Anfang Mai startet in Wolfratshausen die Saison der Flößer. Bis dahin warten noch einige Wochen gut gefüllt mit Arbeit auf die Handwerker und Steuermänner.
Wolfratshausen/Wackersberg – Als internationale Flößerstadt wird Wolfratshausen spätestens ab Anfang Mai wieder ihrem Ruf gerecht. Dann starten die Flößereibetriebe in die Saison. Bis dahin warten noch einige Wochen gut gefüllt mit Arbeit auf die Handwerker und Steuermänner.
Flößer in Wolfratshausen: „Im Mai sind noch Termine frei“
Das Holz hat Josef Seitner bereits eingebracht und geschält. „Jetzt bekommen die Stämme den Anstrich“, erklärt der Chef des gleichnamigen Flößereibetriebs im Wolfratshauser Ortsteil Weidach. Eine Farbe für jedes der drei Flöße, die Seitner und sein Team ab Anfang Mai auf der Loisach gen München fahren lassen. „Gerade hauen wir die Ruder in Form und schnitzen die Ruderblätter.“ Bei den Vorbereitungen gibt es laut Seitner wenig Überraschungen. „Das Handwerk ist immer das gleiche.“
Ein Unterschied zu den vergangenen Jahren gebe es wenige Wochen vor Saisonbeginn aber doch. „Im Mai sind noch Termine frei.“ Größtenteils seien es Unternehmen, die bei ihm eine Floßfahrt buchen. „Doch manche sind aktuell etwas knapp bei Kasse. Das merken wir .“ Außerdem würden immer mehr Kunden kurzfristig eine Floßfahrt buchen. „Im Wetterbericht steht, in vier Tagen soll die Sonne scheinen, und schon bekommen wir Reservierungen.“ Ein Gegensatz zu Zeiten, bei denen schon vor Saisonbeginn das Jahr nahezu ausgebucht war.
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Wer von Josef Seitners Ablegeplatz in Weidach der Loisach wenige 100 Meter folgt, findet eine zweite Floßlände – die seines Cousins Franz Seitner. Auch der dortige Flößereibetrieb beginnt im Mai die Saison. Monika Heidl-Seitner kümmert sich aktuell „um den Bürokratismus, die Genehmigungen und alles andere“. Derweil werden Floßbäume zugehauen und Ruderlöcher ausgestemmt. „Jedes Jahr dasselbe, es hat sich eingespielt.“
Flößer fahren ab Mai - Betrieb hofft auf besseren Saisonstart als im Vorjahr
Drei Flöße sollen bis zum ersten Maiwochenende fertig sein. Geschäftsführerin Heidl-Seitner hofft auf einen besseren Saisonstart als im Vorjahr. „Die Loisach hat für uns zu viel Wasser geführt“, erinnert sie sich. Besonders ärgerlich: Der ein Stück flussaufwärts gelegene Flößereibetrieb von Josef Seitner konnte fahren. „Jede Floßlände ist halt verschieden. Und unsere liegt direkt an einer Strömung – die natürlich bei hohem Wasserstand an Stärke zunimmt und die Arbeit unmöglich macht.“
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Michael Angermeier, Seniorchef des Wackersberger Flößereibetriebs Isarfloß Angermeier, steht im Moment knöchelhoch in Sägespänen. „Wir schneiden gerade noch die Bäume zu, entfernen die Wurzelansätze. Damit das Floß am 1. Mai auch zusammenhält“, berichtet er. Der April sei schon immer ein „recht arbeitsintensiver Monat“ für Flößer gewesen, dieses Jahr bilde da keine Ausnahme.
Immerhin sollen zum Saisonstart sechs funktionstüchtige Flöße an der Marienbrücke für eine Fahrt auf der Isar bereitstehen. „Inklusive Aushilfen sind wir dann 30 Leute“, sagt Angermeier, der mit seinem Sohn Stefan die Geschäfte führt. Ausgebucht sei er zwar noch nicht, habe aber „alle Gründe, zufrieden zu sein“. Auch, wenn der Betrieb einer Flößerei nicht einfacher werde, Stichwort Lkw-Maut und Bürokratie. Doch gegenwärtig überwiegt Angermeiers Freude über das traditionsreiche Handwerk. „Endlich wieder im Freien, am Holz arbeiten, das tut gut.“
Flößereien bereiten sich auf Saison vor - „Endlich wieder im Freien, am Holz arbeiten, das tut gut“
Wie schön die Arbeit als Flößer ist, das wüssten aber zu wenige, meint Josef Seitner. Nachwuchs komme nur spärlich in den „normalen Handwerksberuf“. „Wenn’s gut läuft, haben wir einen Neuen. Arbeit haben wir aber für drei“, sagt der Wolfratshauser. Ein Flößer in Ausbildung verbringe seine Lehrzeit zum Teil als dritter Flößer auf Loisach und Isar, zum Teil an Land. Seitner verspricht: „Man lernt vom Flößen bis zum Auf- und Abbau alles.“
Auch im Flößereibetrieb von Franz Seitner gibt es Platz für Anfänger, so Geschäftsführerin Heidl-Seitner. Nach mehreren Schnuppertagen „wird man von einem erfahrenen Flößer unter die Fittiche genommen“. Mitbringen sollte man neben handwerklichem Geschick und Teamgeist auch „genügend Herzblut“, für die Flößerei die Wochenenden zu opfern. Heidl-Seitner hat festgestellt: „Früher war die Flößerei heilig. Alles stand hinten an. Heute ist es das freie Wochenende mit Frau und Familie.“ jg
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