Gmunder Gemeinderat begrüßt Idee: Dorfladenbox bekommt eine Chance
Einen Dorfladen gab es schon mal in Gmund. Doch nach nur zwei Jahren ging ihm 2012 die Luft aus. Jetzt will ein junges Unternehmer-Quartett mit einer modernen Dorfladenbox durchstarten.
Gmund – Das Konzept der Dorfladenbox, das das Team um Simon Dennhöfer (31) jetzt im Gmunder Gemeinderat vorstellte, ist simpel und gut durchdacht: In der containerartigen, drei mal fünf Meter großen Box, die mit Regalen und Kühlschränken ausgestattet ist, sollen ausschließlich regional produzierte Produkte aus einem Radius von maximal 50 Kilometern verkauft werden. Alle Produkte des täglichen Lebens soll es hier geben – Milch, Eier, Brotwaren, Fleisch, Käse und mehr.
In der Dorfladenbox läuft alles vollautomatisch
In der Dorfladenbox, die ein Start-up-Unternehmen aus Österreich konzipiert hat und von der es deutschlandweit bereits zehn sowie in Österreich 15 Stück gibt, soll alles vollautomatisch laufen. Der Zugang erfolgt über eine App, der Einkauf bargeldlos, wobei alle Waren via Smartphone eingescannt und digital abgerechnet werden. Rund um die Uhr ist die Box geöffnet, „zeitgemäßer Lebensmitteleinkauf also“, ergänzte Dennhöfer, der beruflich als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Miesbach/Bad Tölz/Wolfratshausen sowie sieben weitere Innungen tätig ist, die mit einem Video untermalte Präsentation. Weil kein Personal nötig ist, soll der Betrieb auch an Sonn- und Feiertagen möglich sein. Ob das tatsächlich gesetzlich erlaubt ist, muss noch geklärt werden, wie sich im Verlauf der Sitzung herausstellte. Lieferanten sollen selbst für die Pflege des Warenbestands verantwortlich sein. Dass etliche Produzenten mitmachen wollen, haben die Betreiber im Vorfeld schon abgeklopft.
Stärkung der Direktvermarkter und ein Plus für die Umwelt
Ehe die Gemeinderäte dann angeregt diskutierten, hörten sie noch von etlichen Vorteilen – angefangen von Wertschöpfung und Stärkung der Direktvermarkter, bis zu unkomplizierten Einkaufsmöglichkeiten und Pluspunkten für den Umweltschutz sowie Tourismus.
„Super gut“, fand Martina Ettstaller (CSU) die Dorfladenbox-Idee und erkundigte sich nach einem Standort. Dass die Initiatoren den Parkplatz Seeglas im Blick haben, stellte sich im weiteren Verlauf als nicht optimal heraus. Nicht nur Bürgermeister Alfons Besel (FWG) konnte sich eher Moosrain vorstellen, wo ohnehin keine Nahversorgung vorhanden sei. Ein gewerblich definierter Standort ermögliche es zudem, die örtliche Gestaltungssatzung zu umgehen, die ein Satteldach vorsehe. „Moosrain ist gut, da ist nämlich der Stau“, ergänzte Dritte Bürgermeisterin Christine Zierer (FWG) mit Blick auf möglichst viele Kunden.
Gemeinderäte äußern viel Sympathie für die Idee „Dorfladenbox“
Nicht nur Johann Schmid (SPD) äußerte „viel Sympathie“ für das Projekt, auch Laura Wagner (Grüne) hielt es für ganz wichtig, regionale Produzenten zu unterstützen. „Wenn wir wollen, dass sich was ändert, dann wäre dies ein guter Anfang“, so Wagner.
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Fragen gab es dennoch: „Was ist, wenn ein Produzent das Regal nicht kontinuierlich bestücken kann“, wollte Josef Berghammer (parteilos) wissen. Er züchtet und vermarktet selbst Tegernseer Bio-Weiderind und meinte, dass er eben nicht kontinuierlich liefern könne. Es sei möglich, sich den Platz in der Box zu teilen, so die Initiatoren. Ein wenig skeptisch zeigte sich Barbara von Miller (SPD). Sie fürchtete eine Konkurrenz zu vielen „bestens sortierten Hofläden“.
Ja zu Dorfladenbox: Jetzt soll ein passender Standort gesucht werden
„Wir sollten der Box eine Chance geben“, äußerte sich Florian Floßmann (FWG) zu dem „gut durchdachten“ Konzept. Und davon waren letztlich alle überzeugt. Die Gemeinde Gmund, so wurde beschlossen, steht der Dorfladenbox positiv gegenüber. Jetzt will man sich auf die Suche nach einem passenden Standort machen.
Die Gmunder Box soll nicht die einzige bleiben: Auch mit der Gemeinde Hausham und der Stadt Bad Tölz sind die Initiatoren nach eigenen Angaben im Gespräch. Sie werden zudem von der Miesbacher Ökomodellregion unterstützt.
gr