Patienten vor dem Tod noch kerngesund: Studie zeigt tückisches Sterberisiko bei Sepsis

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Eine Sepsis kann selbst kerngesunde Menschen hart treffen – fast jeder Zehnte ohne Vorerkrankungen überlebt die Infektionskrise nicht.

Michigan – Auch Menschen ohne Vorerkrankungen sind bei einer Sepsis – umgangssprachlich Blutvergiftung genannt – nicht automatisch auf der sicheren Seite: Laut einer US-Studie starb fast jeder zehnte Patient nach einer Infektion, obwohl er zuvor als gesund galt.

Auch vorher kerngesunde Menschen überleben eine Sepsis oft nicht, wie eine Studie ergab (Symbolbild).
Auch vorher kerngesunde Menschen überleben eine Sepsis oft nicht, wie eine Studie ergab (Symbolbild). © IMAGO/imageBROKER/Valeria Venezia

Forscher der Universität Michigan analysierten die Daten von knapp 30.000 Intensivpatienten. Rund zehn Prozent hatten keine bekannten Vorerkrankungen – trotzdem starben acht Prozent innerhalb von 90 Tagen nach Beginn der Sepsis. Allerdings: Viele dieser „gesunden“ Patienten brachten Risikofaktoren mit, etwa Rauchen (49,9 Prozent), Bluthochdruck (35,9 Prozent) oder Diabetes (20,1  Prozent). Bei Menschen mit Vorerkrankungen starben 27,4 Prozent innerhalb von 90 Tagen an der Blutvergiftung.

Studie zeigt: Selbst gesunde Menschen haben hohes Sterberisiko bei Sepsis

Eine Sepsis ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion und der häufigste Infektionsweg war laut Studie die Lunge. Etwa jeder siebte Fall stand im Zusammenhang mit COVID-19. Behandlungslücken verschärfen das Problem: Bei gesunden Patienten wurde seltener eine frühe Laktatmessung durchgeführt oder rechtzeitig Antibiotika gegeben – beides ist aber entscheidend für die Überlebenschance. Von 48 genau untersuchten Todesfällen waren laut Studienautorin Rachel Hechtman nur wenige vermeidbar. Häufig kamen die Betroffenen zu spät ins Krankenhaus oder die Sepsis war trotz optimaler Therapie nicht mehr aufzuhalten.

Über die Studie

Die Studie „Epidemiologic Characteristics and Management of Sepsis Among Previously Healthy Patients“ (Deutsch: „Epidemiologische Merkmale und Behandlung von Sepsis bei zuvor gesunden Patienten“) der Autorinnen Rachel K. Hechtman, Megan E. Heath, Jennifer K. Horowith et al. von der University of Michigan erschien im Juni 2025 im Fachjournal Chest Critical Care.

Link zur Studie

Verdacht auf Blutvergiftung: Wie lässt sich eine Sepsis erkennen?

Alle sechs Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland an einer Blutvergiftung, 85.000 Sepsis-Tote sind das pro Jahr. Auf der Intensivstation ist sie eines der häufigsten Krankheitsbilder: Etwa jeder Fünfte der dort Behandelten hat eine Blutvergiftung, wie Studien zeigen. Vorbeugen ist Experten zufolge aber möglich. Manche Menschen haben allerdings ein höheres Risiko, warnt die Sepsis-Stiftung. Dazu zählen etwa Personen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder HIV, Menschen über 60, Neugeborene und Schwangere sowie frisch Operierte.

Typische Symptome einer Sepsis:

  • Fieber oder Schüttelfrost
  • Husten
  • Halsschmerzen
  • Atemnot oder Kurzatmigkeit
  • Bauch- oder Rückenschmerzen
  • Schmerzen beim Wasserlassen, trüber Urin
  • Ohrenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Steifer Nacken
  • Rötungen, Eiterstellen, Haut warm oder schmerzhaft
  • Zahnschmerzen oder Schmerzen im Kiefer
  • Wirbelsäulenschmerzen

Laut den Experten der Sepsis-Stiftung gibt es auch Symptome, die einen sofortigen Arztbesuch erfordern:

  • Puls ist ungewöhnlich niedrig (< 50) oder hoch (> 120/min)
  • Haut ist feucht-kalt oder sieht marmoriert aus
  • Starke Schmerzen
  • Ein nie gekanntes Krankheitsgefühl
  • Verwirrung oder Apathie
  • Atmung erhöht sich auf mehr als 20 Mal pro Minute

Die meisten Todesfälle wären vermeidbar. Eine schnelle Behandlung ist essenziell – eine Verzögerung erhöht die Todesrate. Eine Sepsis „ist immer ein Notfall“, heißt es von der Sepsis-Stiftung. Besteht der Verdacht, sollte man immer den Notruf wählen, so der Rat der Experten. Der beste Weg, sich vor einer Sepsis zu schützen, ist die Verhinderung von Infektionen und deren konsequente Behandlung.

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