Gute Nachricht aus Gütersloh - Ein Jahr nach Job-Kahlschlag: Miele investiert 500 Millionen Euro in deutsche Standorte
Im Jahr 2024 hatte der Haushaltsgerätehersteller Miele mit dem größten Stellenabbau seiner Geschichte für Schlagzeilen gesorgt. Dass nun offenbar auch Miele in Ausland abwandern wollte, galt vielen als Beleg, dass der Standort Deutschland am Ende ist. Doch nun kündigt das Unternehmen eine Investition von 500 Millionen Euro in seine deutschen Standorte an. Ziel sei es, neue Produktinnovationen voranzutreiben und das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten, sagte die Miele-Geschäftsführung am Mittwoch anlässlich der Vorlage der Jahreszahlen 2024.
Die neuen Investitionen, die bis 2028 getätigt werden sollen, fließen in mehrere Bereiche. Ein großer Teil wird in die Werke in Oelde und Gütersloh in Ostwestfalen sowie in den Ausbau des Forschungs- und Entwicklungszentrums in Bünde investiert, in dem Miele-Entwickler an Kochfeldern oder Dampfgarern tüfteln. Im benachbarten Lehrte soll ein neues Kundendienst-Schulungszentrum entstehen, am Stammsitz in Gütersloh ein Prototyping-Center. „Wir setzen damit ein klares Zeichen für den Standort Deutschland“, betonte Markus Miele, einer der geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, gegenüber der „Welt“.
1400 Arbeitsplätze fielen weg
Die Milliardeninvestitionen stehen im direkten Kontrast zu den jüngsten Meldungen rund um Miele. Erst 2023 hatten die Westfalen im Rahmen des „Miele Performance Programms“ (MPP) beschlossen, Teile der Waschmaschinenproduktion von Deutschland nach Polen zu verlagern. Dies war gleichbedeutend mit dem Abbau von bis zu 1400 Arbeitsplätzen und löste heftige Debatten aus.
Weil Miele Abfindungs- und Ruhestandslösungen anbot, ging der Stellenabbau jedoch ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne. Bis 2026 sollen die Veränderungen rund 500 Millionen Euro kosten und die Margen heben. Rund die Hälfte des Programms ist laut Miele schon abgearbeitet.
Umsatz in Deutschland stabil
Das rechtzeitige Gegensteuern sorgte dafür, dass sich die Rezession in Deutschland bisher nicht in den Zahlen von Miele niedergeschlagen hat: 2024 stieg der Umsatz auf 5,04 Milliarden Euro, ein Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – trotz rückläufiger Verkaufszahlen. „Trotz angespannter Marktbedingungen mit Kaufzurückhaltung, hohem Preisdruck und geoökonomischen Herausforderungen haben wir uns behaupten können“, sagte Gesellschafter Reinhard Zinkann. Ein konkretes Ergebnis nennt Miele traditionell nicht. Man habe aber mit Gewinn abgeschlossen.
Von den Ergebnissen während der Corona-Pandemie kann allerdings auch das Miele-Management derzeit nur träumen. Damals erreichte der Absatz von Haushaltsgeräten wie Staubsaugern und Waschmaschinen einen Höhepunkt, der Umsatz stieg auf fast 5,5 Milliarden Euro. Doch jetzt leidet vor allem das Premium-Segment, in dem Miele tätig ist. Kunden verschieben ihre Käufe und müssen Abstriche bei Neuanschaffungen machen.
Jede neue Immobilie löst bis zu fünf Küchen-Käufe aus
Um jedoch die Nachfrage wieder anzukurbeln, fordert das Miele-Management politische Unterstützung. Gesellschafter Zinkann wünscht sich eine schnelle Regierungsbildung und die zügige Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft und des Standorts. Insbesondere Bürokratieabbau, Steuererleichterungen, die Modernisierung der Infrastruktur und vor allem die Ankurbelung der Bauwirtschaft würden Miele helfen. Denn die sinkende Zahl an Baugenehmigungen und Baufertigstellungen beeinträchtigt das Miele-Geschäft unmittelbar: In jedem neuen Haus und jeder neuen Wohnung wird auch eine Küche mit Elektrogeräten eingebaut. Darüber hinaus löse jeder Umzug in eine neue Immobilie am Markt vier Folgeumzüge aus, rechnete Zinkann der „Welt“ vor.
US-Kunden müssen höhere Zölle selbst bezahlen
Deutschland ist mit einem Viertel des Umsatzes klar der größte Markt für Miele. Dahinter kommen schon die USA. Dort will der Konzern sein Geschäft weiter auszubauen. Ende 2024 eröffnet Miele in Opelika, Alabama, seine erste eigene Produktion für Herde und Backöfen. Schon bald sollen dort auch Dunstabzugshauben gefertigt werden. Diese lokale Produktion hab es ermöglicht, die Lieferzeit von bis zu zehn Wochen auf wenige Tage zu reduzieren und gleichzeitig Transportkosten zu sparen.
Sollte Donald Trump seine Zolldrohungen umsetzen, könnte das US-Werk für Miele ein zusätzlicher Vorteil sein. Sollten jedoch auf hauseigene Produkte Zölle fällig werden, wird Miele diese Mehrkosten an die US-Kunden weiterzugeben. Er gehe davon aus, „dass wir das in den Preisen durchreichen müssen“, sagte Zinkann: „Das wird nicht anders gehen. Wir können das nicht zulasten unseres Ergebnisses nehmen.“