Mit Oliver Zeidler und Mona Mayer sind erstmals zwei Sportler aus dem Landkreis Erding dabei.
Das gab es im Landkreis noch nie. Erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele ist Erding beim wichtigsten und ältesten Sportfest der Welt gleich doppelt vertreten. Während die 23-jährige Hörlkofenerin Mona Mayer noch nicht weiß, ob und für welche Staffelläufe die 400-Meter-Spezialistin eingeteilt wird, ist für Oliver Zeidler alles klar. Der Ruder-Weltmeister aus Schwaig wird im Einer starten und gilt als einer der deutschen Goldhoffnungen.
„Aber das waren wir in Tokio auch schon“, sagte sein Vater Heino Zeidler gestern im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Wir müssen alles ausblenden und von Rennen zu Rennen denken.“ Deshalb war sein Sohn auch gestern telefonisch nicht erreichbar. Für den 28-Jährigen aus Schwaig geht es bereits am Samstag mit dem Viertelfinale los. „Darum wird Olli auch nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen. Sie dauert einfach zu lang“, erklärt Heino Zeidler.
Die Tests mit dem Seitenwind
Der Familienbetrieb ist gerüstet für die wichtigste Woche in Oliver Zeidlers Sportleben. Nach dem ersten Trainingslager in Vaires-sur-Marne im vergangenen Jahr trainierte das Duo im Juni nochmals zehn Tage auf der olympischen Ruderanlage, um sich auf die schwierigeren Bedingungen einzustellen. Das Problem sei der häufige Seitenwind, sagte Oliver Zeidler im Gespräch mit dem Fachportal ruder.de. „Er kann schiebend oder von vorne kommen.“ Darauf habe er sich im Training eingestellt. „Wir haben Messboot gemacht, selbst bei Seitenwind stelle ich das Boot nun sehr, sehr gut.“
Vor den Corona-Spielen 2021 in Tokio gab es keine Möglichkeit, sich vorher mit der meernahen Strecke bekannt zu machen. Bekanntlich wurden ihm Wind und Wellen zum Verhängnis, er verpasste das A-Finale. Vieles ist diesmal anders. „Paris fühlt sich sehr gut an. Das sind schon besondere Wettkampfstätten“, schwärmt der Vater. In Tokio seien die Sportler wegen der Pandemie abgeschottet gewesen. Es gab auch keine Zuschauer. „Allerdings ist Covid auch wieder ein Thema, und wir haben auch schon unsere Masken herausgeholt.“
Zeidler will alle vier Rennen gewinnen
Besonders freue sich sein Sohn auf die Begegnungen im Olympischen Dorf mit den anderen deutschen Sportstars, aber auch auf die Superstars des US-Basketball-Teams. Während seiner Wettkampfwoche werde er keine anderen Wettbewerbe anschauen, danach werde er aber Wettbewerbe in der Leichtathletik oder das Tennisturnier anschauen. „Fest geplant ist aber noch nichts“, sagt Heino Zeidler.
Fest getaktet ist dagegen der Trainingsplan: „Morgens um 8 Uhr eine Trainingseinheit, nachmittags eine Einheit im Olympischen Dorf.“ Bis zur Regattastrecke müsse man eine Stunde mit dem Auto fahren. „Wir wollen den Reisestress minimieren, deshalb gibt es nur eine Wassereinheit am Tag.“ Leistungsmäßig sei sein Sohn derzeit bei 90 Prozent. „In zwei, drei Tagen wird er bei 100 Prozent oder vielleicht sogar drüber sein, sodass er hoffentlich in der Form seines Lebens ist“, sagt der Trainer. Hauptgegner könnte dann wieder der Niederländer Simon van Dorp werden. Er ist der Einzige, der beim Weltcup auf dem Luzerner Rotsee Zeidler schlagen konnte. „Ich wollte heute einfach ein bisschen zu viel und habe mich übernommen“, sagte Zeidler damals nach seinem zweiten Platz, als er kurz vor dem Ziel überholt worden war.
Finale steigt am 3. August
Am morgigen Samstag steigt der Vorlauf. Die ersten Drei qualifizieren sich fürs Viertelfinale am Dienstag. Das Halbfinale steigt am Donnerstag, 1. August. Auch hier würde jeweils ein Platz unter den ersten Drei fürs Weiterkommen reichen. Am Samstag, 3. August, findet um 10.30 Uhr dann das Finale statt. Taktieren ist übrigens nicht Heino Zeidlers Sache: „Wir versuchen jedes der vier Rennen zu gewinnen.“
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Am Mittwoch feierte der Zwei-Meter-Mann seinen 28. Geburtstag. Mehr als ein paar Gratulationen, zum Beispiel von Freundin Sofia Meakin, die Ersatzruderin für den Doppelvierer der Schweiz ist, gab es nicht. Heino Zeidler: „Die Feier ist ausgefallen. Es ist Olympia.“
Während andere Athleten bereits in Paris trainieren oder sich sogar schon in Wettkämpfen befinden, sitzt Mona Mayer noch auf mehr oder weniger gepackten Koffern. Nach ihrem besten Karriere-Resultat bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig ist sie vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) für die Staffelwettbewerbe nominiert worden.
Ob sie aber auch zum Einsatz kommen wird, ist noch völlig unklar. „Ich weiß immer noch nicht, ob ich in der Mixed- oder der Normalstaffel bin. Ob ich laufe oder Ersatzläuferin bin, entscheidet sich eh erst in den letzten Stunden vor dem Lauf“, sagte Mayer der Heimatzeitung. Auch ein Einsatz in beiden Staffeln sei möglich und ist nach menschlichem Ermessen auch wahrscheinlich, schließlich ist kaum zu erwarten, dass der DLV auf eine seiner Vorzeige-Athletinnen verzichten wird, zu gut war das DM-Ergebnis Mayers mit Platz 2. „Je nachdem würde ich am 30. Juli oder erst am 5. August nach Paris anreisen. Die Entscheidung fällt Ende der Woche“, sagte die Sprinterin der LG Telis Finanz Regensburg.
Nicht bei der Eröffnungsfeier
Bei der Eröffnungsfeier am Abend wird sie allerdings nicht in der französischen Hauptstadt dabei sein, so viel steht fest. „Ich wäre schon sehr gerne vor Ort bei der Eröffnungsfeier, aber wir sind dafür bei der Abschlussfeier. Und wir werden hier in Kienbaum grillen und uns alle gemeinsam die Eröffnungsfeier anschauen. Das ist natürlich nicht so cool, wie vor Ort zu sein, aber wird sicher auch schön werden“, so die deutsche Staffel-Hoffnung.
Stattdessen wird sie heute noch an einem 300-Meter-Wettkampf teilnehmen, um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. „Darauf freue ich mich sehr“, sagte Mayer. Dabei kann sie den Kopf etwas freibekommen. Denn die Unsicherheit, ob und wann sie in Paris zum Einsatz kommt, quält die Hörlkofenerin: „Das Ungewisse ist gerade echt nicht angenehm, weil ich vollkommen in der Luft hänge“. Trotz der Ungewissheit sei die Vorfreude auf Olympia riesig: „Auf das olympische Dorf, auf das Essen dort. Ich freue mich auch auf das Deutsche Haus, weil da auch Familie und Freunde mit hinkommen, und auf die Stimmung“. Nicht zu vergessen „die positive Anspannung und Freude auf die Wettkampftage“.