Kirsche sorgt für weißen Blütenzauber im Bergwald

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Knick in der Krone: Derzeit blüht die Vogelkirsche am Rand des Wolfratshauser Bergwalds. Auf 70 Zentimeter Durchmesser bringt es der Obstbaum. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Eine bemerkenswerte Vogelkirsche ist am Rande des Wolfratshauser Bergwalds zu finden. Aktuell steht sie in voller Blüte.

Wolfratshausen – Ein Obstbaum im Wald? Das gibt es. Auch wenn das eher selten der Fall ist. Besonders Kirschbäume lassen sich im Frühjahr gut an ihren rosaroten oder weißen Blüten erkennen. Eine bemerkenswerte Vogelkirsche ist am Rande des Wolfratshauser Bergwalds zu finden. Aktuell steht sie in voller Blüte.

Baum erfüllt Naturschutz- und Bildungsauftrag

„Vor sieben Jahren habe ich schon überlegt, sie zu fällen“, sagt Revierförster Robert Nörr, während er an der Rinde des 70 Jahre alten Baumes zupft. „Sie hat ein ganz tolles, rötliches Holz.“ Aufgrund der besonderen Färbung und Holzqualität sei die Kirsche sehr edel und wertvoll. Ihr Holz ist mittelhart und lasse sich deshalb besonders gut verarbeiten. Weil der Obstbaum recht exponiert am Rand des Golfplatzes Bergkramerhof steht und zudem äußerst stattlich ist, ließ Nörr ihn stehen. Auch wenn er seinerzeit vermutlich gut verwertbar gewesen wäre. „Genau weiß man das erst, wenn man den Baum umgeschnitten hat“, sagt der Experte. Aber die Kirsche endete nicht als Möbelstück. Stattdessen erfüllt sie einen Naturschutz- und Bildungsauftrag. Der Revierförster erzählt, dass er viele Schulklassen zu diesem besonderen Baum führt. Die Früchte seien allerdings nicht groß und süß, wie kleine Naschkatzen sich das wünschen würden. Sie sind klein, sauer, nicht giftig und „ein Traum für Vögel“.

Revierförster Robert Nörr.
Revierförster Robert Nörr. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Generell wachsen Laubbäume nicht so gerade wie eine Fichte oder Tanne. Deshalb würden sie sich auch nicht besonders gut für den Hausbau eignen. Außerdem sei das Holz auch schwer. Ebenfalls ein Aspekt, der beim Bau eine Rolle spielt.

Aktuell blüht die Kirsche wunderschön. Aber man sieht auch, dass der Obstbaum schon einiges überstehen musste. Weil die Wurzeln nicht sehr tief ins Erdreich wachsen, bildet der Baum sogenannte oberirdische Brettwurzeln aus, um sich zu stabilisieren. Nörr greift ins Wurzelwerk und bricht eine schwarze, klebrige Kugel ab. „Das ist Gummifluss“, erklärt er. Die harzige Masse sei ein Zeichen dafür, dass der Baum geschwächt ist.

Ein Senkrechtstarter in der Jugend

Die Kirsche wachse in ihrer Jugend extrem schnell und sei ein echter Senkrechtstarter. „Aber dann lässt sie schnell nach“, berichtet der Fachmann. Da die Kirsche sehr lichtbedürftig ist und nicht so hoch wächst wie Buche oder Fichte, müssten Waldbesitzer ihr in der Regel aktiv helfen. Dazu werden größere Bäume in der direkten Umgebung weggeschnitten, damit sie nicht untergeht. Wenn sie im Alter von 60 bis 70 Jahren einen entsprechenden Umfang hat und man das Holz verwerten möchte, sei das der richtige Zeitpunkt, sie zu fällen. Ansonsten müsse man damit rechnen, dass „Fäule in den Baum kommt, und dann ist auch das Holz kaputt“.

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Wie lange darf die Vogelkirsche noch im Wolfratshauser Bergwald stehen bleiben? „So lange, bis sie zu einer Gefahr wird für die benachbarte Barfußstation des Bergwaldlehrpfads“, antwortet Nörr auf die Frage. Er hofft, dass der Baum noch mindestens zehn Jahre stehen bleiben kann.

Serie

Welche Baumarten gibt es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen? Wo steht der Höchste? Welcher ist der Dickste? Welche Kuriositäten gibt es? Mithilfe des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen stellen wir unter dem Titel „Von der Wurzel bis zur Krone“ besondere Bäume in loser Reihenfolge in unserer Zeitung vor.

Steckbrief

Blatt: länglich, Rand schwach gesägt, im Herbst oft leuchtend rot;

Rinde: eher glatt mit Querstreifen;

Früchte: Kirschen;

Wurzel: herzförmig;

Höhe: maximal 30 Meter;

Altersgrenze: 120 bis 150 Jahre;

Vorkommen im Landkreis: wärmere Lagen, Waldränder, bis 900 Meter;

Holzeigenschaften: Kernholz, Splint gelblich, Kern rötlich-braun, hart und zäh, gut zu bearbeiten, nicht witterungsfest, anfällig für Pilz- und Insektenbefall;

Holzpreis: Furniere bis 400 Euro je Festmeter; gute Schreinerware bis 200 Euro je Festmeter.

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