Erding: Archäologie-Preis für den Stadtrat
Bei seinem Neujahrsempfang hat der Archäologische Verein Erding die Förderung der Vereins- und Forschungsarbeit durch OB und Stadtrat mit dem Archäologie-Preis gewürdigt.
Der Neujahresempfang des Archäologischen Vereins Erding (AVE) bleibt ein Publikumsmagnet. Auch bei seiner 13. Ausgabe füllte sich das Foyer im Museum. Vorsitzender und Museumsleiter Harald Krause begrüßte gewohnt gut gelaunt auch eine Reihe von politischen und wissenschaftlichen Vertretern. Über den Archäologie-Preis dürfen sich heuer Oberbürgermeister Max Gotz und der gesamte Stadtrat freuen.
Krause blickte zunächst auf die 2023 beschlossene Novellierung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes zurück. Der AVE hatte sich mit einer Unterschriftenaktion eingebracht, um bei archäologischen Funden die Kosten für die Bauherren abzufedern. Mit einer gewissen Ironie meinte er: „Bis heute gibt es keine Informationen über die Durchführungsbestimmungen. Aber seien sie nachsichtig, bei der Archäologie sprechen wir von Millionen an Jahren.“
Exponierte Lage ideal für Siedlungen
Anschließend erklärte Krause die für archäologische Funde exponierte Lage im Landkreis, dank der Voralpenvergletscherung und der Endstation einer einstigen Moräne. Weil es neben Moorflächen auch viele trockene Stellen gab, sei das Gebiet ein idealer Ort für Siedlungen gewesen. Die ersten gab es in der Mittelsteinzeit vor rund 11 000 Jahren auf heutiger Neuchinger Flur. In der Jungsteinzeit habe die Wanderung von Menschen aus dem Orient begonnen: „Das waren keine Flüchtlinge, sie haben uns ein Kulturpaket gebracht.“ Ausgrabungen in Moosinning und Oberding zeugten davon.
Von der Glockenbecherkultur über die Römerzeit bis zur Bronzezeit – aus allen Epochen gab es im Landkreis bedeutende Funde. Etwa die 2014 ausgegrabenen knapp 800 frühbronzezeitlichen Spangenbarren in Oberding oder das Reiterinnen-Grab in Bergham-Aufhausen. Der frühmittelalterliche Frauensattel sei im vergangenen Jahr aufwendig konstruiert worden und diente als Leihgabe für die Landesausstellung in Freising, so Krause.
Über 800 Stunden haben sich die Mitglieder des AVE ehrenamtlich engagiert, dabei freute sich der Vorsitzende über einen Anstieg auf 236 Personen (2023: 226), die im Verein mitwirken. Vor allem im Baugebiet Haager Straße Ost in Erding gebe es weiter viel zu tun, mit Funden aus der Stein- bis zur römischen Kaiserzeit.
Das Motto des Neujahrsempfangs hieß übrigens „Blick in eine längst vergangene Zeit ohne Kaffee, Kartoffeln und Schokolade“. Diese drei Lebensmittel haben laut Krause erst mit dem Beginn der Neuzeit ab 1492 Einzug in die alte Welt gehalten. Wann der erste Erdinger eine Kartoffel gegessen habe, wusste Krause nicht: „Wer darüber Informationen hat, soll sie melden“, meinte er lachend.
Unterstützer der Heimatkunde
Zum neunten Mal wurde anschließend der Archäologie-Preis Erding verliehen. Johannes Goldes, Preisträger des Vorjahres, schmiedete dafür wieder ein Schmuckstück. Krause beschrieb es als Mix aus Bronze-Anstecker, Kreuzfibel mit Kreisaugen, kombiniert mit der Ornamentik eines Sax, ein mittelalterliches Schwert.
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Den Preis nahm Vize-Bürgermeisterin Petra Bauernfeind stellvertretend für den urlaubenden OB Gotz gemeinsam mit zahlreichen Stadträten entgegen. Die Auszeichnung wurde unter anderem für die Überführung von archäologischem Kulturgut aus Privatbesitz in städtisches Eigentum vergeben. Damit würden Erforschung, Entwicklung und Struktur der Heimatkunde gefördert, so Krause. Auch das Forschungsprojekt „Erding im ersten Jahrtausend“, das seit 2014 läuft, oder die Durchführung der Jahrestagung der Gesellschaft für Archäologie im Jahr 2013 spielten eine Rolle bei der Vergabe. Daher waren auch einige ehemalige Stadträte zur Verleihung gekommen.
113 AVE-Mitglieder hatten über den Preisträger abgestimmt, der sich mit 65:48 Stimmen vor dem Mitbewerber durchsetzte. Krause lobte: „Alle Abstimmungen zu archäologischen Themen im Stadtrat fielen immer einstimmig aus, das freut mich besonders.“
Stellvertretender Landrat Rainer Mehringer, selbst Stadtrat in Erding, lobte den AVE. Es sei wichtig, dass Kultur Platz und Raum finde: „Durch die Archäologie sehen wir, was die Menschen in der Vergangenheit gemeinsam überstanden haben. Wir sollten uns daher nicht von den schlechten Meldungen der heutigen Tage treiben lassen.“
Für die musikalische Gestaltung des Neujahrsempfangs sorgten Rudi Koller und Andreas Biller an der Gitarre, die mit ihren Darbietungen für Momente der Stille und des Nachdenkens sorgten.