Sturzflut mit zerstörerischer Kraft: Große Schäden nach Hochwasser im Leitzachtal
Große Schäden an Straßen und Häusern hat die Sturzflut beim Starkregen im Leitzachtal hinterlassen. Vor allem Wörnsmühl und Auerberg wurden schwer getroffen.
Wörnsmühl/Hundham – Woher das Wasser genau kam, lässt sich in Wörnsmühl auch einen Tag nach der großen Flut kaum rekonstruieren. Denn eigentlich kam es von überall her. Über Wiesen und Straßen rauschte die Starkregenflut hinunter in den Ort und verwandelte sich hier in einen gigantischen, reißenden Strom. Der ergoss sich über die Staatsstraße, pflügte durch Gärten und zwischen den Häusern hindurch, ließ Keller und teils sogar Erdgeschosse von Häusern und Geschäften binnen Minuten volllaufen. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar.
„In dieser Größenordnung hat das hier noch niemand erlebt“, sagt Sebastian Händl, Vize-Kommandant der Feuerwehr Wörnsmühl. Bis dato habe man immer gedacht, die Hochwassergefahr gehe vor allem von der Leitzach aus. Doch diesmal war der eigentliche Fluss nur ein Nebendarsteller im dramatischen Naturschauspiel. Eine der Hauptrollen spielte laut Händl die Straße von Effenstätt Richtung Salitersäge. Hier habe das Wasser ein Firmengelände geflutet und gelagertes Material mitgerissen, um sich dann entlang des sonst völlig unauffälligen Bachs an der Staatsstraße Richtung Wörnsmühl zu wälzen.
Feuerwehr arbeitet Einsätze der Reihe nach ab
Gegen 13 Uhr stand der Ortskern dann vollständig unter Wasser, die Staatsstraße war unpassierbar. Zu diesem Zeitpunkt hatte es laut Händl bereits 45 Minuten lang ununterbrochen wie aus Eimern geschüttet. Doch auch die Feuerwehr musste zunächst noch warten, ehe sie eingreifen konnte. „Unsere Leute mussten ja erst mal zum Gerätehaus durchkommen“, berichtet der Vize-Kommandant. Danach habe man – mit laut Händl einmal mehr beispielhafter Unterstützung durch die Kameraden aus Hundham, Elbach und Fischbachau – die betroffenen Gebäude der Reihe nach besichtigt und priorisiert abgearbeitet. Doch nicht überall ließen sich die Keller ohne Weiteres auspumpen. Standen dort Heizöltanks, musste zusätzlich eine Spezialfirma anrücken.
Auch Läden und Gasthäuser betroffen
Darauf wartete die Familie Zenzinger auch am Dienstagnachmittag noch, berichtet Heidi Zenzinger. Die Friseurmeisterin betreibt im Wirtshaus ihres Bruders Christoph einen Salon. Beide wissen noch nicht, wann sie wieder Kunden beziehungsweise Gäste empfangen können. „Solange unser Keller voll ist, können wir nichts ausräumen“, erzählt Heidi Zenzinger. Der Gestank sei schlimm. Obendrein sehe es danach aus, als habe das Hochwasser die Heizung zerstört, wodurch es derzeit kein warmes Wasser im Haus gibt. In Absprache mit der Versicherung habe man nun einen Container für die Entsorgung des beschädigten Inventars angefordert. „Damit wir wenigstens überhaupt etwas tun können.“ An die finanziellen Auswirkungen – nicht zuletzt durch die noch nicht zu beziffernden Verdienstausfälle – wollen sie derzeit noch gar nicht denken.

In dieser Hinsicht schwant auch Bürgermeister Stefan Deingruber Böses auf die Gemeindekasse zukommen. Denn das Hochwasser habe nicht nur in Wörnsmühl, sondern auch vom nördlichen Hundham bis zum Auerberg gewütet. Etliche Gemeindestraßen seien unterspült worden, die Bankette stark weggebrochen. Für die Instandsetzung müsse die Gemeinde aufkommen. Da der Landkreis keinen Katastrophenfall ausgerufen habe, der möglicherweise Türen für staatliche Unterstützung geöffnet hätten, müsse man auf Maßnahmen wie einen Sonderfonds hoffen, um den eh angespannten Haushalt nicht noch weiter zu strapazieren. Um die Straßen zumindest wieder befahrbar und damit die abgeschnittenen Weiler erreichbar zu machen, sei der Bauhof mit tatkräftiger Unterstützung von technisch entsprechend ausgestatteten Landwirten sowie örtlichen Tiefbaufirmen seit Abfließen des Wassers im Dauereinsatz. „Der Zusammenhalt im Ort ist überragend“, berichtet Deingruber stolz und bedankt sich in dem Zusammenhang auch bei den gemeindlichen Feuerwehren.
Staatsstraße bis auf Weiteres nur einspurig befahrbar
Letztere waren bis um 2.15 Uhr am Dienstag gefordert, berichtet Händl. So habe man mitten in der Nacht zusammen mit der Firma Nägele noch ein Bachbett am südlichen Ortsausgang von Wörnsmühl ausgebaggert. Die Arbeiten an der Staatsstraße dauerten derweil bis Dienstagnachmittag an. Aller Bemühungen zum Trotz müsse der Abschnitt zwischen Wörnsmühl und Hundham bis auf Weiteres halbseitig gesperrt bleiben, teilt die Pressesprecherin des Staatlichen Bauamts Rosenheim, Ursula Lampe, auf Nachfrage mit. „Hier müssen die entstandenen Schäden an der Straße näher untersucht und über das weitere Vorgehen entschieden werden.“ Weitere Kontrollfahrten – auch an anderen Straßen – stünden an.
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Zumindest ist Fischbachau damit aus dem Landkreis Miesbach wieder mit dem Auto erreichbar, was am Montag durch das Hochwasser in Kombination mit der baustellenbedingten Vollsperrung der B 307 zwischen Spitzingstraße und Aurach zeitweise nicht der Fall war. „Mehr Pech“, seufzt Deingruber, „geht eigentlich nicht.“
sg