Wahlen in Südkorea: Frühlingszwiebeln könnten Präsident Yoon den Sieg kosten
Das Wichtigste in
diesem News-Ticker
- Wahlen in Südkorea - Präsident Yoon droht mit seiner konservativen Partei ein schlechtes Ergebnis
- Umfragen zur Südkorea-Wahl - Wahlergebnis könnte Präsident Yoon zu einer „lahmen Ente“ machen
- Bevölkerung, Urlaub, Währung: - Alles Wichtige zu Südkorea auf einen Blick
Das Ergebnis bei den Wahlen in Südkorea wird knapp werden. Präsident Yoon droht ein Denkzettel in dem gebeutelten Land – wegen Frühlingszwiebeln. Der News-Ticker.
Seoul – Am Ende hängt wohl alles an einem Bund Frühlingszwiebeln. Wenige Wochen der Wahl in Südkorea besuchte Präsident Yoon Suk-yeol einen Supermarkt. Er wollte sich einen Überblick über die Preise in dem von Inflation geplagten Land machen. 875 Won (etwa 60 Cent) sollte das für die koreanische Küche essenzielle Gemüse kosten, was für Yoon ein „angemessener Preis“ war.
Doch für viele Bürgerinnen und Bürger klang das wie Hohn und ein Beweis für die Realitätsferne des Staatsoberhauptes. Denn eigentlich muss man in dem Land für die Zwiebeln aktuell locker das Dreifache berappen. Der Supermarkt hatte nur kurz vor dem Besuch den Preis geändert. Die Affäre kochte im Wahlkampf kräftig hoch – und könnte Yoon jetzt sogar den Wahlsieg kosten.
Staatsform: | Republik Südkorea |
Hauptstadt: | Seoul |
Aktueller Präsident: | Yoon Suk-yeol |
Währung: | Won |
Wahlen in Südkorea
Am Mittwoch (10. April) steht in Südkorea die richtungsweisende Parlamentswahl an. Experten erwarten, dass die Wählerinnen und Wähler nach einem polarisierenden Wahlkampf vor allem für oder gegen Präsident Yoon und dessen konservative Innenpolitik stimmen werden. Doch das Rennen ist äußerst knapp. Laut den aktuellen Umfragen liefern sich die konservative Partei Macht des Volkes (PPP) und die Demokratische Partei (DP) von Yoons Rivalen Lee Jae-myung ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die Frühlingszwiebel-Affäre heizte den Wahlkampf so richtig an. Spottende Memes in Onlinediensten ließen nicht lange auf sich warten. Die Debatte schlug derart Wellen, dass sich die Wahlkommission gezwungen sah, das Mitbringen von Frühlingszwiebeln in den Wahlbüros zu verbieten, um eine mögliche Beeinflussung der Urnengänger zu verhindern.
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Eigentlich leidet das Land unter massiven Problemen. Wie die New York Times berichtete, schwächt sich die Konjunktur massiv ab, während die Immobilien- und Lebensmittelpreise in neue Höhen galoppieren. Hinzu kommt eine steigende Einkommenskluft und die massive Raketenbedrohung aus Nordkorea – alles Probleme, die vor allem der jüngeren Generation die Sorgenfalten ins Gesicht treibt.
Umfragen zur Südkorea-Wahl
Doch all diese Themen wurden zuletzt von der Frühlingszwiebelaffäre überdeckt. Statt um die realen Sachdiskussionen ging es im Wahlkampf fast nur um das Schüren von Ressentiments gegenüber den Kandidaten – mit dem Ergebnis, dass die Südkorea-Wahl zu einer Schwarz-oder-Weiß-Abstimmung verkommen ist. In den letzten Umfragen lag die Demokratische Partei (DP) von Yoons Rivalen Lee Jae-myung leicht in Führung (37 Prozent zu 35 Prozent).
Laut einer Auswertung der Umfragen durch die New York Times ist Präsident Yoon vor allem bei Wählern in den Fünfzigern und jünger unbeliebt. Die gleichen Umfragen ergaben jedoch auch, dass die Befragten der oppositionellen Demokratischen Partei misstrauten, deren Vorsitzender Lee Jae-myung, der im Januar niedergestochen worden war, wegen Bestechung und anderer Straftaten vor Gericht steht.
Wahlsystem in Südkorea: Der Präsident steht bei Parlamentswahl nicht zur Abstimmung
Lees Partei hat im 300 Sitze zählenden Parlament derzeit die Mehrheit. Im Wahlkampf versprach sie, Yoon für seine angebliche Misswirtschaft zu „bestrafen“. Yoons PPP wiederum bezeichnete Lee und Cho Kuk, den Chef der neuen Partei Rebuilding Korea, als „Kriminelle“, die ins Gefängnis gehörten. Die Wahl in Südkorea könne nur noch als „Referendum“ über Yoon angesehen werden, sagte der politische Berater Bae Kang Hun der Nachrichtenagentur AFP. Dabei steht nur Yoons Partei bei der Wahl zur Abstimmung, nicht der Präsident selber. Dessen Amtszeit läuft noch drei Jahre bis 2027.
Das Wahlsystem von Südkorea
Die erste Nationalversammlung von Südkorea trat am 31. Mai 1948 zusammen. Sie entwirft alle Gesetze des Landes. Um eine proportional gerechte Vertretung des Volkes zu gewährleisten, werden 253 Mitglieder in kommunalen Wahlkreisen und 47 von politischen Parteien gewählt. Bei der Wahl am 10. April 2024 werden 254 Mitglieder in kommunalen Wahlkreisen gewählt und 46 von politischen Parteien gewählt. Seit Mai 2019 ist aufgrund der legislativen Mehrheitsregel die Regierungspartei die Demokratische Partei Koreas. Das exekutive Recht der Regierung wird von der Exekutive ausgeübt, die dem Präsidenten unterstellt ist. Der Präsident wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Die Verfassung schreibt vor, dass der Präsident nur für eine Amtszeit gewählt werden kann. Präsident Yoon Suk-yeol trat sein Amt am 10. Mai 2022 an.
Kang Joo Hyun von der Sookmyung Frauenuniversität gab gegenüber AFP jedoch zu bedenken, dass die Wahl ebenso gut eine Abstimmung über die Oppositionsarbeit der DP werden könne. Doch wie auch immer: Eine Wahlniederlage der Präsidentenpartei könnte das Regieren kompliziert machen, erklärte die Expertin. „Wenn die PPP nach der Wahl immer noch eine Minderheitspartei ist, wird die Zusammenarbeit mit dem Parlament sehr schwierig. Der Präsident wird dann schnell zur lahmen Ente und die Macht der Staatsangelegenheiten wird stark eingeschränkt.“
Sollte die Opposition wie in einigen Umfragen vorhergesagt sogar auf mehr als 200 von 300 Sitzen kommen, könne Yoon sogar zur „toten Ente“ werden, betonte Berater Bae. Mit so einem Parlament könne der Präsident „absolut nichts“ tun, höchsten den Status Quo in den Außenbeziehungen wahren. Die Abgeordneten der Mehrheit könnten dann sogar ein Amtsenthebungsverfahren anstreben.
Wahlen in Südkorea: Wann gibt es Prognose, Hochrechnung und Ergebnis?
Die Wahl verspricht also ordentlich Spannung. Doch bis ein genaues Ergebnis feststeht, brauchen die Wählerinnen und Wähler Geduld. Zwar startet die Wahl in Südkorea bereits um 6.00 Uhr morgens. Doch die Auszählung der Stimmen dauert. Möglicherweise wird es Prognosen und Hochrechnungen direkt nach der Schließung der Wahllokale geben. Doch die Verkündung der offiziellen Wahlergebnisse könnte sich bis in den Donnerstagmorgen hinziehen, hieß es.
Bevölkerung, Urlaub, Währung:
International dürfte die Südkorea-Wahl sicherlich auch auf Interesse stoßen. Mit rund 52 Millionen Einwohnern zählt das Land zu einem der 30 bevölkerungsreichsten Land der Erde. Dadurch ist Südkorea, dessen Währung der Won ist, für viele Staaten ein wichtiger Handelspartner. Und für Reisende ist es ein beliebtes Urlaubsland. Trotz der Spannungen mit Nordkorea – die Grenze zwischen den beiden verfeindeten Ländern gilt als die militärisch am stärksten befestigte – zieht es Jahr für Jahr Millionen von Touristen auf die Halbinsel. Laut dem Auswärtigen Amt ist ein Urlaub trotz der Drohungen von Diktator Kim Jong Un vor einem Angriff auch weiterhin sicher. (jkf)