Geothermie für Gauting und Gilching kommt ein Jahr später
Gilching und Gauting setzen auf Fernwärme aus dem Unterbrunner Holz. Bislang hieß es: Liefertermin zur Heizperiode 2025. Doch der Termin ist nicht zu halten.
Gauting/Gilching – Die bislang letzte Meldung stammte aus dem März: Damals machte die Silenos Energy Geothermie Gauting Interkommunal GmbH & Co. KG via Pressemitteilung öffentlich, dass der Hauptbetriebsplan für das Vorhaben beim Bergamt eingereicht ist. Das bedeutete für das ambitionierte Projekt einen Meilenstein. Die Hoffnung des Unternehmens bestand darin, dass dieser so zügig bearbeitet wird, dass noch heuer im Unterbrunner Holz bis auf knapp 3000 Meter Tiefe gebohrt werden kann. Dann würde sich zeigen, ob dort genügend heißes Wasser für die Versorgung mit Fernwärme von Gauting und Gilching fließt.
Doch es kam anders: Der Hauptbetriebsplan des Unternehmens – bestehend aus der Strabag-Tochter Silenos Energy, Asto Geotec und der Heizwerk Management GmbH – ist bis jetzt nicht genehmigt. „Es liegt nicht am Bergamt“, sagt Dr. Bernd Schulte-Middelich von Asto Geotec. „Da müssen viele Behörden beteiligt werden, und da kam es teilweise zu Krankheitsfällen.“ Mit einer Genehmigung rechnet der Unternehmer zwar in den nächsten Wochen und Monaten, aber: „Wir kommen dann in die Vegetationsperiode, da kann man keinen Bohrplatz bauen.“ Der Zeitplan verschiebt sich also. „Wir gehen jetzt davon aus, dass wir zur Heizperiode 2026 liefern können.“ Und: „Wir verfolgen das mit aller Konsequenz weiter.“
Das sagt das Bergamt
Das bei der Regierung von Oberbayern angesiedelte Bergamt als Zustimmungsbehörde teilt auf Anfrage des Starnberger Merkur mit, dass das Betriebsplanverfahren demnächst abgeschlossen wird. „MIt einer Entscheidung kann in Bälde gerechnet werden“, sagt Pressesprecher Wolfgang Rupp. Was die grundsätzliche Dauer von bergrechtlichen Zulassungsverfahren betrifft, will sich die Regierung nicht näher äußern. „Die Dauer ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich und wesentlich abhängig von Art und Umfang des jeweiligen Vorhabens, den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort und den Stellungnahmen und Einwendungen“, erklärt Rupp.
Die beteiligten Gemeinden bedauern die Verzögerung. „Gut ist das natürlich nicht, wir wollen ja, dass es zügig weitergeht“, erklärt Jan Haas, Projektleiter Fernwärme bei den Gemeindewerken Gilching. Die Kommune ist massiv in Vorleistung getreten, in vielen Straßen sind bereits oder werden demnächst Rohre verlegt. „Möglicherweise werden wir den Ausbau ein bisschen bremsen“, so Haas. In Verlegenheit bringt die Nachricht die Gemeinde aber nicht, jetzt wird eben die Fernwärme ein Jahr länger mit Pellets erzeugt. Oder auch mit überschüssigem, regenerativem Strom. „Das wäre ökologisch total sinnvoll“, so Haas. Die einjährige Überbrückung kostet die Gemeinde auf jeden Fall Geld. „Das ist ein Kostenfaktor.“
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Grundsätzlich wirbt Haas für Geothermie. „Das ist ein tolles, langfristiges Projekt“, sagt er. „Da spielt es nicht die entscheidende Rolle, ob es mal im Straßennetz wüst ausschaut oder etwas ein halbes Jahr länger dauert.“ Das Interesse in der Bevölkerung sei groß, es klingele oft das Telefon, die große Mehrheit stehe dem positiv gegenüber. Der Gilchinger Plan sieht vor, nach und nach die ganze Gemeinde zu erschließen, was etwa 5000 Haushalten entspricht. Außen vor bleiben nur die weit entfernten Weiler. Aktuell werden 800 Wohneinheiten mit Fernwärme versorgt.
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Auch für Gauting – wo man erst den Fund heißen Wassers abwartet, bevor Rohre verlegt werden – ist die Verzögerung keine gute Nachricht. „Wir bedauern das sehr“, sagt der für das Thema zuständige Standortförderer Dr. Fabian Kühnel-Widmann. Auch in Gauting ist das Interesse an Geothermie ausgeprägt. „Die Dichte und räumliche Streuung der Interessensbekundung ist schon sehr groß“, so Kühnel-Widmann. Aktuell hat er auf seiner Interessentenliste 315 Adressen, darunter Wohnblocks mit bis zu 60 Einheiten. Seine Prognose: „Ich denke, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre 90 Prozent der Haushalte den Anschluss an Nahwärme prüfen werden.“
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