Als die amerikanischen GIs nach Dietmannsried kamen: Ausstellung im Foyer des Rathauses
Wie mag es wohl für die einheimische Bevölkerung gewesen sein, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging? Dieser Frage geht Brunhilde Kustermann, Archivarin in Dietmannsried, mit einer Ausstellung im Foyer des Dietmannsrieder Rathauses nach. Mit Unterstützung eines Zeitzeugen, des Ortshistorikers Siegfried Sailer, hat sie den 27. April 1945, den Tag, an dem die Amerikaner in Dietmannsried einmarschierten, erlebbar gemacht.
Dietmannsried – Das Besondere an dieser kleinen Ausstellung ist, dass sie das Ende des Zweiten Weltkrieges vor genau 80 Jahren auf Dietmannsried herunterbricht. In Stundenabschnitte unterteilt lässt sich nachvollziehen, was an jenem Tag im Ort geschah. Um diese Rekonstruktion möglich zu machen, war eine zeitaufwendige, akribische Recherche notwendig.
Persönliche Erinnerungen an den 27. April 1945 in Dietmannsried
Als unersetzliche Hilfe erwies sich hierbei Siegfried Sailer. Er hat das Geschehen damals als elfjähriger Bub selbst miterlebt und seine Erlebnisse sowie seinen enormen Schatz an Geschichtswissen und Dokumenten mit Brunhilde Kustermann geteilt. Besucher der Ausstellung können seine persönlichen Erinnerungen an diesen Tag nachlesen: wie er zuerst die mächtige Explosion hörte, als die Illerbrücke bei Krugzell gesprengt wurde; wie er sich mit anderen Kindern und deren Müttern im Keller versteckte, als 15 amerikanische Panzer an seinem Elternhaus vorbeirollten; wie plötzlich Stille herrschte – und es dann, in dieser Anspannung, an der Tür klopfte …
Die Ausstellung thematisiert, wie die GIs mit der Bevölkerung umgingen: einerseits lässig und freundlich, Süßigkeiten an die Kinder verteilend, andererseits unerbittlich bei der Besetzung der Häuser und beim Kampf gegen eine versprengte Gruppe von Wehrmachtsangehörigen, die die Kolonne angriffen und dies mit dem Leben bezahlten.
Ausstellung über den Einmarsch der Amerikaner in Dietmannsried beleuchtet verschiedene Aspekte
Sie erinnert an die weiteren Opfer – darunter Liane Stange, eine sechzehnjährige Schülerin, die nach Dietmannsried evakuiert worden war, und den 22-jährigen Landwirtssohn Josef Wüst aus Probstried – und stellt auch die Situation der rund 300 im Ort untergebrachten Fremdarbeiter und Kriegsgefangenen dar.
Landkarten zeigen die Abwurfzonen von Kampfmitteln. Sie haben übrigens bis heute Relevanz und werden verwendet, um bei anstehenden Baumaßnahmen zu prüfen, wo noch Weltkriegsmunition oder Ähnliches im Boden zu erwarten ist.
Die Ausstellung im Dietmannsrieder Rathaus kann kostenlos bis zum 30. Mai besucht werden.
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