Neuer Flächennutzungsplan für Dachau: Unternehmerfamilie Hörl fühlt sich von Stadt hintergangen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau
  4. Dachau

KommentareDrucken

Dachauer Vorzeigeunternehmer: Anton (l.) und sein Sohn Matthias Hörl betreiben von Pellheim die europaweit tätige Ziegelei Hörl und Hartmann. Um das alte Firmengelände in Udlding gibt es nun eine Kontroverse mit der Stadt. © Norbert Habschied

Der neue Flächennutzungsplan soll festlegen, wo und wie sich die Große Kreisstadt in den nächsten Jahren entwickeln soll. Die Unternehmerfamilie Hörl ist mit dem aktuellen Entwurf nicht einverstanden.

Dachau – Als Anton und Matthias Hörl im vergangenen Oktober die Zeitung aufschlugen, waren sie „von den Socken“. Die beiden „Dachauer mit Leib und Seele“, wie sich die zwei Unternehmer selbst beschreiben, erfuhren dabei nämlich, dass sich der Stadtrat – mit großer Mehrheit – auf einen Entwurf für einen neuen Dachauer Flächennutzungsplan (FNP) geeinigt hatte. Dessen wichtigste Aussage: Die Stadt soll an ihren Rändern nicht mehr wachsen. Bereiche, die im alten FNP aus den 1980er-Jahren noch als mögliche Wohnbaugebiete ausgewiesen waren, sollen im neuen Plan bevorzugt zur Grünfläche werden. Wachstum nach außen, da waren sich die Räte weitgehend einig, soll es allenfalls noch für Gewerbe geben. In der Vergangenheit gab es im Dachauer Stadtrat Diskussionen über die Wachstumspläne der Stadt.

Rechtliche Grenzen des Flächennutzungsplans: Warum die Hörl-Familie dennoch irritiert ist

Nun ist es so, dass ein Flächennutzungsplan keinerlei rechtlich bindende Wirkung hat. „Er ist nur ein Ziel“, erklärt Oberbürgermeister Florian Hartmann. Die Kommune schreibe darin lediglich die vorgesehene Art der baulichen Nutzung auf. Aus ihm, das ist Hartmann wichtig zu betonen, ergibt sich kein Baurecht!

Dass Anton und Matthias Hörl, die von Pellheim aus eine der modernsten Ziegeleien Europas betreiben und die OB Hartmann als „Vorzeigeunternehmer“ bezeichnet, von den städtischen Entwicklungsplänen dennoch – mindestens – irritiert sind, liegt an einer alten Zusage aus dem Rathaus. Die besagte, zusammengefasst: Die Familie Hörl gibt ihr altes Ziegeleigelände in Udlding auf, dafür wird die über 19 000 Quadratmeter große Industriefläche langfristig zu einem „Wohngebiet mit Kindergarten“ umgewidmet.

Versprochen und Vergessen: das Schicksal des Udldinger Ziegeleigeländes im Flächennutzungsplan

Schriftliche Protokolle der Gespräche, die Mitte der 1980er-Jahre begannen und bis in die 1990er-Jahren regelmäßig fortgesetzt wurden, oder Verträge dazu gibt es nicht. Lediglich einen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1989, in dem das alte Ziegelwerksgrundstück als potenzielles Wohngebiet bezeichnet ist. „Das war für uns wie eine schriftliche Zusage“, betont Unternehmer Anton Hörl. Im Gegenzug ließ er – auf eigene Kosten – eine Rekultivierungsplanung des Areals erstellen. Der Udldinger Weiher verdankt seine Existenz der Hörl-und-Hartmannschen Finanzkraft ebenso wie – im Jahr 1998 – ein „Ideenwettbewerb Udldinger Weiher“. Im Jahr 1999 entschloss sich der Stadtrat dann auch, den FNP von 1989 um diese neuen Ideen für Udlding zu erweitern. Und in den 2000er-Jahren wurde das Neubaugebiet Udldinger Weiher-Nord realisiert.

Das alte Ziegeleigelände dagegen blieb unberührt. „Obwohl wir massiv in Vorleistung gegangen sind“, sagt Hörl, habe die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten keinerlei Initiative ergriffen, das stillgelegte Industriegelände zu entwickeln. Im aktuell geplanten Flächennutzungsplan, dessen Entwurf der Stadtrat im Herbst so begeistert verabschiedete, soll der Stillstand sogar festgeschrieben werden: Dort ist das Areal nur noch als Grünfläche eingezeichnet. Der neue Flächennutzungsplan sieht eine Verdichtung nach innen vor – außen nur noch Gewerbe.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Dachau-Newsletter.)

Was Anton Hörl und seinen Sohn Matthias bei der Sache besonders ärgert: „Dass wir es aus der Zeitung erfahren haben. Man hätte doch mit uns reden können“! Zudem legen sie Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem fraglichen Grundstück um ein ehemaliges Firmengelände handelt. „Die Fläche ist total versiegelt.“

Hörl-Familie fordert Unterstützung von der Stadt Dachau

Angesichts der Krise, in der sich die Bauwirtschaft befindet und die auch Auswirkungen auf den Ziegeleibetrieb Hörl und Hartmann hat, hätte der neue Flächennutzungsplan, mit dem alten Ziegeleigelände nur noch als Grünfläche, für die Familie handfeste finanzielle Auswirkungen: Matthias Hörl: „Es ist ein enormer Wertverlust. Das brächte uns schon in Bedrängnis.“

Aus dem Grund fanden bereits diverse Gespräche statt, mit dem Oberbürgermeister und einigen Fraktionen. OB Hartmann will sich dazu auf Nachfrage der Heimatzeitung nicht öffentlich äußern, die Hörls aber berichten, „positive Signale“ gehört zu haben. Zumal die Hörls ein verlockendes Angebot machen: Wenn sie auf dem alten Ziegeleigelände Reihen-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser sowie eine Kita bauen dürfen, würden sie der Stadt diese Kita mietfrei zur Verfügung stellen.

Sollte ihnen die Stadt aber nicht entgegenkommen, sagt Juniorchef Matthias Hörl klar: „Wir zahlen unsere Gewerbesteuer gern in Dachau. Wir haben uns immer zu 100 Prozent zum Standort Dachau bekannt. Da erwarten wir aber auch, dass sich die Stadt zu uns bekennt.“

Mehr News finden Sie in unserer Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare