Problem wegen Kesselberg-Sperre nur verlagert? Sorge wegen Motorrad-Posern am Sylvenstein – „War extrem“

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Viel los war am Sonntag am Sylvenstein. Die Strecke von Lenggries nach Vorderriß über B13 und B307 erfreut sich immer größerer Beliebtheit in der Motorrad-Szene. © Patrick Staar

Viel los war an den vergangenen Wochenenden am Sylvenstein. Die Strecke von Lenggries nach Vorderriß erfreut sich in der Motorrad-Szene immer größerer Beliebtheit. Dabei gibt es Probleme mit Rasern und Posern.

Lenggries – Die ersten schönen Wochenenden der Saison lockten zahlreiche Biker auf die Straßen im Tölzer Land. Seit eine der beliebtesten Cruiser-Strecken, der Kesselberg, in den Sommermonaten täglich von 15 bis 22 Uhr für bergauffahrende Motorradfahrer gesperrt ist (wir berichteten), scheint nun die kurvige Strecke von Lenggries über den Sylvenstein und nach Vorderriß zum Hotspot in der Szene zu werden. An den beiden vergangenen Wochenenden gab es auf dieser Strecke vier Motorradunfälle mit sechs Verletzten. Der Arbeiterwohlfahrt, die in Vorderriß ein Kinderferienheim mit 38 Plätzen betreibt, sind die vielen, aber vor allem die zu schnell fahrenden Biker ein Dorn im Auge.

„Die letzten Wochenenden war es extrem“: Sorge wegen Motorrad-Posern am Sylvenstein

Camilla Plöckl, Vorsitzende des AWO-Kreisverbands, ist besorgt: „Das Ferienheim liegt direkt an der B307. Dort rasen jetzt immer mehr Motorradfahrer vorbei“, sagt sie. „Das Landratsamt hat zwar bereits ein Warnschild montiert, aber wenn Gruppenwechsel sind, ist die Gefahr durch die Raser immens.“ Ein Unfall könne im schlimmsten Fall „lebensgefährlich“ enden, mahnt sie. „Die letzten Wochenenden war es extrem, wie viel da los war.“ Zwar würde es auch einige geben, die vernünftig fahren, „aber leider sind mal wieder viele schwarze Schafe unter den Bikern.“ Lärm sei ein weiteres Problem.

Von der Webcam aus war reges Treiben zu beobachten. Gegen 15.15 Uhr waren die Parkflächen auf dem Damm voll mit Motorrädern.
Von der Webcam aus war reges Treiben zu beobachten. Gegen 15.15 Uhr waren die Parkflächen auf dem Damm voll mit Motorrädern. © Webcam Wasserwirtschaftsamt Weilheim

Kürzlich fuhr Plöckl beruflich mit dem Auto zum Ferienheim. „Ich habe mich total erschrocken, weil ich dachte, ein Mensch liegt neben der Straße, und es ist ein Unfall passiert.“ Bei genauerem Betrachten sei ihr allerdings schnell klar geworden, dass es ein Motorradfahrer war, der mit seiner Kamera neben der Straße lag, um einen anderen beim rasanten Fahren auf seiner Maschine zu fotografieren. „Das ist jetzt der neuste Trend. So wie am Kesselberg in der Schaukurve werden nun Fotos und Videos gemacht, wie die Biker teils waagrecht am Boden liegend durch die Kurven schießen.“

Polizei will aus den jüngsten Vorfällen noch keinen Trend ableiten

Camilla Plöckl sieht hier einen direkten Zusammenhang mit der Sperrzeit am Kesselberg. „Seit die Regelung wieder greift, hat sich die Situation am Sylvenstein dramatisch verschlechtert“, betont sie. „Ich muss beruflich öfter zu dem Haus, privat würde ich schon gar nicht mehr an schönen Tagen Richtung Vorderriß fahren. Immer, wenn ich auf der Strecke unterwegs bin, habe ich Angst vor einem Unfall mit einem Motorradfahrer.“ Auch für Radfahrer sei die Situation prekär. „Schließlich gibt es dort keinen Radweg. Das Ganze ist also auch eine große Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer.“

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Lars Werner von der Tölzer Polizeiinspektion: „Aktuell haben wir den Eindruck, dass sich der Schwerpunkt vom Kesselberg etwas an den Sylvenstein verlagert.“ Die Polizei sei für die Aufnahme der Unfälle jeweils vor Ort gewesen. „Und da war auch ansonsten viel los“, bestätigt er. Dennoch sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, finale Schlüsse zu ziehen. „Es waren jetzt die ersten schönen Tage der Saison, da ist immer was los.“

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Einen Anstieg der Unfallzahlen könne man aktuell – auch nach den jüngsten Unfällen – noch nicht belegen. „Da muss man die Situation erst weiter beobachten.“ Eine vergleichende Statistik macht laut Werner erst gegen Ende der Saison Sinn. „Wir haben das Thema aber auf dem Schirm.“ Konkret bedeutet das: „Die Polizei ist vermehrt vor Ort und führt auch Kontrollen durch.“

Am Sylvenstein wurde zuletzt ein Motorrad-Raser mit über 100 km/h zu viel geblitzt

Roman Gold, Leiter der Kontrollgruppe Motorrad, sagt: „Der Sylvenstein war schon vor der Kesselberg-Sperre ein Hotspot sowohl bei Motorradfahrern als auch in der Autoposer-Szene. Aber natürlich hat sich das seither nochmal ganz deutlich verstärkt.“ Generell müsse man auch sehen, dass die Anzahl der Motorradfahrer stark zunehme. „Es gab noch nie zuvor in Bayern so viele Krafträder. Aktuell sind die Zulassungszahlen bei über einer Million.“

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Mit Blick auf die Unfallzahlen am Sylvenstein und Umgebung meint auch Gold, dass man noch nicht von einem Unfallschwerpunkt sprechen könne, gleichzeitig macht er aber auch klar: „Das ist schon irre, was da teilweise los ist.“ Die Polizei führe dort regelmäßig Schwerpunktkontrollen mit Geschwindigkeitsmessungen durch. „Da sind schon horrende Auswüchse dabei, neulich wurde einer mit 100 km/h zu viel auf der Landstraße geblitzt.“ (feb)

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