Wohnheim in Taufkirchen: „In der Mitte des Ortes und der Gesellschaft“
Das im Bau befindliche Wohnheim der Barmherzigen Brüder für Menschen mit Behinderung in Taufkirchen kostet knapp 10 Millionen Euro. Jetzt wurde Richtfest gefeiert.
Taufkirchen - Treffsicher landete das Weißbierglas im Betonsilo, in den es Edgar Weber nach seinem Richtspruch für das Wohnhaus der Barmherzigen Brüder Behindertenhilfe in Taufkirchen von ganz oben aus geworfen hatte. Er ist der Geschäftsführer der Firma Neuburger Bautenschutz. „Wir machen das Flachdach und haben grad heute damit angefangen“, erklärte er.
Nicht alles lief bis dato bei dem ambitionierten Bauvorhaben der Behindertenhilfe reibungslos. Im November 2023 war Spatenstich, am Dienstag Richtfest. Nicht ganz unbeteiligt, dass dieses Gebäude hier entsteht, sei Franz Hofstetter gewesen, meinte Pater Provinzial Rudolf Knopp bei seiner Ansprache.
Größtes Bauprojekt der Behindertenhilfe
Denn der Alt-Bürgermeister habe sich schon immer für Inklusion und auch dieses Projekt für Wohnen für Menschen mit Behinderung eingesetzt. In ganz Bayern gebe es nur ganz wenige davon. „Dadurch hat sich der Prozess der Inklusion verlangsamt“, bedauerte er. Auch die Förderung von 3,7 Millionen Euro könne nur einen Teil der Gesamtkosten von 10 Millionen Euro abdecken.
Ein „besonderer Tag“ war es für Bürgermeister Stefan Haberl. Das Gebäude stehe „in der Mitte von Taufkirchen, in der Mitte der Gesellschaft und damit am richtigen Fleck“.
Ary Witte-Kriegner, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder Immobilienverwaltung Algasing, erklärte, dass es technische Unwägbarkeiten und unvorhersehbare Mehrarbeiten gegeben habe, aber auch das Wohlwollen der Gemeinde und Nachbarn sowie die sehr gute Zusammenarbeit der am Bau beteiligten Firmen.
Bei diesem aktuell größten Bauprojekt der Behindertenhilfe handle sich um ein dezentral gelegenes und Inklusion förderndes Wohnhaus mit 24 Plätze in drei Wohngruppen. 2019 sei man in der Planungsphase noch von rund 6,5 Millionen Baukosten ausgegangen, beim Spatenstich 2023 waren es bereits 9,8 Millionen Euro.
Als Gründe für die Teuerungen nannte der Geschäftsführer neben der allgemeinen Kostensteigerung auch „unvorhergesehene Ereignisse“, zum Beispiel das Auftreten von Schichtwasser in der Baugrube. Das 2600 Quadratmeter große Hanggrundstück musste deshalb mit zahlreichen elf Meter langen Stahlträgern im oberen Bereich der B388 abgefangen werden. Was gut und kurzfristig von der Baufirma Breiteneicher aus Vilsbiburg ausgeführt worden sei. Witte-Kriegner lobte auch Bauleiter Jürgen Ellmann vom Architekturbüro Naumann.
Architekt Michael Naumann aus Regensburger ist schon seit Jahrzehnten für die Barmherzigen Brüder tätig. Er sagte, dass der Bezug des Wohnhauses mit einer Gebäudefläche von 6280 Quadratmetern und einer reinen Wohnfläche von 1693 Quadratmetern auf zwei Stockwerken für Mitte August/September 2025 geplant sei. „Jetzt haben wir immerhin schon den kompletten Rohbau erstellt. Die Ausbaufirmen und Trockenbauer sind schon tätig. Damit haben wir einen guten Stand erreicht.“
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Freiflächen mit Schallschutz zur B388
Wichtig sei ihm die hohe Qualität der Außenanlagen gewesen, damit hätten die Bewohner auch einen Garten und Freiflächen zur Verfügung. Alle Erreichbarkeiten seien ebenerdig, das Gebäude aber nicht komplett barrierefrei. Durch die Hanglange, gerade auf der Südseite, gebe es in den Hang hineingeschobene Abstell- und Technikräume, aber auch einen Mehrzwecksaal, der nach Norden gewandt ist.
Für die verkehrsreiche Erdinger Straße/B388 im Süden habe man sich eine „Art Umfassung dieser Frei-Anlage einfallen lassen, die auch etwas für den Schallschutz und für eine höhere Qualität des Gartens bringt“, so der 64-jährige Architekt.
Jeweils drei bis vier Menschen sollen hier wie in einer Art kleinen Familie zusammenleben können. „Sie haben extra einen kleinen Sitzbereich, müssen sich nicht ins Wohnzimmer setzen. Das bringt familiäre Atmosphäre in das Gebäude. Man hat nicht das Gefühl, man geht in ein Heim.“ Jede der drei Wohngruppen habe einen Ausgang ins Freie, die obere einen großen Balkon, jeder Bewohner ein Einzelzimmer mit 18 bis 20 Quadratmetern zuzüglich Nasszelle.