„Auf der Bühne bekommen die Amseln ihr Fett weg“: Comedian Harry G spricht über sein Programm

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In der Loisachhalle spielte Harry G schon öfter – wie hier im Jahr 2018. © Hans Lippert

Harry G spielt am Donnerstag in der Loisachhalle - schon jetzt verrät er, wer sich warm anziehen muss. Außerdem verrät er seine Verbindung nach Wolfratshausen.

Wolfratshausen – Er sieht, was alle sehen. Nur kann er es deutlich prägnanter wiedergeben: Markus Stoll (44) alias Harry G kommt an diesem Donnerstag in die Loisachhalle. Die Show ist ausverkauft, aber es gibt einen Zusatztermin im kommenden Jahr.

Herr Stoll, immer wenn ich anfange, zu granteln, will mir keiner zuhören – wieso bezahlen Menschen Eintritt, um Ihnen dabei zuzuschauen?

Markus Stoll (Harry G): Also ich persönlich kann grundsätzlich jedem ganz großartig beim Rumgrantln zuhören. Ich habe irgendwann mal alle Bedenken über Bord geworfen und völlig frei von jeder Soziostruktur und Benimmregel einfach drauf losgegrantelt. Als Harry G, wohlgemerkt, nicht als Markus Stoll. Das ist eine besondere Freiheit, die ich da habe, die haben meine Zuschauer oft nicht und das gefällt ihnen.

Worüber granteln Sie denn?

Stoll: Ach. Ich war vorher auf dem Weg zu einem Termin, und vor mir fahren zwei Frauen auf ihrem Lastenradl. Mit Tempo 20 und einem Hund, der mitten auf der Straße mitläuft. Die kannst du dann natürlich nicht überholen. Privat beiße ich die Zähne zusammen, aber auf der Bühne bekommen diese Amseln ihr Fett weg. Kompensation vom Feinsten.

Comedian Harry G
Comedian Markus Stoll alias Harry G trägt meist seinen markanten Hut. © Olaf Heine

Das klingt nach ziemlichen München-Problemen. Sie füllen in Hamburg und Wien die Konzerthallen genauso wie in Bayern: Wie geht das?

Stoll: Weil es die meisten meiner Themen dort auch gibt. Egal wo, es gibt überall Schickeria, Deppen und auch Preiß’n. Die nennt man nur anders. Und auch wenn es ganz bayerische „HoamStories“ sind, kann der Rest der Republik darüber lachen. Nicht vergessen: Der Bayer ist überall.

Auch in der Provinz – Wolfratshausen zum Beispiel?

Stoll: Klar. Für mich ist Wolfratshausen eher Münchner Umland als Provinz. Da gibt’s genau dieselben, aber auch andere Themen, die besprochen werden müssen. Was zum Beispiel am Wochenende in der Pupplinger Au los war, ist doch Wahnsinn. Ich bin dort am Wochenende mit dem Rad unterwegs gewesen – was für ein Auflauf an Inline-Skatern, Spaziergängern, Autos und Radlern. Was man da erlebt, das ist nur noch brutal. Auch wennst Richtung Ascholding fährst und vorbei musst an der ganzen Mischpoke – Wahnsinn ist das.

Sie kennen sich ganz gut in der Region aus. Wie kommt das?

Stoll: Ich spiele immer mal wieder in Wolfratshausen. Und ich radle im Sommer echt gern und regelmäßig. Da fährt man oft nach oder durch Wolfratshausen. In der Stadt und der Region ist – zumindest am Wochenende – schon viel Leben.

Und aus dem ziehen Sie Ihr Bühnenprogramm?

Stoll: Ja klar. Mein Programm lebt von Beobachtungen. Für mich ist jeder Besuch eines Cafés, eines Restaurants oder so kein Vergnügen, das ist harte Arbeit (lacht). Jedes Parkhaus, jeder Supermarkt, alles knallharte Recherche dort.

Wie recherchieren Sie? Gucken Sie ganz angestrengt in der Gegend herum?

Stoll: Ich gehe jetzt nicht ins Café und schaue wie ein Stalker den Leuten zu, das bekomme ich schon subtiler hin. Häufig fällt mir auch erst später auf, was es einzuordnen gibt. Ich gehe einfach generell mit offenen Augen durch die Welt beziehungsweise durch München. Lastenräder zum Beispiel: Irgendwann war’s normal, dass jeder so ein Ding hat. Das Thema hat mich als Markus so genervt, dass ich es als Harry auf der Bühne zerlegt habe. Das könnte demnächst auch mit Hobby Horsing passieren. Es ist scheinbar ein riesiger Trend, dass Menschen mit Holzstöcken zwischen den Beinen umherreiten. Da ist doch geradezu meine Pflicht, das nicht einfach so stehenzulassen, oder?

Einmal kurz zurück: Markus Stoll hat einen Harry im Kopf?

Stoll: Ja klar, mit diesem Harry betreibe ich quasi Sozialhygiene. Da schiebe ich alles an Grant rüber, was ich meiner Familie und meinem Umfeld nicht zumuten kann. Zur Freude meiner Zuschauer. WinWin quasi.

Haben Sie nicht manchmal Angst, dass es irgendwann zu viel Gegrantle und Zynismus ist? Für Sie oder fürs Publikum?

Stoll: Nein, gar nicht. Ich habe manchmal eine andere Sorge – nämlich, dass ich mich zu sehr in Rage grantle und dann total aus der Puste bin. Aber bisher kriege ich das meist ganz gut hin, und wenn nicht, dann ist es halt mal so. Mein Publikum mag es gerne sehr deutlich. Von denen höre ich ganz oft: Endlich sagt’s mal jemand laut und deutlich.

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