Streit ums Heizgesetz bremst Wärmepumpe aus: Was Innung und Unternehmen zur Entwicklung sagen
Heizen in Deutschland soll klimafreundlicher werden. Eine wichtige Rolle ist dabei der Wärmepumpe zugedacht. Doch nicht nur die Debatte ums Heizungsgesetz versetzte der Branche auch im Landkreis zuletzt einen Dämpfer. Was Innung und Unternehmen zur Entwicklung sagen.
Landkreis – Es ist eine Nachricht, die aus Branchensicht eigentlich ein Grund zur Freude sein müsste. 2023 wurden in Deutschland laut dem Bundesverband Wärmepumpe 356 000 Heizungswärmepumpen verkauft – so viele wie noch nie binnen eines Jahres und ein Zuwachs von über 50 Prozent. „Die Nachfrage nach Wärmepumpen hat sich generell im letzten Jahr positiv entwickelt“, sagt Roland Streim. Das gilt auch für den Landkreis, wenngleich der Geschäftsführer der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Oberland keine konkrete Zahlen nennen kann.
Doch seit Mitte vergangenen Jahres sei die Nachfrage deutlich zurückgegangen, so Streim. „Das ist eindeutig auf die Verunsicherung durch die unnötigen Diskussionen zum Heizungsgesetz zurückzuführen.“ Der Gesetzgeber habe hier bei der Überarbeitung des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) „massive Fehler“ gemacht, kritisiert der Geschäftsführer. Die Folge: Firmen wie die Haustechnik Oberland GmbH in Weilheim erlebten nach dem Wärmepumpen-Boom im Frühjahr plötzlich einen Ansturm auf fossile Öl- und Gasheizungen.
Für deren Geschäftsführer Christian Lorenz, dessen Unternehmen nach eigenen Angaben rund 100 Heizungen pro Jahr verbaut, kommen freilich noch andere Faktoren hinzu, die die Nachfrage nach Wärmepumpen im zweiten Halbjahr dämpften. Viele Kunden hätten in den vergangenen Monaten abgewartet, wo die Reise in Sachen Förderung hingehe, weiß Lorenz. Dazu sei vielerorts noch offen, wie die kommunale Wärmeplanung aussehe. Auch das lasse Hauseigentümer bei der Entscheidung für eine neue Heizung zögern. Denn wer dort wohnt, wo später einmal ein Nahwärmenetz entsteht, für den ist der Anschluss an jenes womöglich die bessere und günstigere Option.
Und es gibt aus Lorenz’ Sicht ein weiteres Problem, mit dem die Wärmepumpe zu kämpfen hat. „Die beste Förderung wäre ein günstigerer Strompreis. Andere Länder sind da schon weiter“, betont der Geschäftsführer. Schließlich dürfte auch die Entspannung bei Öl- und Gaspreisen ihren Teil dazu beigetragen haben, dass die Nachfrage nach fossilen Heizarten zuletzt zulegte. Deutschlandweit seien 2023 knapp 700 000 neue Gasheizungen eingebaut worden und damit doppelt so viele wie Wärmepumpen, so Streim.
Neubauprojekte fehlen
Bemerkbar machte sich im vergangenen Jahr auch die Krise in der Baubranche. So ging die Zahl der Neubauprojekte, in denen Wärmepumpen heutzutage oft das Mittel der Wahl beim Heizen sind, deutlich zurück. „Das klassisches Einfamilienhaus fehlt“, sagt Maximilian Barnickel, Inhaber der Peitinger Firma Wechner Wärmepumpen. Noch immer gebe es zudem bei den Leuten viel Halbwissen über die Wärmepumpe, das teils sehr negativ geprägt sei. Die Verunsicherung wegen des Heizungsgesetzes habe ihr Übriges beigetragen, stellt Barnickel fest.
Immerhin: Seit Anfang des Jahres ist die neue Regelung endlich in Kraft. Doch ganz glücklich ist man mit den nun geltenden Bedingungen hierzulande nicht. Zwar winken bis zu 70 Prozent Förderung. „Aber man muss das Kleingedruckte lesen“, sagt Lorenz. In voller Höhe bekomme sie nur, wer gleich mehrere Bedingungen erfülle, etwa ein bestimmtes Einkommen aufweise und möglichst schnell umsteige. Zudem seien die förderfähigen Kosten nun auf 30 000 Euro gedeckelt. So könnte es laut Barnickel passieren, dass es gerade bei teureren Sanierungsvorhaben weniger Zuschuss gebe als mit der bisherigen Förderung. Auch sei das Verfahren „wahnsinnig komplex“ geworden, kritisiert der Peitinger.
„Unsere Innung steht dem Heizgesetz grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber“, sagt Streim. Schließlich müsse das Ziel sein, die Treibhausgasemissionen generell zu zurückzufahren. Von Forderungen der Opposition, es in der vorliegenden Fassung wieder zu kassieren, halte man deshalb nichts. „Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die Bundesregierung die Förderkulisse aufrecht erhält und nach Möglichkeit die Fördersätze nochmals aufstockt. Nur wenn es gelingt, die Förderung zu verstetigen, ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach modernen Heizsystemen wieder anzieht.“ Ob das reicht für ein weiteres Wärmepumpen-Rekordjahr, wird sich zeigen.
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