Drama mit Dialekt: Kinofilm Hundswut überzeugt mit Starbesetzung und Bezügen ins Jetzt
Es ist ein Kinofilm, der sich vom Mainstream abhebt. Nach der Vorführung erklärten Stars wie Christine Neubauer die Gedanken hinter „Hundswut“.
Wolfratshausen – Dass ein Film über einen vermeintlichen Werwolf, der zwischen den beiden Weltkriegen irgendwo in Bayern sein Unwesen treibt, Bezüge in die Gegenwart aufweist, damit hatten Produzent und Regisseur nun wirklich nicht gerechnet. Die Fremdenfeindlichkeit und die Wir-gegen-die-Mentalität, die in dem Drama „Hundswut“ erzählt wird, „ist leider wieder aktuell“. Das erklärte Produzent Thomas Gottschall nach der Vorführung des Films im Kino Wolfratshausen. Schauspieler und Filmemacher beantworteten nach dem Film Fragen – auch wenn viele der Zuschauer noch geplättet wirkten vom etwa zweistündigen dramatischen Genre-Film.

Tramitz, Neubauer, Schmidt-Max und Konstantin Wecker: Hundswut ist prominent besetzt
Die Kurzfassung: Nachdem mehrere Jugendliche auf brutale Weise in einem Wald getötet werden, fällt der Verdacht erst auf einen Wolf. Später wird der Einsiedler Josef Köhler verdächtigt, der mit seiner jugendlichen Tochter Mitzi ziemlich abgeschieden von der verschworenen Dorfgemeinschaft zwei schwere Verluste verarbeitet: Sein Sohn starb auf der Weide – durch einen Wolfriss, glaubt man. Weil Vater Köhler durch dieses tragische Unglück in ein tiefes Loch fällt, nahm seine Frau sich später das Leben. Für den Gemeinderat ist der Außenseiter ein willkommener Sündenbock für die Gräueltaten. Statt einen Prozess in München zu bemühen, regelt man die Angelegenheit lieber klassisch dörflich in einem Schauprozess unter sich. Wahrheit und Gerechtigkeit verkommen da zur Nebensache.
Ein ganzes Dorf gegen einen Außenseiter: Kinofilm macht nachdenklich
„Hundswut“ zeichnet eine Fiktion, was Hysterie und Wut aus Menschen, gar aus einem ganzen Dorf, machen kann. Der mit bekannten Schauspielern besetzte Film ist die ernsthafte, düstere Antwort auf die Klamauk-Provinzkrimis, die seit einigen Jahren Hochkonjunktur feiern. Warum es trotzdem keinerlei staatliche Filmförderung für den Streifen gab, konnten Produzent Gottschall und Regisseur Daniel Alvarenga nicht beantworten.
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„Wir haben nur Ablehnungen bekommen – ohne Begründung“, erklärte Gottschall dem Wolfratshauser Publikum. Für einen Zuschauer unerklärlich: „Bei Filmen von milliardenschweren Produktionsfirmen wie Disney sieht man im Abspann, dass sie von der bayerischen Filmförderung unterstützt wurden“ – und für ein Dialektprojekt mit Lokalkolorit und Tiefgang gibt’s kein Geld. Gedreht wurde trotzdem, „weil die Schauspieler überzeugt von dem Projekt waren“ und der Produktionsfirma entgegenkamen. „Durch die Situation hat sich ein besonderes Teamgefühl entwickelt“, sagte Alvarenga.
Schauspieler im Gespräch mit Fans: Kino-Abend in Wolfratshausen findet fröhlichen Ausklang
Der Frohsinn, den Cast und Crew um Christine Neubauer, Sepp Schauer und Sophie Röhrmoser nach der Vorführung ausstrahlten, hatte nach dem aufwühlenden Drama eine belebende Wirkung. Christian Swoboda – seine Figur war so etwas wie der Ur-Bösewicht der Handlung – erklärte die Faszination, die „Hundswut“ auf die Darsteller ausübte: „Wir spielen oft sehr bunte Rollen“. Der Film habe die Chance geboten, mal einen zutiefst dunklen Charakter zu mimen.
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Hundswut: Kinofilm in ganz Bayern am Start - Low-Budget-Drama mit Tiefgang und Dialekt
Der Film spielt im Jahr 1932, eine wichtige Funktion spielt der Hexenhammer – ein seit Jahrhunderten umstrittenes Werk. Trotzdem gelingt es dem Werk immer wieder, aktuelle Themen aufzugreifen – besonders prägnantes Zitat: „Es entscheiden nicht die Fremden, ob sie Fremde sind“. Auch mit der Religion geht der Film ins Gericht. Bezeichnende Szene gegen Ende des Films: Der rational-sadistische Dorfpfarrer – viel boshafter als gewohnt: BR-Moderator Max Schmidt – ist im Zwiegespräch mit dem Altpfarrer (Konstantin Wecker) unschlüssig. „Ich kann dir nichts sagen, was du nicht schon weißt“, meint der. Was gut und richtig ist: Da ist sich selbst die Bibel nicht sicher und widerspricht sich. Wie sollen dann Menschen gerecht und sinnvoll urteilen? Das ist eine der vielen Fragen, die „Hundswut“ offen lässt – bewusst, wie Drehbuchautor Daniel Alvarenga versicherte. Der Film wird derzeit noch im Wolfratshauser Kino gezeigt.