Zahlreiche Eschen in Schongau abgeholzt – Bürger ärgern sich über „radikalen Kahlschlag“

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In der Rösenau wurden Flächen einer großen Fläche entnommen – eine vorbeugende Aktion zur Sicherung von Straßen und Wanderwegen. © Hans-Helmut Herold

In Schongau werden aktuell zahlreiche Bäume gefällt. Der „radikale Kahlschlag“ sorgt bei einigen Bürgern für Entsetzen.

Schongau – Schongauer Bürger sind entsetzt über die radikale Rodungsaktion in der Rösenau. Arbeitern waren in den letzten Tagen dabei, mächtige Eschen aus dem Waldstück gegenüber des Schongauer Klärwerks in der Rösenaustraße am Lech zu entnehmen. „Angesichts der Größe und der Fläche geht es um einen erheblichen Eingriff in die Natur“, wendet sich etwa Marianne Lorenz an die Schongauer Nachrichten.

Sie habe dort schon oft Füchse und Rehe beobachtet. Auch für Wildkatzen sei dieses Waldgebiet, das nun durch einen rigorosen Kahlschlag für immer zerstört worden sei, Schutzraum gewesen. „Ich frage mich, wie in Zeiten, wo überall und ständig von Klima- und Naturschutz, von Erhalt ökologischer Systeme und Nachhaltigkeit gesprochen und geschrieben wird, ein derartig unsensibler und zerstörerischer Eingriff in dieser Größenordnung durchgeführt werden kann“, so die SN-Leserin. Es sei nicht nur sogenannter „Nutzwald“ in Form von Fichten umgeholzt worden, sondern in vielen Jahren gewachsene Laubbäume. Lorenz: „Wo ist hier der Naturschutz?“ Den Schock über die Zerstörung müsse man als Mensch erst einmal verdauen, ganz zu schweigen, was dies für die Tierwelt und die Natur bedeute.

Bäume wegen Eschentriebsterben instabil

Bei dem Gebiet in der Rösenau handelt es sich um Privatgrund. „Überwiegend wurden dort Eschen gefällt“, weiß Lisa Haugeneder, Försterin Stadt Schongau. Hintergrund sei, wie auch am Lechberg oberhalb des Volksfestplatzes, die Verkehrssicherung, nicht, weil dort Holz verwertet werden solle. „Durch das Eschentriebsterben werden die Bäume instabil“, so die Försterin. Die Wurzeln würden verfaulen. Auch wenn man es dem ein oder anderen Baum von außen gar nicht ansehe, sei der Stock von innen heraus bereits beschädigt. Gerade in diesem Winter seien durch den Schneedruck viele Bäume umgefallen.

In der Rösenau arbeiten Fachleute der Waldbesitzervereinigung Schongau. Die Eschen bräuchten teilweise nur noch einen kleinen Windhauch, dann würden sie fallen, so die Auskunft von Jürgen von der Goltz. Nachdem dort auch Wanderwege verlaufen, gehe es um die reine Verkehrssicherung – „bevor etwas passiert“.

Baumfällungen am Schongauer Lechberg

Am Schongauer Lechberg sind Mitarbeiter des städtischen Forstamts mit eigenen Waldarbeitern am Werk. Dort werde sehr sensibel umgegangen mit dem Bestand, so Haugeneder. Gefällt wird mit dem Seilzugsystem. Die betreffenden Bäume werden weit oben über ein starkes Seil angehängt und nach dem Setzen eines Fallkeils gezielt an einer Stelle zu Fall gebracht, wo keine Verjüngung kaputtgehe, beschreibt es die Försterin. „Die Bäume müssen auch wegen des Arbeitsschutzes angehängt werden, denn das Fällen ist sehr gefährlich, Totäste könnten die Waldarbeiter treffen.“

Auch am Lechberg wurden weitere Eschen entnommen. Bernd Pietruschka zeigt, wie kaputt die Stämme sind. Von außen sieht man es den Bäumen oft nicht an.
Auch am Lechberg wurden weitere Eschen entnommen. Bernd Pietruschka zeigt, wie kaputt die Stämme sind. Von außen sieht man es den Bäumen oft nicht an. © Hans-Helmut Herold

Sieht man die meterhohen Stapel an Baumstämmen, die für den Abtransport hergerichtet wurden, kann man den Vorwurf eines Kahlschlags aus der Bürgerschaft durchaus verstehen: In der Rösenau seien es etwa 150 bis 200 Festmeter, so die Försterin. Für den Lechberg sind es etwas weniger, zwischen 60 und 100 Festmeter. Da die Bäume sehr mächtig seien, komme rasch eine große Holzmenge zusammen, rechnet Haugeneder vor. Bei zehn bis 15 Bäumen müsse man mitsamt dem Astschnitt mit 70 bis 130 Ster rechnen.

ELKE ROBERT

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