Forscher entdecken Skelette mit afrikanischen Wurzeln in 1300 Jahre alten Gräbern

Neue genetische Untersuchungen an zwei archäologischen Fundstätten in England haben gezeigt, dass ein junges Mädchen und ein junger Mann, die vor mehr als 1300 Jahren dort begraben wurden, westafrikanische Vorfahren hatten. 

Laut einer in der Zeitschrift "Antiquity" veröffentlichten Studie könnten die Großeltern der untersuchten Individuen aus der Region des heutigen Westafrika stammen. Dies ist das erste Mal, dass ein solcher direkter genetischer Zusammenhang zwischen Britannien und Afrika im siebten Jahrhundert festgestellt wurde.

"Kosmopolitische Natur" im frühmittelalterlichen Britannien 

Dr. Ceiridwen Edwards von der Universität Huddersfield betonte die Bedeutung dieser Entdeckung gegenüber "The Times". Die Ergebnisse würden die "kosmopolitische Natur" Englands in der frühmittelalterlichen Zeit unterstreichen. Die beiden Menschen aus Kent und Dorset wurden in üblicher Weise innerhalb der Gemeinschaften bestattet, was darauf hindeutet, dass sie "vollständig in das tägliche Leben integriert waren".

Die Fundorte Updown in Kent und Worth Matravers in Dorset weisen markante Unterschiede auf. So war die Ausgrabungsstätte in Kent als stark vernetzter Hotspot der angelsächsischen Kultur bekannt. Worth Matravers lag hingegen an der Grenze zu Gebieten, die kulturell eher von den Römern geprägt waren, die Britannien im fünften Jahrhundert verließen.

Ein Foto des Grabes mit dem Skelett
Die Vorfahren dieses Skeletts haben Tausende Kilometer zurückgelegt. Antiquity

"Es ist bemerkenswert, dass es menschliche DNA ist, die den langen interkontinentalen Austausch aufdeckt", ordnet Professor Duncan Sayer von der University of Lancashire gegenüber der Zeitung ein. Oftmals weisen eher kulturelle Artefakte oder Knochenfunde auf unbekannte Migrationsbewegungen hin.

Angelsachsen besiedelten Großbritannien ab dem 5. Jahrhundert.

  • Die Angelsachsen, ein germanisches Sammelvolk aus Sachsen und Angeln, begannen im 5. Jahrhundert mit der Besiedlung Großbritanniens.
  • Den Kern dieses Völkerverbandes bildeten zwei Hauptgruppen, nämlich Sachsen und Angeln, sowie kleinere Stämme wie Jüten, Friesen und Niederfranken.
  • Laut historischen Quellen wie denen von Tacitus und Claudius Ptolemäus sollen die Angeln ursprünglich aus dem heutigen Schleswig-Holstein stammen. Im Laufe der Zeit verschmolzen diese Stämme und bildeten die angelsächsische Kultur, aus der sich später die englische Nation und Kultur entwickelte.
  • Durch die Einwanderung und Integration in die keltisch-romanische Bevölkerung Britanniens entwickelten die Angelsachsen ihre eigene Kultur. Diese wurde später durch Skandinavier, Dänen und Normannen ergänzt.
  • Die ersten Invasionen sächsischer Gruppen in das römische Britannien fanden bereits im 3. Jahrhundert statt.
  • Um 440 kam es zu Aufständen sächsischer Söldner. Nach dem Abzug der römischen Truppen im Jahr 407 n. Chr. wanderten die angelsächsischen Stämme verstärkt vom Festland ein und verdrängten die romanisch-keltische Bevölkerung zunehmend.
  • In England etablierte sich schließlich die angelsächsische Kultur, bis die Normannen im Jahr 1066 das Land eroberten.