„Zehnmal besser als eine Turnhalle“: Zweite Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet

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Am Hans-Urmiller-Ring 49 (Foto) im Wolfratshauser Gewerbegebiet soll eine Unterkunft für bis zu 144 Asylbewerber entstehen - an der Königsdorfer Straße 40 eine weitere für bis zu 150 Geflüchtete. © Hermsdorf-Hiss

Der Bauausschuss hat der Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft an der Königsdorfer Straße in Wolfratshausen zugestimmt. Nicht alle Stadträte sind mit dem Standort im Gewerbegebiet einverstanden.

Wolfratshausen – Im Juli hatte der potenzielle Bauherr mit einem Antrag auf Vorbescheid vorgefühlt: Mit 15:8 Stimmen signalisierte ihm daraufhin der Stadtrat, mit der Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete an der Königsdorfer Straße 40 einverstanden zu sein (wir berichteten). Nun beantragte der Bauwerber, dessen Name nicht genannt wurde, die Baugenehmigung zur Nutzungsänderung. Aus einer bestehenden Werkstatt, einem alten Lokschuppen, soll eine temporäre neue Heimat für bis zu 150 Flüchtlinge werden. Das Gros des Bauausschusses des Stadtrats sagte Ja, gegen den Beschlussvorschlag votierten Dr. Ulrike Krischke und Michael Baindl (beide Bürgervereinigung Wolfratshausen/BVW) sowie Ingrid Schnaller (SPD).

Ursprünglich verfolgte der Bauherr den Plan, die Unterkunft auf dem Grundstück in Containerbauweise anzulegen. Davon ist er abgerückt, die Flüchtlinge sollen – nach Umbaumaßnahmen – in den Nebenräumen des ehemaligen Lokschuppens untergebracht werden.

SPD-Stadträtin Berchtold hat ihre Meinung geändert

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Im Sommer hatte Gerlinde Berchtold (SPD) das Ansinnen abgelehnt. Inzwischen steht sie auf dem Standpunkt, dass „alles besser ist, als in einer Turnhalle zu wohnen“. Zumindest ließen die „kleinen Zimmer“, die im Erd- und Obergeschoss der Gemeinschaftsunterkunft entstehen würden, „wenigstens ein bisschen Familienleben zu“.

Mehrzweckhalle ist seit März 2022 Erstaufnahmeeinrichtung

Berchtold rief wie Dr. Krischke in der Bauausschusssitzung in Erinnerung, dass der Stadtrat das Projekt an der Königsdorfer Straße auch in der Hoffnung gutgeheißen habe, dass spätestens mit dessen Fertigstellung die Mehrzweckhalle in Farchet wieder den Sportvereinen zur Verfügung gestellt wird. Die Halle ist seit März 2022 Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in der Flößerstadt. Dr. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste), Vorsitzender des BCF Wolfratshausen, hatte seine Zustimmung im Juli ausdrücklich an die „Bedingung“ geknüpft, dass das Landratsamt „die Mehrzweckhalle in Farchet wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführt“. Schriftlich zugesagt hat das die Kreisbehörde bislang nicht.

Da im Gewerbegebiet, konkret am Hans-Urmiller-Ring 49, wie berichtet ebenfalls eine Unterkunft für bis zu 144 Asylbewerber gebaut werden soll, könne sie dem Projekt an der Königsdorfer Straße 40 nicht zustimmen, erklärte Dr. Krischke. Laut Bebauungsplan handelt es sich bei dem Grundstück um ein „Sondergebiet für nicht erheblich störende Gewerbebetriebe mit Betriebsunterkünften“. An zwei Standorten im Wolfratshauser Gewerbegebiet „Wohnraum“ für insgesamt rund 300, zum Teil traumatisierte Menschen, zu schaffen, kommt für Krischke aus sozialen Gesichtspunkten nicht in Frage.

Regierung von Oberbayern wäre der Betreiber

„Zehnmal besser als eine Turnhalle“ sei die an der Königsdorfer Straße geplante Unterkunft, stellte Hans-Georg Anders (Grüne) fest. Insbesondere, da die Geflüchteten nun „in einem festen Gebäude“ wohnen könnten und nicht in Containern. Der Standort liege „am Rande des Gewerbegebietes“, sagte Anders mit Blick auf die zweite geplante Unterkunft am Hans-Urmiller-Ring. Einen „sozialen Brennpunkt“ stelle das Gewerbegebiet nicht dar.

Das Fachgremium gab dem Antrag auf Baugenehmigung mit 7:3 Stimmen statt. Betrieben würde die Einrichtung laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) vom Mieter, der Regierung von Oberbayern.  cce

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