Mit einem weiteren Viersternehotel an der Hirschbergstraße in Bad Wiessee wollte Til Schweiger (60) als Namensgeber die Liste seiner Barefoot-Hotels erweitern, doch jetzt ist der Traum geplatzt.
Bad Wiessee – Rainer Leidecker von der Tegernseer Grund GmbH, Projektentwickler und Miteigentümer des Grundstücks an der Wiesseer Hirschbergstraße, hatte es im Juli 2023 im Rahmen einer Gemeinderatssitzung bereits durchklingen lassen: „Es könnte sein, dass wir einen Wechsel vornehmen.“ Es sei nämlich fraglich, ob Til Schweiger mittel- und langfristig für den Erfolg des Hotels gut sei. Negativschlagzeilen, für die Til Schweiger wegen angeblichen Machtmissbrauchs am Set des Films „Manta, Manta – Zwoter Teil“ damals gesorgt hatte sowie angebliche Alkoholprobleme, lösten da schon ein ungutes Gefühl bei den Hotelentwicklern aus.
Jetzt steht fest: Til Schweiger ist raus – und damit auch die Arcona Hotel & Resort Gruppe aus Rostock, die mit dem Schauspieler und seinem Namen als Zugpferd weltweit dessen Barefoot-Hotels entwickelt. Zuletzt wurde im Juli 2022 ein Haus auf Mallorca eröffnet. Bad Wiessee sollte der nächste Coup sein, für 2024 war die Eröffnung geplant. Dass Arcona Ende 2023 in die Insolvenz gegangen ist, war für Leidecker dann der Grund, die Reißleine endgültig zu ziehen. „Diese Entwicklung hat uns nicht mehr gefallen“, sagt Leidecker. Deshalb habe man der Hotel-Kette zum 30. Juni gekündigt. Leidecker betont jedoch: „Wir stehen mit vier namhaften Hotelgruppen als Betreiber in Kontakt.“ Namen will er nicht nennen.
Til Schweigers Hotel-Träume am Tegernsee: Öffentlicher Protest hatte sich geregt
Was bedeutet Til Schweigers geplatzter Traum für das Projekt an sich? Seit 2018 wird an den Plänen gearbeitet. Anwohner und auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal protestierten anfangs wegen der Dimension, obwohl ein erster Entwurf dem genehmigten Bebauungsplan aus dem Jahr 2014 entsprochen hätte. 2021 machte ein gefordertes Schaugerüst das Ausmaß des viergeschossigen 70-Meter-Riegels deutlich, und aufgrund des öffentlichen Protests machten die Planer um Architekt Christof Lampadius die Kehrtwende: Sie präsentierten im Frühjahr 2022 einen Hotelkomplex, der aus drei Gebäuden in Form langgezogener Höfe besteht, verbunden mit Zwischenbauten. Zum Resort mit 103 Zimmern gehört ein Restaurant, eine Bar mit Dachterrasse, Wellness, eine Tiefgarage.
Seitdem der Gemeinderat im Juli 2023 mit einer Gegenstimme den Bebauungsplan-Entwurf verabschiedet hat, gibt es keine neuen Entwicklungen, was die bauliche Thematik betrifft. Auch ein konkreter Bauantrag liegt noch nicht vor. Das Projekt zieht sich. „Wir sind gerade dabei, den Durchführungsvertrag mit den Bauträgern zu unterzeichnen“, sagt Bauamtsleiter Anton Bammer.
Til Schweiger ist raus aus: Das sagt man in Bad Wiessee dazu
Bürgermeister Robert Kühn (SPD) reagiert gelassen auf die Neuigkeit: „Sie ist eigentlich keine Überraschung“, meint er. Froh sei man in der Gemeinde, dass mit der Umplanung 2022 die Massivität gegenüber der ersten Planung genommen wurde. Kühn sagt auch: „Wir warten nun geduldig, wie es weitergeht.“ SPD-Fraktionssprecher Bernd Kuntze-Fechner reagiert ebenfalls gelassen: „Ein Hotel an dieser Stelle wäre schon gut. Der Name Til Schweiger hatte uns aber bisher in keinster Weise beeindruckt.“
Dass Til Schweiger in der BILD offenbar scharf gegen Leidecker schießt und ihm vorwirft, dass es ihm seit zig Jahren nicht gelinge, Baurecht für ein tolles Hotel zu schaffen und er nur versuche, von seinen Problemen abzulenken, kommentiert Leidecker so: „Til Schweiger wäre nur Namensgeber gewesen. Wenngleich mir sein Brand unverändert gut gefällt, so geht es uns darum, ein tolles Hotel für Bad Wiessee zu schaffen. Die Umstände um seine Person und die Entwicklung der Arcona-Kette haben uns dazu gezwungen, neue Wege zu gehen.“ (gr)