Gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Studie zeigt klare Vorteile der veganen Ernährung
Vegane Ernährung kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Das ist das Ergebnis einer Stanford-Studie, die ein Zwillingsexperiment vornahm.
Stanford – Vegan leben ist gut fürs Klima. Das zeigt etwa ein Blick auf den CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes. Doch es gibt auch ganz egoistische Argumente, Veganer zu werden: Eine Studie der Stanford Universität mit 22 Zwillingspaaren wies nun nach, dass eine rein pflanzliche Ernährung positive Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit hat. Die positiven Folgen stellten sich bereits nach vier Wochen ein. Die Studie wurde am 30. November 2023 in der medizinischen Fachzeitschrift Jama Network veröffentlicht.
Studie der Stanford Universität: Vegane Ernährung kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
Auch wenn Menschen grundsätzlich omnivor – also Allesfresser – sind, konnte eine wissenschaftliche Studie der Stanford Universität in den USA nun nachweisen, dass vegane Ernährung die Gesundheit positiv beeinflusst. Ein Forscherteam um Christopher Gardner teilte 22 eineiige Zwillingspaare in zwei Gruppen ein: Einer der Zwillinge ernährte sich acht Wochen lang rein pflanzlich, der andere aß auch Fleisch, Milchprodukte und Eier.
Gerade bei Ernährungsstudien ist es grundsätzlich schwierig, einen direkten kausalen Zusammenhang nachzuweisen. Denn perfekte Laborbedingungen sind nicht möglich, unterschiedliche Gene oder verschiedene Umweltfaktoren wie beispielsweise Stress spielen eine Rolle. Die Tatsache, dass die Stanford-Studie eineiige Zwillinge verglich, reduzierte den Störfaktor der Gene und machte die Ergebnisse umso belastbarer.
Studie zur Ernährung: Vier Wochen mit Essenslieferungen, vier Wochen selbst kochen
Das Experiment dauerte insgesamt acht Wochen. Die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielten in den ersten vier Wochen des Experiments Frühstück sowie Mittag- und Abendessen geliefert. Sowohl die Fleischessenden als auch die Veganerinnen und Veganer in der Studie erhielten ausgewogene Mahlzeiten ohne Zucker und raffinierte Stärke. Stattdessen gab es viele Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Ein Zwilling jedes Paares aß zusätzlich auch Huhn, Fisch, Eier, Käse und andere tierische Produkte.

In den letzten vier Wochen der Studie kochten die Teilnehmenden ihr Essen selbst. Es sollten möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel gewählt werden, jede Mahlzeit eine ausgewogene Mischung aus Gemüse, Stärke, Eiweiß und gesunden Fetten beinhalten. Zudem war eine der Vorgaben, innerhalb jeder Lebensmittelgruppe abzuwechseln. 43 der insgesamt 44 Teilnehmenden schafften es, sich an die Vorgaben zu halten. Laut Wissenschaftler Christopher Gardner zeigt dies, dass eine Umstellung auf einen veganen Lebensstil innerhalb von vier Wochen erlernbar ist. „Unsere Studie verwendete eine Diät, die für jeden zugänglich ist, denn 21 der 22 Veganer hielten sich an die Diät“, so der Forscher.
Das sind die Ergebnisse der Studie: Veganismus beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor
Die Forschenden maßen die Blutwerte der Teilnehmenden einmal zu Beginn der Studie, ein weiteres Mal nach vier Wochen und erneut am Ende der Studie. Jene Probandinnen und Probanden, die während des Experiments vegan lebten, hatten zu Beginn einen durchschnittlichen LDL-Cholesterin-Grundwert von 110,7 mg/dL, am Ende betrug der Wert 95,5 mg/dL. Ein gesundes Level liegt laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter 100.
Zum Vergleich: Die Fleischessenden starteten mit einem Durchschnitts-Grundwert von 118,5 mg/dL in die Studie und kamen am Ende auf 116,1 mg/dL. Die „veganen“ Teilnehmenden verloren zudem im Schnitt 4,2 Kilogramm mehr Gewicht als die Fleischessenden und hatten einen niedrigeren Nüchterninsulinspiegel.
Die drei Faktoren – eine niedrigere Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin-Konzentration, ein geringerer Nüchterninsulinspiegel und eine Gewichtsreduktion – wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass eine gesunde pflanzliche Ernährung im Vergleich zu einer gesunden omnivoren Ernährung einen erheblichen kardiometabolischen Schutz bietet“, so das Fazit der Forschenden. Im Klartext bedeutet dies: Vegane Ernährung beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Ein niedrigerer Insulinspiegel reduziert zudem das Risiko einer Erkrankung an Diabetes.
„Wichtiger als strikt vegane Ernährung sind mehr pflanzliche Lebensmittel“
Wer es nicht schafft, seine Ernährung komplett ohne tierische Produkte zu gestalten, kann Fleisch, Milchprodukte und Co. auch reduzieren, um einen positiven Effekt zu erzielen. Sowohl für die eigene Gesundheit, als auch fürs Klima. Wichtiger als eine strikt vegane Ernährung sei, einfach mehr pflanzliche Lebensmittel in die Ernährung einzubeziehen, betonte auch Wissenschaftler Gardner. „Eine vegane Ernährung kann zusätzliche Vorteile mit sich bringen, wie die Vermehrung von Darmbakterien und die Verringerung des Telomerverlusts, was die Alterung des Körpers verlangsamt“, erklärte der Forscher weiter. Eigenen Angaben zufolge ernährt er sich selbst seit 40 Jahren „überwiegend vegan“.
Gesundheit
Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.
In Deutschland geht der Trend bereits weg vom Fleisch: Laut dem Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist der Anteil der Menschen, die täglich Fleisch und Wurst essen, in diesem Jahr von 25 auf 20 Prozent gesunken.
In einem Punkt haben Fleischessende aber die Nase vorn: Vitamin B12 lässt sich mit einer veganen Ernährung nicht aufnehmen. Zwar unterschieden sich die Vitamin-B12-Level der „veganen“ Studienteilnehmer laut Forschungsergebnissen nach acht Wochen zwar statistisch nicht von jenen der omnivoren. Allerdings weisen die Stanford-Forscher darauf hin, dass Langzeit-Veganerinnen und -Veganern in der Regel die Einnahme von Cyanocobalamin (Vitamin B12) empfohlen wird. Dies erfolgt in der Regel über Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten.