500 Panzer bis Jahresende – doch Ukraine sucht im Kampf gegen Russland nach Sowjet-Modellen

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Bis Jahresende erwartet die Ukraine weitere 500 Panzer im Kampf gegen Russland. Lösen könnten die Material-Engpässe aber wohl nur alte Sowjet-Panzer.

Kiew – Zur Unterstützung seiner Verteidigung im anhaltenden russischen Angriffskrieg dürfte die Ukraine bis Jahresende insgesamt etwa 500 Panzer der erweiterten T-72-Familie erhalten. Dies berichtet das ukrainische Verteidigungs- und Militärportal Defense Express. Dabei sei jedoch nicht auszuschließen, dass es in Wirklichkeit noch mehr als 500 Exemplare werden, hieß es weiter.

Zu der Militärhilfe, die den ukrainischen Streitkräften bisher zur Verfügung gestellt wurde, gehören ehemalige polnische PT-91-, tschechische T-72EA- und bulgarische T-72-Panzer. Der T-72 ist ein Kampfpanzer aus Zeiten der Sowjetunion, der ab 1972 gebaut und von der Sowjetarmee in Dienst gestellt wurde. Beim polnischen PT91-Panzer handelt es sich um ein etwas neueres Modell, dessen Konstruktion der T-72 aber als Vorbild dient und seit Ende der Achtzigerjahre entwickelt wurde.

Im Kampf gegen die Angriffe Russlands unterstützen diese Panzer das ukrainischen Militär bereits seit Monaten. Dennoch, so meldete Defense Express weiter, ist es nach wie vor wichtig, die militärischen Fähigkeiten der Ukraine weiter mit zusätzlichen Panzereinheiten zu verstärken.

Russland und Ukraine mit hohen Materialverlusten

Nach bereits 23 Monaten Ukraine-Krieg muss Russland laut Kiew auf Verluste von bislang mehr als 376.000 Soldaten blicken. Auf ukrainischer Seite dagegen schätzen US-Beamte die Verluste auf etwa 100.000 bis 120.000 verwundete oder getötete Streitkräfte ein. Wie Moskau äußert sich auch Kiew nicht zu eigenen Verlusten.

Aber nicht nur die Verluste an Menschenleben im russischen Angriffskrieg sind hoch, sondern auch die Materialverluste. Insgesamt 6192 russische Panzer konnte die Ukraine nach eigenen Angaben bis zum 22. Januar 2024 zerstören oder übernehmen. Auf ukrainischer Seite dagegen will man unterdessen weniger Panzer verloren haben – ihre Zahl lag zum selben Zeitpunkt im Dezember bei etwa 700. Auf beiden Seiten sind damit etwa zwei Drittel der Panzer zerstört, über die sie zu Kriegsbeginn verfügten.

Sowohl Russland als auch die Ukraine bemühen sich daher konstant um neue Soldaten, wie auch um neue Artillerie. Während Wladimir Putin neue Soldaten für den Krieg in besetzten Gebieten der Ukraine mobilisieren will, erwägt Wolodymyr Selenskyj, im Ausland lebende ukrainische Männer für die Verteidigung des Landes einzuziehen. 

Ausrüstung des ukrainischen Militärs könnte durch Sowjet-Panzer verbessert werden

Beim Kriegsgerät greift Russland schon seit Kriegsbeginn auf alte Panzer aus Sowjet-Zeiten zurück. Putin kommt es dabei zugute, dass das russische Militär noch immer über große Vorräte an diesen Panzern verfügt. Vor ihrem Einsatz werden sie teils mit moderner Reaktivpanzerung und weiteren Optimierungen nachgerüstet.

Auch wenn das bei westlichen Beobachtern zunächst für Spott gesorgt hatte, setzt mittlerweile auch die Ukraine Panzer aus Sowjetzeiten ein. Denn der Bedarf an Panzern konnte durch die eigene Produktionskapazität nicht gedeckt werden – und auch jüngst abnehmende Waffenlieferungen westlicher Staaten schlugen in diese Kerbe.

Angesichts aufeinanderfolgender Wellen von Fahrzeugen, die Russland für den Krieg einsetzt, sei die Zahl der von westlichen Staaten an die Ukraine übergebenen Panzer zu gering, geht aus dem Bericht von Defense Express außerdem hervor. Wo aber kann die Ukraine zusätzliche T-72- und T-80-Panzer für ihre Streitkräfte beschaffen?

Woher könnte die Ukraine weitere Sowjet-Panzer erhalten?

Eventuell aus Kroatien oder Slowenien. Denn beide Ländern verfügen über M-84-Panzer, einer vom sowjetischen Typ T-72 abgeleiteten Variante. Im Vergleich zu ihren sowjetischen Vorgängern weisen diese Modelle überlegene Eigenschaften auf. Dem Bericht nach seien beide Länder bereit, ihre Warschauer-Pakt-Panzer gegen westliche Kampfpanzer auszutauschen – darunter auch gegen moderne Versionen des Leopard 2. 

Ukrainische Streitkräfte führen Übungen an einem alten T-72 Panzer aus Sowjet-Zeiten aus
Ukrainische Soldaten mit einem T-72 Panzer © IMAGO/Dmytro Smolienko

Es wird angenommen, Kroatien verfüge aktuell über eine Flotte von 74 M-84-Panzern, von denen ein Teil eingelagert ist. Slowenien dagegen soll über 14 M-84-Panzer verfügen, die ausschließlich zu Ausbildungszwecken eingesetzt werden, sowie über weitere 31 gelagerte Einheiten.

Andererseits zeigte Zypern potenzielles Interesse am Austausch seiner T-80U Panzer gegen ergänzende Waffen. Ursprünglich sah der Plan vor, die T-80U im Austausch mit Merkava-Panzern an die Ukraine zu übergeben. Diese Panzer befanden sich in der Konservierung, wegen der Eskalation des Konflikts im Gazastreifen musste Israel sie jedoch wieder in den aktiven Dienst überführen. Daher liegen die Gespräche über die Übergabe dieser Panzer an Zypern derzeit auf Eis.

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