Wärmepumpen-Einbau scheitert aus kuriosem Grund: Bayernwerk Netz schickt ein halbes Jahr kein Angebot raus
Es gibt viele Geschichten, die sich um Probleme beim Ersetzen einer Ölheizung durch eine Wärmepumpe ranken. Der Fall von Familie Schaipp aus Ottmarshart lässt einen in Zeiten der Digitalisierung erstaunen, denn die Bayernwerk Netz GmbH schaffte ein halbes Jahr lang nicht, ein Angebot für einen leistungsfähigeren Stromanschluss zu erstellen.
Ottmarshart – Mal fehlt das Material, mal der Handwerker, meist wird’s beim Förderantrag kompliziert. Wer heutzutage auf eine Wärmepumpe wechseln möchte, hat nicht selten seine Probleme, bis alles läuft. Der Fall der Familie Schaipp aus Ottmarshart hat diesbezüglich eine neue Dimension erreicht: Peter Schaipp (55) hatte massive Schwierigkeiten, für sein Elternhaus, in dem seine pflegebedürftige Mutter Agnes Schaipp (85) lebt, einen notwendigen, leistungsstärkeren Stromanschluss zu beantragen, weil die Bayernwerk Netz GmbH ein halbes Jahr lang nicht in der Lage war, das Angebot dafür zu erstellen.
Bayernwerk Netz GmbH schaffte ein halbes Jahr lang nicht, ein Angebot zu erstellen
Peter Schaipp wäre es völlig egal gewesen, ob die Offerte per Mail, Fax, Post, Drohne, Brieftaube zugestellt oder von Robert Habeck persönlich vorbei gebracht wird. Hauptsache das Schreiben kommt. Doch der Agile-Coach im Bereich Software-Entwicklung wartete und wartete und wartete. Erst am 4. März kam das Schreiben der Bayernwerke Netz mit dem Angebot. Beantragt hatte er es im September 2023.
Dabei ist alles so schön angerichtet. Der Energieberater hat beraten. Schaipp hat Handwerker zur Hand. Der Heizungsbauer bekommt im März die Wärmepumpe geliefert und kann sie dann zügig einbauen. Bis Mai sollte die marode Ölheizung ersetzt sein, so der Plan.
Alles war bereit, es fehlte nur das Angebot der Bayernwerk Netz für die Erdverkabelung
Fehlte nur noch das Angebot der Bayernwerk Netz für die Erdverkabelung, die die Freilandleitung samt Dachständer-Stromanschluss ersetzen soll. Dieses wollte Schaipp ratzfatz annehmen. Er kann es de facto gar nicht ablehnen, weil die Bayernwerk als „sein Partner in der Region“, wie die Firma sagt, quasi das „Monopol auf die Leitung hat“, wie Schaipp sagt. Nur: Wenn der neue Stromanschluss nicht rechtzeitig gelegt wird, platzen die Termine mit den Handwerkern und seine Mutter kann möglicherweise lange auf die neue Heizung warten.
Kunde beschreibt ein „Katz-und-Maus-Spiel“
Was nach der Antragstellung begann, nennt Schaipp ein „Katz-und-Maus-Spiel“. Seine Anrufe „versandeten“ mehrfach in der Kunden-Hotline, die einen Rückruf des zuständigen Sachbearbeiters versprach, der jedoch nie kam. Einen sehr kurzen Moment des Glücks erfuhr er, als er tatsächlich einen Sachbearbeiter an der Strippe hatte, der ihm zeitnah einen Vor-Ort-Termin zur Projektierung des neuen Stromanschlusses versprach. Dieser fand tatsächlich statt. Man schrieb da bereits Anfang Februar 2024. Ein Bayernwerk-Mitarbeiter in Fleisch und Blut kam nach Ottmarshart, schaute sich alles an und versprach ein Angebot bis 16. Februar. „Aber ich habe nichts bekommen“, sagt Schaipp und griff erneut zum Telefon. Am 20. Februar dann die Hiobsbotschaft: „Sie haben gesagt, sie sind nicht in der Lage, ein Angebot zu schicken, weil sie IT-Probleme haben. Zwei bis drei Wochen kann die Behebung noch dauern“, sagt Kunde Schaipp – und blieb dran.
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Bei der Bayernwerk Netz gibt es keine funktionierenden Prozesse und keine Führungskraft, die bereit ist, sich den Problemen des Kunden zu stellen.
Er fuhr mit dem Auto zum Firmensitz der Bayernwerke in Unterschleißheim, wo ihm ein Mitarbeiter sagte, was er bereits wusste. „Das System läuft immer noch nicht. Wir wissen selbst nicht, wann es wieder funktioniert. Bitte gedulden Sie sich“, erinnert sich Schaipp an die Worte des Mitarbeiters. Ein Angebot bekam er wieder nicht. Wieder daheim, unternahm er einen letzten telefonischen Anlauf. Er wurde zur Bayernwerk-Zentrale in Regensburg und weiter nach Berlin verwiesen. Der Tenor der Gespräche: „Das IT-System ist aktuell nicht in der Lage, ein schriftliches Angebot zu erstellen.“ Das gelang erst am 4. März, ein halbes Jahr nach der Antragsstellung.
Die Bayernwerk Netz gibt sich einsichtig
Die Bayernwerk Netz gibt sich einsichtig. „Es gab eine EDV-Umstellung. Da ist es nicht unüblich, dass es da zu Umstellungs-Schwierigkeiten kommt“, teilt Pressesprecher Christian Martens mit. Das habe aber nicht dazu geführt, „dass wir arbeitsunfähig gewesen wären. Es führte dazu, dass es zu gewissen Verzögerungen kam. Das ist tatsächlich so.“
Er verstehe, dass dann eine „gewisse Unruhe entsteht, wenn man eine Zeit lang gar nichts hört und man wartet und seine Sache erledigt bekommen möchte“, so Martens. Dass der Kunde Probleme mit den Erreichbarkeiten der Handwerker bekomme, sei „absolut verständlich“. „Vielleicht“, so der Sprecher weiter, „hätten die Informationen ein bisschen direkter und eindeutiger erfolgen sollen. Dann hätte man Abräumen können, was an Unsicherheit, Ungeduld und Unzufriedenheit da war.“ Und dann hatte Martens noch eine gute Nachricht: „Es stehen keine EDV-Probleme mehr dazwischen. Jetzt kommen wir gut gemeinsam durchs Ziel.“
Kunde bestellte nun 1000-Liter Heizöl
Peter Schaipp prangert gar nicht so sehr die mangelnde Kommunikation an. Es gebe bei der Bayernwerk Netz „keine funktionierenden Prozesse und keine Führungskraft, die bereit ist, sich den Problemen des Kunden zu stellen“. Nirgends gebe es kompetente Ansprechpartner. Und nicht nur ihm gehe es so. Sein Energieberater beispielsweise habe ihm erzählt, dass die Bayernwerk Netz auch bei ihm den Anschluss im Privathaus nicht hinbekommt. „Er hat seit Monaten lediglich einen Baustromanschluss.“
Schaipp selbst bestellte vor kurzem 1000 Liter Heizöl, „damit meine Mutter nicht im Kalten sitzen muss. So werden wir die Energiewende nicht schaffen“!
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