Vorfall an Silvester - Younes schoss Rakete in Berliner Haus: "Haben es geklärt, von Araber zu Araber"

Das Video ist nur ein paar Sekunden lang: Der Influencer Atallah Younes (24) steht vor einem mehrstöckigen Wohnhaus in Berlin, trägt eine weiße Daunenjacke und eine Pelzmütze. In seiner Hand hält er eine Silvesterrakete.

Er zündet die Rakete für das „new year“, das neue Jahr, wie er auf Englisch sagt, an. „Pass auf, dass die Rakete sich nicht dreht“, warnt ihn noch eine Männerstimme. Younes zielt mit der Rakete auf das Haus, der Feuerwerkskörper fliegt aus seiner Hand in ein offenes Fenster und explodiert. Ein heller Lichtschein ist zu sehen. Im Video sieht man, wie Younes wegrennt. 

Später wird bekannt: Die Rakete ist ein Kinderzimmer geflogen, nur durch Glück wurde niemand verletzt. Die Folge: Die Berliner Polizei ermittelt gegen den 24-Jährigen – wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung.

Younes stammt aus dem Westjordanland: Er spottet über deutsche Behörden

Mittlerweile hat Atallah Younes, der nach eigenen Angaben aus dem Westjordanland kommt, das Video auf TikTok gelöscht, und erklärt nun, dass er sich bei dem betroffenen Anwohner in der Wohnung entschuldigt habe. Doch er zeigte wenig Verständnis für die Ermittlungen gegen ihn – und spottet über deutsche Behörden. 

Gegenüber „Zeit“ erklärt Younes, dass es ein Fehler gewesen sei, was er gemacht hat. Das Ganze sollte ein Spaß für seine Follower sein – als Influencer postet er vor allem Comedy. 

„Ich wollte niemanden absichtlich verletzen“

Zwei Wochen lang sei er in Deutschland, um in Berlin und München Beiträge zu produzieren. Er habe viele Freunde im Land, viele von ihnen Palästinenser. Er kenne die deutschen Gepflogenheiten nicht, so Younes .

„Ich weiß auch nicht, wie eine Rakete funktioniert.“ Er habe sie in einem Laden gekauft, um Silvester auch mal zu erleben. Der Gefahr sei er sich nicht bewusst gewesen, sagt er. „Ich wollte niemanden absichtlich verletzen.“ Es tue ihm sehr leid.

„Von Araber zu Araber, von Angesicht zu Angesicht“

Younes habe sich mit dem betroffenen Anwohner, einem kurdischen Libanesen, getroffen und ihn um Entschuldigung gebeten. Ein Video von dem Treffen hat er auf TikTok gepostet. 

„Wir haben das persönlich geklärt“, sagte er in der „Zeit“ über das Gespräch. „Von Araber zu Araber, von Angesicht zu Angesicht.“

Younes will Deutschland wieder verlassen

Deshalb frage er sich nun, was „die Deutschen und die Behörden“ noch von ihm wollen. „Was will die Polizei denn von mir? Denken die, ich bin ein Flüchtling?“ 

Und weiter: „Ach, ya alman“ – Mann, ihr Deutschen. Dass er eine Straftat begangen haben könnte, scheint ihm noch nicht bewusst zu sein. 

Younes erklärt, er wolle den Vorfall schnell vergessen und Deutschland verlassen. Es sei sein vorerst letzter Besuch gewesen.

Von Martin Gätke