„Daheim sicher altern: So geht‘s“: Eine Beratungsstelle für den gesamten Landkreis wurde jetzt in Grafing eröffnet. Geboten werden auf 280 Quadratmetern viele praktische Beispiele, die den Alltag erleichtern.
Grafing – Hier kann einer was lernen. Zum Beispiel, wenn er oder sie mit dem behindertengerechten Aufzug am Marktplatz 5 in Grafing in die neuen Ausstellungsräume ins Dachgeschoss über der Wildbräugaststätte will. Man muss, wohl aus Sicherheitsgründen, beim Fahren dauerhaft mit dem Finger auf der Stockwerkstaste bleiben, sonst geht es nicht nach oben. Das und vieles andere ließ sich Grafings Bürgermeister Christian Bauer bei der gut besuchten Einweihung des „Kompetenzzentrums Barrierefreiheit und Pflege“erklären. Der Landkreis Ebersberg geht damit neue Wege und entsprechend groß war der Rahmen, in dem das Projekt jüngst der Öffentlichkeit vorgeführt wurde.
Novum in Bayern
Landrat Robert Niedergesäß betonte bei der Eröffnung, das Zentrum sei in dieser Form ein Novum in Bayern. Groß war deshalb auch das Lob des stellvertretenden Bezirkstagspräsidenten Rainer Schneider, der die Notwendigkeit dieses speziellen Angebotes für ältere Menschen bestätigte: „Es braucht ein neutrales Beratungsangebot.“
Bestehenden Wohnraum umrüsten
Im Kompetenzzentrum gibt es viele praktische Beispiele „wie man bestehenden Wohnraum umrüsten kann, damit er auf die Bedürfnisse im Alter passt“, so Niedergesäß. Auf 280 Quadratmetern werden 200 Hilfsmittel präsentiert, die den Menschen auch im höheren Alter den Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglichen sollen. Dazu aber müssen diese oft umgerüstet werden. Es geht um die Bereiche Wohnraum, Küche, Schlafzimmer und besonders auch das Bad, das für unsichere, ältere Menschen oft ein Gefahrenpotential birgt.
Rechtzeitig informieren
Die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen gehört zu den Kernkompetenzen des Bezirkstags Oberbayern als überörtlicher Träger der Sozialhilfe. Schneider ermunterte die Klientel im Landkreis, sich „Gedanken zu machen, wie möchte ich wohnen im Alter und was brauche ich dazu.“ Wichtig sei dabei, sich rechtzeitig mit diesen Fragen zu beschäftigen und nicht erst dann, wenn es so weit ist. „Denn dann pressiert’s!“
Individuelle Beratung
Ergänzt wird das Angebot der Dauerausstellung durch eine individuelle Beratung rund um Fragen der Pflege oder auch um eigene Informationsveranstaltungen zu Schwerpunktthemen. Landrat Niedergesäß lobte das Angebot als zukunftsweisend: „Hier gibt es kostenlose, neutrale und unabhängige Beratung. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement, das dazu beiträgt, dass sich auch die älteren und pflegebedürftigen Mitmenschen im Landkreis gut aufgehoben fühlen.“
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Dank an Sponsoren
Der Dank des Landrats galt den Partnern und Sponsoren, die die Realisierung des Projekts unterstützten und damit ermöglicht haben. Sein besonderer Dank galt stellvertretend für alle dem Hauptsponsor, der „Clarissa & Michael Käfer Stiftung“, die auch das Catering für die Einweihung übernahm. Clarissa Käfer zeigte sich in ihrer Grußadresse beeindruckt von den hier präsentierten „vielen Kleinigkeiten, die den Alltag einfacher machen“. Alle im Kompetenzzentrum ausgestellten Hilfsmittel können von den Besuchern kostenlos auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden.
Unter den Gästen war auch Hausherr und Bräu Gregor Schlederer. Für ihn war das Ausräumen des historischen Dachgeschosses mit Sichtbundwerk zum Zwecke der Neugestaltung eine Begegnung mit der Vergangenheit. „Ich habe noch viele Sachen von meinem Großvater gefunden“, erzählte er im Gespräch mit der Ebersberger Zeitung.
Finanziert wird das neue Kompetenzzentrum in Grafing zu zwei Dritteln durch die Kranken- und Pflegekassen, teilt das Landratsamt mit. Ein Sechstel steuere der Bezirk Oberbayern bei und das restliche Sechstel in Höhe von rund 45 000 Euro trage der Landkreis. Darüber hinaus gebe es zusätzliche Förderungen durch das Landesamt für Pflege in Höhe von rund 7500 Euro pro Jahr sowie 10 000 Euro jährliche zusätzliche Förderung des Bezirks Oberbayern für Wohnberatung.
Zugang über den Wildbräuhof
Der Zugang zum neuen Zentrum ist über den Durchgang zum Wildbräuhof möglich, wo früher der BRK-Stützpunkt am Marktplatz war. Dort kann in den Lift eingestiegen werden. Mobilere Besucher können auch die Treppe nehmen und sich dabei gleich mit einem Treppenlift vertraut machen. Der Landkreis sucht noch weitere Sponsoren, die sich dafür im Inneren auf großen Tafeln präsentieren dürfen.