Dramatische Hochwasser-Rettung in Miesbach: Anwohner zieht Frau aus reißendem Bach

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Miesbach

KommentareDrucken

Land unter im Miesbacher Ortsteil Kleinthal am Montagnachmittag. © Martin Weidringer

Am Tag danach deutete einzig die Anwesenheit der Miesbacher Feuerwehr in Kleinthal auf die Flut vom Montag hin. Dabei hat sich hier fast eine Tragödie abgespielt.

Miesbach – Aus sicherer Entfernung fotografiert Florian Brandmaier, wie sich die braune Flut des ausgeuferten Talerbachs über seine Wiesen ergießt. Dort entdeckt der Nebenerwerbslandwirt aus Miesbach-Kleinthal eine Person im Hochwasserstrom. Er rennt los – und wird zum Retter. Eine Frau war von den reißenden Massen erfasst worden und konnte sich gerade noch an einen von Brandmaiers Weidezaunpfählen klammern. Viel habe nicht mehr gefehlt, und es wäre zu einer Tragödie gekommen, erzählt der Miesbacher. Denn ein paar Dutzend Meter weiter fließt der Bach unter der Bundesstraße hindurch, wodurch es die Frau wohl unter Wasser gedrückt hätte.

Das war wohl auch vorher schon ein paar Mal kurz passiert, habe ihm die Gerettete berichtet, ehe sie vom Rettungsdienst abgeholt worden sei. Wegen der überfluteten Straße habe sie über einen Fußweg zu ihrem Anwesen gelangen wollen und dabei eine überspülte Brücke des Talerbachs überquert. Die Schuhe habe sie extra noch ausgezogen – doch dabei die starke Strömung völlig unterschätzt. „Es hat ihr buchstäblich die Füße weggezogen“, erzählt der Nebenerwerbslandwirt und sagt sichtlich schockiert: „Da sieht man mal, wie schnell es gehen kann.“

Frau wurde 100 Meter von Wassermassen mitgerissen

Rund 100 Meter sei die Frau in den Wassermassen getrieben, ehe sie den Holzpfosten greifen konnte. Glücklicherweise sei sie mit leichten Abschürfungen davongekommen, erzählt Brandmaier. Weil auch Passanten einen Notruf abgesetzt hatten und zwischenzeitlich von einer weiteren Person im Wasser auszugehen war, hätten Polizei und DLRG noch eine Suchaktion gestartet. Letztlich sei aber sonst niemand in Gefahr gewesen.

Kleinthalstraße Miesbach Hochwasser
Schlamm und Sandsäcke zeugen am Dienstagvormittag noch vom schweren Unwetter. © Daniel Krehl

Das ist auch der Evakuierung zu verdanken gewesen, die die Rettungskräfte am Montagnachmittag in Kleinthal durchgeführt hatten (wir berichteten). 61 Personen holten die Rettungskräfte aus dem Gefahrenbereich – immerhin 40 davon mit Lkw, etwa auch vom THW. Wie Kreisbrandmeister und Abschnittsleiter Christian Probst berichtet, hätten die Einsatzkräfte über den Einsatz eines Bootes nachgedacht, angesichts des tödlichen Unfalls in Pfaffenhofen aber davon abgesehen. „Die Strömung war schon extrem.“ Die Laster erwiesen sich zum Glück den Fluten gewachsen. Auch ein Sanka des BRK kam zum Einsatz, da eine künstlich beatmete Person mit einer Trage aus dem Gefahrenbereich gebracht werden musste. Zwei Personen, die schlecht zu Fuß sind, hievten die Retter mit einem Tragestuhl aus ihren Häusern.

Immer wieder vor Ort: Bürgermeister Gerhard Braunmiller.
Immer wieder vor Ort: Bürgermeister Gerhard Braunmiller. © Daniel Krehl

Unter Umständen – bei weiter steigendem Wasser – würden Retter bei einem medizinischen Notfall nicht zu den Betroffenen gelangen. Dies war laut Probst ein Grund für die Evakuierung. Ein anderer, dass sich verschiedentlich Personen in ihren Kellern aufhielten. „Wenn da etwa ein Fenster bricht, haben sie keine Chance“, so Probst. Letztlich hätten sich alle kooperativ gezeigt. Eine große Hilfe sei dabei Bürgermeister Gerhard Braunmiller gewesen, der immer wieder am Einsatzort vorbeischaute. „Das hat die Situation schon beruhigt“, sagt Probst.

Mittelschulturnhalle als Notunterkunft für evakuierte Bürger

Währenddessen wurde die Turnhalle der Miesbacher Mittelschule als Notunterkunft hergerichtet. Letztlich haben dort nach Auskunft des Landratsamts zehn Personen übernachtet, die restlichen fanden anderweitig Unterschlupf. Am Morgen nach der Flut kehrten sie in ihre Häuser in Kleinthal zurück. Die Feuerwehr pumpte noch die letzten Keller leer, und bevor es für die während des Hochwassers vom Netz genommenen Haushalte wieder Strom gab, prüfte eine Fachfirma die Stromanschlüsse jedes einzelnen Gebäudes.

sg

Auch interessant

Kommentare