Vorbild, Trostspender und Freund: Maria Höfl-Riesch schätzte vor allem Franz Beckenbauers Charakter
Maria Höfl-Riesch (39) erinnert sich an ihre Zeit mit der Fußball-Legende Franz Beckenbauer - und wie der „Kaiser“ sie bei der Wahl des Managers überraschte.
Kitzbühel/Garmisch-Partenkirchen – Es ist kein guter Start in dieses Jahr gewesen für Maria Höfl-Riesch. Sicher kann man das nicht so pauschal sagen. Aber in einem speziellen Punkt ganz bestimmt: Sie hat einen Freund verloren. Ja, ein solcher war Franz Beckenbauer für die frühere Ski-Rennläuferin aus Garmisch-Partenkirchen ganz sicher gewesen. Denn der Fußball-Kaiser, der im Alter von 78 Jahren vor wenigen Tag starb, war eben nicht nur ein beliebiger Klient ihres Mannes Marcus, der namhafte Sportgrößen als Manager berät. Er war deutlich mehr. Für die Dreifach-Olympiasiegerin der Jahre 2010 und 2014 auch ein „echtes Vorbild“.
Maria Höfl-Riesch: „Von ihm könnte sich so mancher Sportler heute eine Scheibe abschneiden“
Die heute 39-Jährige bezieht das vor allem auf seinen Charakter. Den hat dem Franz aller Erfolg in seiner Karriere, als Fußballer wie als Trainer oder später als viel gefragte Legende, nie verdorben. „Er ist immer so normal und so bodenständig geblieben. Ich kenne keinen anderen derartigen Weltsportler, der so war“, betont Höfl-Riesch. „Und wenn er 100 Autogramme verteilen sollte, dann nahm er sich auch Zeit bis zum letzten, war immer freundlich.“ Tugenden, denen man nur nacheifern könne, sagt die Werdenfelserin, die bekanntlich seit vielen Jahren mit ihrem Mann im Tiroler Nobelskiort Kitzbühel lebt. Und eine Anmerkung kann sie sich dabei auch nicht verkneifen: „Von ihm könnte sich so mancher Sportler heute eine Scheibe abschneiden.“

Freilich sind sich Höfl-Riesch und Beckenbauer oft über den Weg gelaufen. Bei Sport-Veranstaltungen, bei Bällen und Galas, wenn es um Fußball ging, um den FC Bayern beispielsweise, den die Skirennläuferin immer wieder einmal live verfolgte. Aber eben auch bei eigenen Veranstaltungen wie den Ski-Triathlon, den Höfl-Riesch 2019 erstmals mit anderen früheren Sportgrößen in Ellmau auf die Beine stellte. „Selbst da war er noch dabei.“ Mit weit über 70 Jahren. 110 000 Euro kamen allein bei dieser Charity-Veranstaltung für die Laureus Sport for Good Foundation zusammen, die soziale Sportprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland und Österreich unterstützt.
Franz Beckenbauer war bei Marias WM-Rennen immer wieder mal dabei
Aber auch bei den großen Wettbewerben von Höfl-Riesch war der Kaiser oft sogar „live“ dabei. Erlebte schillernde Momente, aber spendete auch Trost wie am 11. Februar 2011. Das Jahr der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen. Eine ungeheuere Drucksituation für die Lokalmatadorin, die zu den ersten Rennen auch noch krank wurde. Als sie in ihrer Disziplin, der Super-Kombi, die für sie gemacht war und in der sie in ihrer Karriere zweimal Olympia-Gold und einen WM-Titel holte, weit am Stockerl vorbeifuhr, nahm sie Beckenbauer in den Arm und herzte sie. Zwei Jahre später in Schladming war den beiden mehr Glück vergönnt. Da feierten sie gemeinsam Bronze in der Abfahrt.

Wann sie Franz Beckenbauer zum ersten Mal kennenlernte, daran erinnert sich Höfl-Riesch nicht mehr genau. Ein spezielles Erlebnis ist ihr aber sehr wohl im Gedächtnis. „Ich hab’ einen Anruf bekommen, und der Mann am Telefon sagte: „Hallo, ich bin Franz Beckenbauer.“ Erst einmal war sie sich nicht sicher, ob das nicht ein Scherz sei. Doch er war es. Und was wollte der Promi am anderen Ende der Leitung? „Er redete mir gut zu, dass der Marcus Höfl ein guter Manager sei und ich mich doch für ihn entscheiden sollte.“ Höfl-Riesch hatte zu der Zeit mehrere Optionen. „Aber er meinte, dass er ein Guter wäre und ich ihn unbedingt nehmen soll.“ Ziemlich schnell nahm danach alles seinen Lauf. Höfl-Riesch folgte Beckenbauers Rat, verliebte sich bald in den Manager – und im April 2011 heirateten sie in Going. Bei der Feier selbstredend dabei: der Kaiser.
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In den vergangenen Jahren wurden die Treffen rarer. „Ihm ging es ja auch nicht mehr so gut“, sagt Höfl-Riesch. Beckenbauers Auftritte in der Öffentlichkeit wurden selten. Letztmals standen sich die früheren Sport-Größen am 6. Januar 2023 gegenüber: beim Karpfenessen in Kitzbühel. Für Höfl-Riesch steht fest: Einen wie den „Franz“, den gibt es nicht oft auf der Welt.