80 Jahre Kriegsende: Was geschah im April 1945 in Landsberg?

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Ende April wurden die Lechbrücken gesprengt - auch die Karolinenbrücke, hier nach der Sprengung zu sehen. © Stadt LL/Stadtarchiv

Heuer jährt sich das Ende des 2. Weltkriegs zum 80. Mal. Am 27. und 28. April 1945 nahmen amerikanische Truppen Landsberg ein und überschritten den Lech in Richtung München. Was genau in der Region damals geschah, war bisher nur bruchstückhaft überliefert, sagt der 2. Vorsitzende des Historischen Vereins Landsberg, Oberstleutnant a.D. Gerhard Roletscheck. In seinem Vortrag im Pfarrzentrum Mariä Himmelfahrt zeichnete er die letzten Kriegstage in Landsberg nach.

Landsberg - Schon Wochen vor dem Eintreffen der Amerikaner hatte es geheime Besprechungen gegeben, um die Kreisstadt am entscheidenden Tag kampflos übergeben zu können. Neben Wehrmachts-Major Wilhelm Iacob waren daran auch Bürgermeister Dr. Karl Linn, Polizeichef Max Fellner und Obsthändler Johann Pfannenstiel beteiligt. Die Amerikaner selbst setzten Anfang April zwei Agenten bei Raisting ab, um mehr über die deutsche Verteidigung zu erfahren. Beide Gruppen fanden über Sägewerksbesitzer Jakob Kink zueinander.

Die letzten Kriegstage in Landsberg: Befehl zur Verteidigung der Lechstadt - Lechbrücken gesprengt

Gleichzeitig liefen aber auch Vorbereitungen von NSDAP und Wehrmacht, die Lechstadt zu verteidigen. Panzersperren wurden errichtet. Nach der Freigabe der Nahrungsreserven der Wehrmacht sowie der Stadt Landsberg wurden die Verantwortlichen hierfür in München vor der Partei und einem Standgericht zur Verantwortung gezogen. Die Angeklagten wurden freigesprochen. Nur Major Iacob wurde durch ein Femegericht in Landsberg zum Tode verurteilt. In der Nacht konnte er fliehen und entging knapp der Vollstreckung.

Am 25. April übernahm der Kommandeur des Werfer-Regiments 84 die Befehlsgewalt zur Verteidigung Landsbergs. Von nun an wurden Flakgeschütze am Lechhochufer aufgebaut und zurückströmende Wehrmachtssoldaten zum Dienst herangezogen. Trotz aller Bemühungen der Widerstandsgruppe kam es beim Vormarsch der Amerikaner in die Stadt zu kleineren Gefechten, die auch ca. 100 Opfer forderten. Als die US-Soldaten bereits in der Katharinenstraße vorrückten, wurden die beiden Lechbrücken gesprengt. Ein Maschinengewehr auf dem Schlossberg und US-Panzer am alten Eisstadion lieferten sich ein Feuergefecht, bei dem das Bayertor seine linke westliche Zinne verlor.

Amerikaner dringen weiter nach Osten vor - KZ-Wachmann von Bürgerin mit Handtasche verprügelt

In den Morgenstunden des 28. April überquerten die Amerikaner schließlich den Lech über die Staustufe am Wildpark und die nur wenig zerstörte Kauferinger Eisenbahnbrücke. Nun konnten sie auch die östliche Stadthälfte einnehmen und weiter Richtung Ammersee und München vorstoßen. Es kam zu weiteren Kämpfen im Landkreisgebiet, die den Vormarsch der Amerikaner jedoch nicht mehr aufhalten konnten. Viele Tote forderten aber noch die Luftangriffe der Air Force bei Eresing und Hurlach sowie der Angriff der Französischen Luftwaffe in Schwabhausen.

In seinem Vortrag schilderte Gerhard Roletscheck nicht nur die militärischen Ereignisse in und um Landsberg, sondern auch die Befreiung der KZ-Außenlager und ihrer Insassen. In deutlichen Worten würdigte er aber vor allem die Widerstandsbemühungen Landsberger Bürger, von Amtsträgern wie Major Iacob bis hin zu unbekannten Heldinnen wie jener Frau, die einen KZ-Wachmann, der Häftlinge schikanierte, auf offener Straße mit ihrer Handtasche verprügelte.

Der Vortrag von Gerhard Roletscheck wird ausführlich als Aufsatz in den Landsberger Geschichtsblättern 2025 abgedruckt, die im kommenden April erscheinen werden.

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