„Die Störche husten“: Dorfener Nest muss umgebaut werden

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In Rauchschwaden leben diese beiden Dorfener Störche. Sie brüteten dort auch, doch aus den Eiern schlüpfte nichts. Für die Vögel ist das aber kein Grund, sich einen anderen Standort zu suchen. Sie sind horsttreu.
In Rauchschwaden leben diese beiden Dorfener Störche. Sie brüteten dort auch, doch aus den Eiern schlüpfte nichts. Für die Vögel ist das aber kein Grund umzuziehen. © LBV

Störche sind standorttreu – so sehr, dass sie in Dorfen sogar im Rauch eines Kamins nisten. Der Landesbund für Vogelschutz wird aktiv, die Zuschüsse fehlen aber.

Dorfen – Die Treue von Störchen ist legendär. Allerdings gilt sie dauerhaft nicht unbedingt ihren Partnern, mit ihnen führen sie zumindest eine Saison-Ehe. Zu ihren Nestern kehren die Zugvögel aber Jahr für Jahr zurück. Für ein Dorfener Storchenpaar ist diese Horsttreue nicht gerade gesund. Sie haben ihr Nest auf einem Kamin gebaut, der noch benutzt wird. Sie leben und brüten in einer Rauchwolke. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) will hier nun helfen. Doch auf einmal brechen öffentliche Zuschüsse weg.

„Es haben mich viele Anrufe erreicht, dass die Störche da oben sind und husten“, berichtet LBV-Kreisvorsitzende Uschi Schmidt-Hoensdorf. Also wurde der LBV aktiv. Die Vögel hätten diesen Horst vor zwei Jahren auf einer Werkstatt an der B15-Ortsdurchfahrt vis à vis von Tagwerk gebaut. Sie legten auch Eier, gaben die Brut dann aber auf, erzählt Schmidt-Hönsdorf. „Die haben dort in einem Monat angefangen, als man noch nicht heizen musste: Mai oder Juni“, schildert die 72-jährige Vogelschützerin.

Naturschutz-Etat ausgeschöpft

Der Hauseigentümer habe erklärt, dass er die Heizung nicht abstellen könne, weil damit eine Wohnanlage beheizt werde. Dafür habe sie vollstes Verständnis, sagt die Ehrenamtliche. Gemeinsam habe man eine andere Lösung gesucht, er sei sehr kooperativ gewesen. „Eine Zwangsumsiedlung war auch nicht mehr möglich, weil die Störche schon gebrütet haben“, erzählt die pensionierte Juristin aus Isen. Die Tiere hätten höchstens einen Standort in unmittelbarer Nähe akzeptiert. Da habe sich aber nichts gefunden.

Vogelschützerin Uschi-Schmidt-Hoensdorf bei der Rettung eines Storchs.
Vogelschützerin Uschi-Schmidt-Hoensdorf bei der Rettung eines Storchs. © LBV

Also baut der LBV das Storchenheim um. Der Horst wird höhergelegt: Auf den Kamin kommt ein Gestell und darauf ein Metallkorb, unter dem der Rauch abziehen kann. Schmidt-Hoensdorf war bereits mit dem Metallbauer vor Ort. Der Kamin wurde vermessen, derzeit wird der Metallkorb mit einem Durchmesser von 1,7 Metern gefertigt und verzinkt. „Der Korb muss aus Edelstahl sein, damit er auch hält.“

2200 Euro soll das alles kosten, und der LBV hatte auch mit den üblichen Zuschüssen gerechnet. Bei der Oberen Naturschutzbehörde wurde die Genehmigung zum Abtragen und zur Erneuerung des Horstes beantragt und auch erteilt.

„Aber der Freistaat hat alle Mittel für Naturschutzmaßnahmen auf Eis gelegt. Davon sind auch Maßnahmen wie Biotoppflege betroffen. Allen sind die Hände gebunden“, sagt Schmidt-Hoensdorf über Naturschützer unterschiedlicher Couleur. So müssen auch Wiesenbrütermaßnahmen stark gekürzt werden.

Winterquartier in Eittingermoos

Das teilte die Regierung von Oberbayern Ende 2024 mit. Die Haushaltslage sei angespannt, und auch schon für das Jahr 2025 sei der Haushalt für Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) durch die schon bewilligten Maßnahmen und Projekte fast vollständig ausgeschöpft.

Die LBV-Kreisgruppe sammelt nun Spenden für das Dorfener Storchenprojekt. Durchgezogen wird es auf jeden Fall. Zum Hinaufhieven mittels Hebebühne will Schmidt-Hoensdorf noch bei Feuerwehr oder Bauhof um Hilfe bitten. „Dann werden wir einen Teil Holz einflechten als Beginn, und wir harren der Dinge.“

Auf diesem Kamin in Dorfen ist das verrauchte Storchennest.
Auf diesem Kamin in Dorfen ist das verrauchte Storchennest. © LBV

Im März muss alles fertig sein. Denn dann werden die Bewohner – eines von 17 bekannten Storchenpaaren im Landkreis – zurückerwartet. Die Zugvögel verlassen September oder Oktober ihren Horst. Früher sind nach Afrika geflogen, jetzt geht es eher in den Mittelmeerraum – und für viele auch nur bis ins Eittingermoos.

„Es bleiben immer mehr Störche da“, berichtet Schmidt-Hoensdorf. Letztes Jahr waren 28 in Eittingermoos, heuer 40. „Erstens ist es da schön ruhig und sie finden genug zu fressen. Die haben da einen großen Baum, da übernachten die alle drauf.“ Wie Krähen und Möwen fänden die Störche auch genug Futter beim großen Kompostwerk Wurzer.

Bis vor drei Jahren hätten Störche auf der Liste der gefährdeten Arten gestanden. Mittlerweile gebe es über 2000 brütende Paare in Bayern. „Durch Schutzmaßnahmen konnten sie sich erholen. Wahrscheinlich sind sie auch Klimagewinner.“ Deswegen werde auch kein aktiver Schutz mehr betrieben, erläutert die Vogelschützerin. „Aber wenn ein Storch in Not ist, muss man natürlich helfen.“

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