aber noch weit mehr. Was der Boda Max von Paschting, alias Max Anton Faltlhauser aus Pastetten, in seinen 76 Lebensjahren alles gesehen und gemacht hat, verriet er launig beim jüngsten Montagsratsch im Heimatmuseum Markt Schwaben. Auch diesmal waren wieder rund 50 Interessierte gekommen, um viel Spannendes zu erfahren.

Erinnerungen an den Großvater

Schon sein Großvater Anton Wegmeier war ein Bader, hatte 1920 das alte Boda-Haus in Pastetten gekauft. „Weil er approbiert war, durfte er aber nicht nur Haare schneiden und Bärte rasieren“, erzählt sein Enkel Max Faltlhauser., „Er hat auch Abszesse aufgeschnitten, mit einer gewaltigen Zange Zähne gezogen, Blutegel angesetzt und sogar eine eigene Brandsalbe entwickelt. Und wenn es sein musste, kastrierte er auch Hunde.“ Seine Großmutter Kreszensia arbeitete als Hebamme, half rund 1200 Kindern, das Licht der Welt zu erblicken, „auch meines“, merkt Faltlhauser an. Sie fuhr mit einem alten DKW-Motorrad zu ihren Kundinnen, im Winter manchmal mit dem Pferdeschlitten.

Der junge Max aber hatte als Kind noch nicht vor, in die Fußstapfen seines Vaters, der einst Bäcker war und zum Friseur umschulte, zu treten. Vielmehr interessierten ihn seine immerhin 100 Hasen, die er durchaus furcht- und emotionslos meuchelte, wenn eine Kundin Bedarf an frischem Fleisch anmeldete. „Immer freitags, das gab ein schönes Taschengeld.“ Doch irgendwann nach der Schule, er war gerade 14 geworden, wurde er in die Lehre zu Friseur Bernhard Freistätter geschickt. „Wenn du dort aber nicht brav bist, holt dich der Kaminkehrer und lässt dich von oben in den Schornstein“, hatte ihm der Großvater gedroht.

Ich war der Hahn im Korb.

So weit kam es aber dann doch nicht: Der kleine Max trat morgens um sieben Uhr bei der Arbeit an, als erstes wurde Feuer gemacht, um warmes Wasser fürs Haarewaschen zu haben. „Wir waren ein sehr nettes Team, außer mir lauter Mädels, ich war der Hahn im Korb. Mein Chef war gut zu mir, er hat aus seinen Urlauben immer was mitgebracht. Nur an Weihnachten mussten wir etwas machen, etwa ein Gedicht vortragen. Ab und zu wurde ich aber auch zum Schnapsholen in den nahen Laden geschickt“, erinnert sich Faltlhauser mit einem breiten Schmunzeln.

Natürlich hatte er als junger Kerl auch viele Streiche ausgeheckt: „Mit meinen Kumpels haben wir aus einem alten Schuppen auf Passanten herunter gepinkelt, hatten einmal sogar unseren Lehrer dort eingesperrt, haben einem Bauern den Anhänger vom Traktor getrennt.“

Einst jüngster Meister in Bayern

Schließlich aber ereilte ihn der Ernst des Lebens, er lernte seine spätere Frau Hermine kennen, die damals bei den Eicher-Traktorenwerken arbeitete. Max Faltlhauser ging nach Straubing in eine Ganztags-Meisterschule und legte 1968 als Jüngster in Bayern dort seine Meisterprüfung ab. Auch seine Frau ging später mit in den Beruf als Friseurin, 1973 wurde das heutige Geschäft eröffnet.

„An diese Meisterprüfung habe ich etwas ungute Erinnerungen“, sagt der „Boda Max“: „Erst war ich viel zu spät dran am Prüfungstag, parkte aus lauter Verzweiflung auf einem Gehweg, hastete zur Prüfung. Dabei fiel mein Friseur-Koffer auf den Boden, die ganze Straße war voll mit Scheren und Lockenwicklern.“ Zu guter Letzt hatte ihn auch noch sein Herren-Frisur-Modell versetzt, er brauchte also blitzschnell Ersatz. Das klappte: „Ich ging in den nächsten Supermarkt, sprach irgendeinen Herrn an, bot ihm Geld. Tatsächlich machte der sogar mit, und so war ich gerettet.“

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Das Leben von Max Faltlhauser wäre aber auch undenkbar ohne seine vielen Vereinstätigkeiten. So war er in drei Schützenvereinen, bei der Feuerwehr und im Fußball-Club, beim Roten Kreuz, bei der Landjugend, im Theaterverein und bei den Burschen. „Ich saß aber auch 24 Jahre lang im Gemeinderat und im Pfarrgemeinderat, habe als Kirchenpfleger gearbeitet. Und ich war, wie viele der schlimmsten Lausbuben damals, sogar Ministrant.“

Mittlerweile ist der noch rüstige Senior aber vor allem ein charmanter Erzähler, der seinen Mitmenschen gute Laune mitbringt – immerhin war er auch 50 Jahre lang als Nikolaus unterwegs. Damit könnte er einen weiteren Montagsratsch bestreiten.

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