Klare Absage an Grainau: Taxifahrer lässt Frau am Bahnhof stehen
Ein Taxifahrer hat eine Frau am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen stehen lassen. Ohne weitere Erklärung. Die Angst vor dem Stau auf dem Rückweg nach Grainau war offenbar der Grund dafür. Eine Erklärung für dieses Verhalten liefert Taxler-Chef Andreas Aichinger: Möglicherweise hatte der Kollege einen Folgeauftrag und hätte diesen ansonsten nicht einhalten können.
Garmisch-Partenkirchen – Die Freude auf die eigenen vier Wände war groß. Gerade nachdem sie sieben Stunden im Zug gesessen hatte, wollte Ursula Bader nur eins: schnell heimkommen. Kurz vor 18 Uhr erreichte sie am Freitag vor Silvester den Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen und machte sich mit ihrem Gepäck gleich auf zum Taxistand. Aus dem Wagen, den sie ansteuerte, stieg der Fahrer aus, griff nach ihrem Koffer und fragte, wo es denn hingehen solle. „Als ich Grainau sagte, ließ er mein Gepäck wieder los und meinte: ,Tut ma leid, da fahr i net hin, da steh i wieder a Stund im Stau aufm Rückweg‘“, erinnert sich Bader. Der Mann habe sie einfach stehen lassen, ohne ihre Reaktion abzuwarten. „Ich war völlig platt“, betont die Grainauerin.
Dass eine Fahrt in ihren Heimatort gerade in Ferienzeiten und in den Sommermonaten viel Geduld erfordert, ist auch ihr bewusst. Genau wie das massive Verkehrsaufkommen, das die Ausflügler mit sich bringen, die den Eibsee oder die Zugspitze ansteuern. Angesichts der geltenden Beförderungspflicht von Taxifahrern – laut ADAC muss dieser auch Kurzstrecken anstandslos übernehmen – versteht sie das Verhalten allerdings nicht.
Entscheidend ist die Kommunikation, dann versteht‘s der Kunde
Einen Erklärungsversuch startet Andreas Aichinger. „Eventuell hatte der Kollege eine Vorbestellung und Angst, nicht rechtzeitig zurückzukommen“, meint der Vorsitzende der Taxivereinigung Garmisch-Partenkirchen. Eine Situation, die er aus eigener Erfahrung nur zu gut kennt. Wenn man aus Grainau zurückfährt, steht man oft eine Stunde im Stau. „Wenn man’s den Kunden erklärt, verstehen sie’s auch“, sagt Aichinger. Entscheidend ist die Kommunikation, das ist ihm bewusst.
Genau daran haperte es offenbar in Baders Fall. „Was ist das für eine Willkommenskultur?“ Gerade für Urlaubsgäste, die in Garmisch-Partenkirchen ankommen, sei „so eine grobe Unhöflichkeit“ suboptimal. Das Glück der Grainauerin war, dass der Fahrer des dahinter stehenden Wagens sofort ausstieg und ihr Gepäck einlud. „In erkennbar nicht-deutscher Muttersprache sagte er: ,Ich fahre sie selbstverständlich nach Grainau‘“, erzählt sie. „Gut, dass es auch solche hilfsbereiten Fahrer gibt.“ Gut außerdem, dass dieser keine Probleme mit dem tatsächlich zäh fließenden Verkehr hatte.
Neues System, um noch besser erreichbar zu sein
Service ist den Taxi-Unternehmern wichtig. Das unterstreicht auch Aichinger und verweist auf das neue System, das jüngst eingeführt wurde. „Das funktioniert wie eine Zentrale“, erklärt er. Meldet sich ein Kunde bei einer der beiden Taxirufnummern, wird er automatisch an den Fahrer, der am nächsten dran ist, durchgestellt. „Für uns war das ein großer Schritt“, sagt der Chef der Taxivereinigung. „Aber das System ist wirklich hilfreich.“ Er und seine Kollegen sind freilich anders als in Großstädten nicht rund um die Uhr verfügbar, jeder ist schließlich sein eigener Herr. Die Zeiten beispielsweise, in denen in Garmisch-Partenkirchen ein Zug ankommt, werden zu 95 Prozent abgedeckt.